Politik / Wirtschaft / Bildung

24.02.2018

Wichtiger Etappensieg für Schüler und Eltern


Schulausschusssitzung in Göttingen brachte Aufschub für die Oberschule Hattorf

von Christian Dolle

Der Sitzungssaal des Kreishauses in Göttingen war am Donnerstag bis auf den letzten Platz gefüllt. Sogar auf dem Gang davor standen noch Eltern und Schüler der Oberschule Hattorf, die den Ausgang der Schulausschusssitzung mit Spannung erwarteten. Schließlich ging es um nicht weniger als die Aufhebung der Schule. Deren Zukunft sei laut Prognosen nicht mehr garantiert, erläuterte Kreisrat Marcel Riethig zu Beginn, zudem gehe Schulleiter Klaus Wagner zum Ende des Schuljahres in den Ruhestand und diese Stelle sei dann kaum noch zu besetzen.

Schon bei diesen ersten Ausführungen regte sich leiser Protest, so dass Riethig noch deutlicher wurde. „Die Außenstelle Wulften hat aus meiner Sicht keine Zukunft“, sagte er, eine Sanierung des Gebäudes würde einen „Millionenbetrag“ kosten. Daher sei es sinnvoll, diesen Standort zu schließen und den Standort Hattorf zu einer Außenstelle der Oberschule Herzberg zu machen. Auch Elternbefragungen hätten diese Vorgehensweise nahegelegt, da die Zweizügigkeit in den kommenden Jahren nicht mehr gewährleistet sei. Beide Standorte zu Außenstellen umzuwandeln ist übrigens nicht möglich, da eine Schule nur eine Außenstelle haben darf. Somit spreche aus Sicht der Verwaltung alles für diese Vorgehensweise.

Noch mehr Schulschließungen

Obwohl es im Saal weitestgehend ruhig blieb, war die Proteststimmung der angereisten Eltern und Schüler deutlich zu spüren und verleitete den Kreisrat zu weiteren Ausführungen. Obwohl die demografische Entwicklung im Altkreis Osterode dramatischer sei als im Altkreis Göttingen, seien in Göttingen zwei Schule geschlossen worden, in Osterode bis jetzt nicht. „Wir werden aber Schulen im Landkreis schließen müssen“, machte Riethig deutlich, „als nächstes werden wir über Bad Grund und Bad Sachsa diskutieren.“

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, meldete sich der Ausschussvorsitzende Karl Heinz Hausmann zu Wort, als Kompromiss zum massiven Protest der Hattorfer unterbreitete die Gruppe SPD, Grüne und Freie Wählergemeinschaft nun einen Beschlussvorschlag, nach dem die Schließung um ein Jahr verschoben wird, damit es Zeit gibt, alles in Ruhe abzuwickeln. Dagegen sprach sich Jens Haepe (CDU) aus. Diesen „Todesstoß“ für Hattorf könne er als Schulleiter (der Oberschule mit Gymnasialzweig in Friedland, Anm. d. Verf.) nicht nachvollziehen. Es gebe viele kleine Schulen im Landkreis, die hervorragende Arbeit leisten, genau wie eben auch die OBS Hattorf und daher plädiere seine Partei für die Ausschreibung der Schulleiterstelle hält aber auch die Fusion beider OBS mittelfristig für sinnvoll.

Nicht belastbare Prognose

Nach einigen weiteren Wortmeldungen wurden dann erst einmal Statements der Hattorfer zugelassen. Schulleiter Wagner machte deutlich, dass seine Schule mit 242 Schülern durchaus nicht zu den kleinsten gehöre und zudem mit mehreren Qualitätssiegeln ausgezeichnet sei. Ihm persönlich könne es beinahe egal sein, doch hier gehe es um die Kinder, denen eine hervorragende Schule genommen werde.

Anschließend kritisierte Dirk Pejril als Vertreter der Elternschaft die vorab durchgeführte Elternbefragung. Diese sei „undurchsichtig“ und „unsauber“ gewesen, die Prognose daher „nicht belastbar“, stellte er fest und appellierte: „Tun Sie der Zukunft der Kinder einen Gefallen und lassen Sie ideologische Streitigkeiten, wenn es um Schule geht.“

Nach einer Unterbrechung, die für die Schüler und Eltern noch einmal bange Minuten bedeutete, stellte Dr. Thomas Carl Stiller (FDP) den Antrag, die Entscheidung aufgrund der neuen Ausgangslage noch einmal zu vertagen und in dieser Zeit die Stelle des Schulleiters erst einmal auszuschreiben und zu sehen, was passiert. Für den Vorschlag bekam er Zuspruch seitens der Linken, der Elternvertreter im Ausschuss und auch der Lehrkräfte.

Letzte Unklarheiten

Es herrschte dann zunächst noch einmal Unklarheit darüber, über welchen Antrag nun zuerst abzustimmen sei. Über den der Gruppe SPD, Grüne und Freie Wählergemeinschaft. Er wurde mehrheitlich abgelehnt. Der Antrag auf Vertagung hingegen mehrheitlich angenommen. Auch hier gab es wiederum eine Unklarheit, nämlich ob damit auch beschlossen sei, die Stelle des Schulleiters auszuschreiben. Nach kurzer Diskussion darüber, ob dieser Punkt Teil des mündlich formulierten Antrags war, bestätigte Riethig auch diesen Punkt.

Zwar ist damit noch nichts endgültig entschieden, doch haben die Hattorfer erst einmal einen wichtigen Etappensieg errungen. Das bestätigte auch Bürgermeister Henning Kruse, der sagte: „Auf einen so guten Ausgang haben wir ehrlich gesagt kaum zu hoffen gewagt.“ Dennoch war dies sicher nicht das letzte Kapitel der Geschichte und nach den Worten des Kreisrats geht es anschließend ja für Bad Grund und Bad Sachsa weiter.


Marcel Riethig

Dirk Pejril und Klaus Wagner

Jens Haepe

Dr. Thomas Carl Stiller diskutierte mit Eltern

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