Panorama

20.02.2018

Das Integrationsprojekt für Betriebe in Südniedersachsen wird gut angenommen


Integrationsmoderatorin Maria Eiselt (Zweite von rechts) bei ihrem Besuch einer Sprachklasse mit Geflüchteten beim Bildungsträger Donner und Partner in Herzberg

Maria Eiselt bringt als Integrationsmoderatorin Geflüchtete und Unternehmen zusammen.

von Ralf Gießler

Landkreis Göttingen/Herzberg am Harz) Im Landkreis Göttingen gibt es eine Vielzahl von Initiativen und Projekten, die sich rund um das Thema Integration von Flüchtlingen beschäftigen. Dabei geht es nicht nur um Sprachkurse oder Hilfestellungen bei Behördengängen, sondern auch um die Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Die Qualifizierung von ausbildungs- und erwerbsfähigen Geflüchteten auf ein höheres Sprachniveau ist in Südniedersachsen so weit vorangekommen, dass immer mehr vor dem konkreten Schritt in den Arbeitsmarkt stehen. Die Bereitschaft zur Integration dieser Menschen in der regionalen Wirtschaft ist hoch, allerdings schrecken viele Unternehmen immer noch vor dem hohen bürokratischen Aufwand zurück. Daher startete im Sommer 2017 die IHK Hannover in Südniedersachsen ein neues Angebot zur besseren Unterstützung. Ziel sei es, Geflüchtete und Unternehmen erst einmal zusammen zu bringen und die Grundlagen für einen gemeinsamen Start in den Arbeitsalltag zu schaffen.

Diese Aufgabe hat Maria Eiselt in der IHK-Geschäftsstelle Göttingen übernommen. Sie fungiert dort als regionale Integrationsmoderatorin für die Landkreise Göttingen und Northeim. "Der Anteil der Zuwanderer in unserer Region, der so gut deutsch spricht und sich auch beruflich so weit orientiert hat, dass der betriebliche Einstieg gelingen kann, wächst"; stellte Dr. Martin Rudolph, Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Göttingen fest. Auf der anderen Seite werden die Regelungen für die Ausbildung bzw. Beschäftigung oftmals von Unternehmensseite her als große Hürden wahrgenommen, was zu Verzögerungen führt. Auch sind zahlreiche Unterstützungsangebote sowie Fördermöglichkeiten in den Betrieben kaum bekannt. Hier liegt das Arbeitsgebiet von Maria Eiselt. Sie bildet die Schnittstelle zwischen Unternehmen und relevanten Akteuren wie Arbeitsagenturen, Ausländerbehörden sowie ehrenamtlichen Helfern. Darüber hinaus verfügt sie über die nötigen Informationen zur Ausbildung und Beschäftigung geflüchteter Menschen und begleitet die ersten Integrationsschritte im Betrieb. "Ich habe bei der Südniedersachsen-Stiftung den regionalen Arbeitsmarkt intensiv kennengelernt und mir ein produktives Netzwerk aus kleinen und mittleren Unternehmen aufgebaut", betont Eiselt im Gespräch mit dem Harz Kurier. Zudem könne sie auf umfangreiches Know how im IHK-Team Anerkennung/Integration zurückgreifen. Dieses Team verfügt über eine hohe Beratungskompetenz bezogen auf die Anforderungen an die Ausbildung sowie die Anerkennung von ausländischen Berufsqualifikationen bei Geflüchteten.

Neben Syrern seien auch Iraner, Iraker und Afghanen stark vertreten, die bei der IHK Unterstützung in Anspruch nehmen. Auf Seiten der IHK stelle man eine enorme Kooperationsbereitschaft fest. "Man kommt auf uns zu, die Anpackmentalität ist groß, wir sind in Gänze positiv überrascht", erläutert Joachim Grube, stellvertretender Geschäftsstellenleiter in Göttingen. Natürlich gebe es auch Probleme, so sei es mitunter schwierig einzuschätzen, ob die vorhandenen Sprachkenntnisse tatsächlich ausreichten, um im Betrieb zu bestehen. Es sei sehr wichtig, dass zum Beispiel Unfallverhütungsvorschriften gelesen und verstanden werden können. Auch sei es für die Geflüchteten selbst nicht immer ganz einfach zu erkennen, was sie wollen.
Frau Eiselt berichtete über ihren Besuch in einer Sprachklasse mit Geflüchteten beim Bildungsträger Donner und Partner in Herzberg. Dort hatte sie drei Auszubildenden der Firmen Kodak GmbH, Kunststoff Fröhlich GmbH, Exide Technologies Operations GmbH & Co. KG Einblicke in IHK-Berufe gegeben. Vorgestellt wurden die Berufe Chemikant, Verfahrensmechaniker Kunststoff- und Kautschuktechnik und Maschinen- und Anlagenführer. Besonders interessiert waren die Teilnehmer an dem Berufsalltag (Aufgaben, Arbeitszeit, etc.), grundsätzlichen Informationen zur Ausbildung, der Ausbildungsplatzsuche und dem Bewerbungsverfahren. Wenn gewünscht, könne man auch bei Bewerbungsgesprächen dabei sein, denn "wir möchten, dass beide Seiten, also Bewerber und Unternehmen, zufrieden sind und dass die Betriebe die Sinnhaftigkeit des Projektes erkennen. Die Geflüchteten können "frischen Wind" in die Betriebe bringen", äußerten Eiselt und Grube ihre Hoffnungen für das Projekt. Diese neue Integrationshilfe bei der IHK wird gefördert aus dem Programm "Überbetriebliche Integrationsmoderatorinnen und -moderatoren" des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums und ist zunächst auf zwei Jahre befristet.


Maria Eiselt bei ihrem Besuch einer Sprachklasse mit Geflüchteten beim Bildungsträger Donner und Partner in Herzberg

Maria Eiselt und Joachim Grube, stellvertretender Geschäftsstellenleiter der IHK in Göttingen

 

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