Service / Leserbriefe

22.01.2018

Offener Brief zum Thema Flüchtlingshilfe

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

seit knapp zwei Jahren betreuen Herr Dolle und ich eine mittlerweile sechsköpfige Familie aus Syrien. Wir haben uns im Februar 2016, die Flüchtlingskrise befand sich auf einem Höhepunkt, dazu entschieden, weil wir der Meinung waren und auch noch sind, dass man nicht nur reden darf, sondern auch helfen muss.

In diesen zwei Jahren haben wir sehr viel gelernt und mindestens genausoviel erlebt. Von Kindesentziehung bis Neugeburt, vom Ausländeramt über Elterngeld und Kindergarten bis hin zu den unterschiedlichsten Schulen. Wenn wir mal nicht weiter wussten, waren die Familien Augat und Maniatis immer ansprechbar und hilfsberei. Vielen Dank dafür. Der Umgang mit den Behörden war nicht immer leicht, wohl auch, weil es für alle Beteiligten Neuland war/ist.

Mittlerweile sind die Kinder im Kindergarten bzw. Schule gut versorgt und auch die Eltern sind auf einem guten Weg. Sie haben Sprachkurse besucht und der Papa der Kinder hat auch schon am Integrationskurs teilgenommen und den Führerschein erworben.

Bis jetzt haben wir zusammen viel erreicht. Trotzdem sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, an dem uns die Perspektiven für die Familie fehlen.

Leider haben beide Eltern keinen in Deutschland anerkannten Beruf erlernt. Dies ist auch der Grund für diesen offenen Brief. Für die Ausbildung scheint niemand zuständig zu sein. Da die Eltern ohne Ausbildung in Deutschland nicht in einen Beruf zu vermitteln sind, haben wir einen Praktikumsplatz besorgt. Hierfür wird ein Gabelstaplerschein verlangt. Trotz intensiver Bemühungn, bei den unterschiedlichsten Stellen, ist es anscheinend nicht möglich, diesen finanziert zu bekommen. Selbst das Jobcenter will diesen nicht bezahlen. An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei Frau Spillner für Ihr Engagement bedanken, auch wenn es leider nicht erfolgreich war.

Um den zu uns gekommenen Flüchtlingen eine Chance zu geben, ist deutlich mehr Förderung von nöten, um dann auch was fordern zu können. So wird die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt nicht gelingen. Nicht alle sind hoch gebildet, aber dennoch sehr willig zu arbeiten  wenn man Ihnen die Möglichkeit gibt.

Beste Grüße

Rainer Stilzebach

 

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