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08.03.2018

300 Jahre alte Eiche musste in Hattorf fallen


“Frederike“ machte die starke Verletzung der Eiche deutlich, die sie nach 300 Jahren zu Fall brachten

...von Petra Bordfeld

Sie hat Napoleon und die beiden Weltkriege überstanden und hielt zuletzt auch den wilden Sturm „Frederike “. Weil aber ein Starkast der Naturgewalt doch nachgegeben hatte, wurde deutlich, was mit häufig geforderten „zurückschneiden“ von Bäumen angerichtet werden kann. Denn der Eiche, die auf dem Gelände des Rathauses stand, wurde in einem vom Boden aus nicht sichtbaren Hohlkehlbereich am Stammanlauf, vor zwölf Jahren ein Starkast entfernt.

Matthias Franziskowski, Fachbereichsleiter „Daseinsvorsorge und Infrastruktur“ der Samtgemeinde Hattorf am Harz blutet das Herz. „Aufgrund der Größe der Astungswunde hat hier der Baum den Wettlauf mit dem Pilz verloren und die Fäule ist tief im statischen Schwachpunkt des Kronenanlaufbereiches vorgedrungen“.
Seit fünf Jahren versucht er sich als Aufklärer zum Thema „Baum und die vermeintlich richtige Pflege Kronenbeschneidung“.

Leider stoße er dabei immer wieder auf wenig Akzeptanz im Bereich der Bürgerschaft weil viele den Baum als Zierpflanze definieren, die nach Lust und Laune beschnitten oder auch abgeholzt werden kann, wenn das Laub stört oder die Form nicht passt.
„Generell ist jede Astungswunde größer als ein zwei EURO Stück eine potentielle Eintrittspforte für holzzersetzende Pilze, alles was größer als ein DIN-A 5 Blatt ist, ist bereits als absolut kritische Verletzung zu sehen, die hohe Folgekosten und übersteigerten Pflege- und Beobachtungsaufwand erfordert“, so der Fachmann. „Unter dem Mikroskop kann man sich den Holzkörper wie ein Bündel Strohalme vorstellen. Liegen diese Leitungsbahnen frei und der Baum schafft es aufgrund der Verletzungsfläche nicht rechtzeitig, diese von innen und vom Rand her abzuschotten, dann hat der Baumpilz leichtes Spiel und man bekommt selbst eine dreihundertjährige Eiche binnen einer Dekade zum Auseinanderbrechen“, mahnte Franziskowski weiter.

Bäume müssten so früh wie möglich mit Augenmaß und vorausschauend beschnitten werden und nicht erst dann, wenn sie schon eine stattliche Größe erreicht haben, erklärte er. Dabei sollte jeder daran denken, dass die Krone des Baumes der „Motor“ für die Photosynthese ist sowie eine ausgeglichene Statik im Freistand garantiert. Der Baum wird beim falschen Beschnitt nämlich versuchen, den Kronenflächenverlust durch „Panikreiser“ auszugleichen, was wiederum erhöhte Folgekosten durch ständiges Nachschneiden verursacht. Ein Teufelskreislauf entsteht.

„Natürlich gibt es immer Ausnahmen wie etwa Gefahr im Verzug, Lichtraumprofil, oder wenn Gebäude drohen beschädigt zu werden“, führte Franziskowski an. „ Jedoch entbehrt eine häufig geforderte Vollkappung oder einen Krüppelschnitt durchführen zu lassen, weil das Laub fällt, jeglicher fachlichen Praxis. Wenn ich das gut heißen solle, hätte ich den falschen Beruf gewählt“, erwiderte Franziskowski.
Sollte man sich im Privaten überlegen, einen Unternehmer zu beauftragen, so sollte man auf entsprechende Zertifikate des Fachbetriebes achten. „Mit Unternehmern, die in Ihrem Portfolio neben professioneller Baumpflege auch Innenausbau, Bagger- und Transport sowie Maler- und Elektrikarbeiten und was nicht noch alles anbieten, habe ich weniger gute Erfahrungen. Sie sind in der Regel die günstigsten, aber nicht die wirtschaftlichsten“, berichtete der Amtsleiter aus seiner langjährigen Praxis.

Eine Ausnahme hat es jetzt in der Stockenbleek Straße in Hattorf gegeben, dort mussten drei Bäume gefällt werden, weil bereits massive Schädigungen an der Bausubstanz eines Privatgebäudes drohten. Das ausgewählte zertifizierte Fachunternehmen bewies absolute Professionalität. Denn die Bäume mussten mit einen Mobilkran über das Dach des betreffenden Hauses gehoben werden, weil eine Fällung durch die Platzverhältnisse unmöglich war. Und genau die „schwebten“ gefahrlos drüber weg.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


einer der drei Bäume „schwebt“ über das ach des Wohnhauses hinweg

Die Wildkirsche ist auf der anderen Seite des Hauses angekommen

Auch dieser „Wunde“ einer andern Eiche ist anzusehen, dass sie nicht verheilt ist

 

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