Politik / Wirtschaft / Bildung

07.03.2018

Hunderte demonstrierten vor dem Göttinger Kreishaus gegen Schulschließung


Eltern aus der Gemeinde Bad Grund und Bad Sachsa zeigten Solidarität und demonstrierten gemeinsam mit den Hattorfern/Am Nachmittag kam dann eine gute Nachricht für Hattorf

Von Herma Niemann

Göttingen. „Bei der Stadtentwicklung sind sie fix – für die Bildung tun sie nix“ oder „R.I.P. – Bildung vom Aussterben bedroht“ konnte man gestern in Göttingen auf zahlreichen Plakaten lesen.

Denn die Eltern machen jetzt mobil und demonstrierten gemeinsam mit Plakaten, Bannern und Trillerpfeifen vor dem Göttinger Kreishaus. Sie wollen sich nicht kampflos dem Willen der Kreisverwaltung ergeben, die die Oberschulen in der Gemeinde Bad Grund und Bad Sachsa schließen und die Oberschule Hattorf zu einer Außenstelle von Herzberg machen will.

Viel zitiert wurden die Worte des Kreisdezernenten Marcel Riehtig, der in der vergangenen Woche auf dem Pressegespräch sagte: „Wir reden hier nicht mehr über das „ob“, sondern über das „wie“ und „wann“ die Oberschulen Badenhausen und Bad Sachsa geschlossen werden“. Und bei all der Aufregung, Empörung und Wut bewiesen die Teilnehmer aus der Gemeinde Bad Grund noch jede Menge Humor und Kreativität bei ihren „Kampfansagen“. So zum Beispiel mit dem Spruch auf einer Schultafel: „Die Frage ist nicht ob wir Euch abwählen, sondern wann und wie“.

Aufgerufen zu der Demonstration hatte die Elterninitiative aus Hattorf, denn gestern wurde im Kreisausschuss über das Schicksal der Oberschule Hattorf entschieden. In diesem Fall zumindest erreichte unsere Redaktion am späten Nachmittag eine gute Nachricht. Bei einem Gespräch am Montagabend in Hattorf, zu dem der Vorsitzende des Hattorfer SPD-Ortsvereins, Lutz Riemann, eingeladen hatte, einigte man sich einstimmig darauf,  das die OBS Hattorf eigenständigbleibt, solange die Schülerzahlen es zulassen. Die Außenstelle Wulften wir zum Schuljahr 2019/20 geschlossen.

Dieser Antrag wurde im Kreisausschuss verabschiedet und gilt damit als endgültig beschlossen. Weiter erreichte uns auch die Information, dass die SPD-Abgeordnete im Kreistag, Elke Kreth-Schumann, wohl nicht wie in der Hattorfer Resolution beschlossen, die Mehrheitsgruppe SPD/Grüne/FWLG verlassen wird. Anwesend bei dem Gespräch waren neben dem Vorstand des Ortsvereins und der SPD-Samtgemeindefraktion auch der Landrat Bernhard Reuter, Kreisdezernent Marcel Riethig, der SPD-Landtagsabgeordnete Karl Heinz Hausmann und der SPD-Fraktionsvorsitzende im Kreistag Reinhard Dierkes.

Die Demonstration vor dem Kreishaus verlief gesittet, aber lautstark und mit Nachdruck. Das Engagement der Betroffenen, sogar über den eigenen Tellerrand hinaus, ist bemerkenswert, aber auch verständlich. Bad Sachsaer, Bad Grunder und Hattorfer Bürger vernetzen und informieren sich, zeigen Solidarität und stehen Seite an Seite. Nicht nur die Regionalzeitungen, auch der Rundfunk und das Fernsehen zeigten Interesse und berichteten von der Demonstration.

Viele der Demonstranten zeigten sich verärgert darüber, dass es nicht nur im Wahlkampf zum Niedersächsischen Landtag im vergangenen Jahr noch von der SPD hieß: den ländlichen Raum stärken und mehr in die Bildung investieren. Aber genau die Mehrheitsgruppe aus SPD/Grüne/FWLG im Göttinger Kreistag ist es, die nun den Vorschlägen der Kreisverwaltung folgt, und für die Schulschließungen stimmt. Was jetzt jedoch mit den geplanten Schulschließungen hinter verschlossenen Kreistagstüren vorbereitet und vielleicht im Grunde auch schon entschieden wurde, ist nicht nur das Gegenteil der Wahlversprechen, sondern im Grunde auch eine Verhöhnung der Wähler und vielleicht auch eine Entmündigung der Menschen im Altkreis Osterode.

Seit Freitag ist eine Online-Petition in Umlauf, die bereits nach 24 Stunden schon über Tausend Unterschriften zusammen hatte. Momentan aufgelaufen sind bereits über 1300 Unterschriften. Zudem gehen inzwischen auch junge Schüler in der Gemeinde Bad Grund sozusagen „Klinkenputzen“. Sie gehen von Haus zu Haus und sammeln Unterschriften für den Erhalt ihrer Schule. In der kommenden Woche soll in der Oberschule Badenhausen ein Elternabend stattfinden, bei dem der Kreisdezernent Marcel Riethig vor Ort über die Pläne der Kreisverwaltung informieren möchte.


„Die Frage ist nicht ob wir Euch abwählen, sondern wann und wie“. Während der Vorbereitungen für die Demonstration in Göttingen bewiesen die Teilnehmer aus der Gemeinde Bad Grund Humor und Kreativität.


Bemerkenswertes Engagement:

mit Privatautos, Bussen und der Bahn kamen am Dienstag hunderte Demonstranten zum Göttinger Kreishaus, um gegen die geplanten Schulschließungen zu demonstrieren.




 

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