Kultur

22.02.2018

Hollywood lag in der Luft


Das Göttinger Symphonie Orchester (GSO) hatte zur Nacht der Filmmusik in die Stadthalle Osterode gebeten.

von Corina Bialek

Filmmusiken gibt es seit die Bilder laufen lernten. Bereits Stummfilme wurden durch Pianisten live untermalt und vor dem ersten Weltkrieg kam es in Mode in großen Kinosälen, insbesondere in den großen Premierentheatern, die Aufführungen mit eigenen Kino Orchestern zu begleiten.

Sei den 1970er Jahren erlebt diese klassische sinfonische Filmmusik eine Renaissance. Vor allem damals junge Regisseure, wie Steven Spielberg und George Lucas, bedienten sich dieser Form der musikalischen Begleitung der Handlung ihrer Blockbuster, wie Star Wars und der Weiße Hai. Die Musik dient neben all den bombastischen Bildern als eine Art Anker, die dem Zuschauer vertraute Klänge bietet und tiefgründige Gefühle vermittelt.

Vertraut werden selbst „Nicht“-Kinogängern an diesem Abend viele Filmmusiken gewesen sein.

An der Mutter aller Soundtracks Star Wars von John Williams kommt man schließlich nicht vorbei und sie zeigt auch anschaulich, wie die aus Opern bekannte Leitmotiv-Technik funktioniert. Sie schreibt zentralen Personen oder Erzählsträngen ein eigenes Motiv (Leitmotiv) zu und so meinte man auch in der Osterode Stadthalle, als nur noch die Celli, Kontrabässe und Hörner die Szenerie bestimmten, jeden Moment Darth Vader mit wehenden Umhang und asthmatischen Atmen zu begegnen.

Gerade bei den Soundtracks zu Fantasy- und Science-Fiction Filmen kann ein Symphonie Orchester aus dem Vollem schöpfen. So kam auch beim GSO unter der Leitung von Jason Weaver von der Harfe bis zum Kontrabass, von der Flöte bis zur Tuba und von der Triangel bis zum Gong alles zum Einsatz. Von leisen eindringlichen Geigen bis zu Fanfarenklängen, die in epochaler Klanggewalt des Orchesters gipfelten und in furiosen Schlussakkorden endeten.

Aber auch die leisen Klänge kamen neben all dem Bombast nicht zu kurz. So war John Barrys Komposition Journey Back In Time aus dem Film Somewhere in Time (Ein tödlicher Traum) ein wunderbares Beispiel für die Mood-Technik, die Filmsequenzen mit musikalischen Stimmungsbildern unterlegt. In diesem Fall eine auf Streicher reduzierte Besetzung, die nur durch ein Klavier ergänzt wurde und die melancholischen Stimmung dieser Filmsequenz wunderbar wiedergibt und vom GSO eindrucksvoll umgesetzt wurde.

Durch das Programm führte Juri Tetzlaff, der während seiner Moderationen viel Wissenswertes zum Entstehen von Filmmusiken zu erzählen wusste, ebenso aus dem reichhaltigen Anekdotenschatz der Hollywood Filmfabriken. Man erfuhr z.B., dass die meisten Regisseure ihre Lieblingskomponisten haben.

Bei vielen Spielberg-Filmen zeichnet sich John Williams für die Musik verantwortlich, wie z.B. bei Jurassic Park und Hook, welche an diesem Abend ebenfalls auf dem Programm standen. Oder, dass der Film Pearl Harbour zwar in fast jeder Kategorie für die goldene Himbeere nominiert wurde, außer für die Musik. Die ist von Hans Zimmer und ausgesprochen gut, wovon sich das Publikum in der Stadthalle gleich überzeugen konnte.

Doch auch ein mit zahlreichen Preisen ausgezeichneter Komponist wie Zimmer kann einmal einer Fehleinschätzung unterliegen. Ihm wurde der Score zu Fluch der Karibik angeboten, ein Piratenfilm – wie unspannend – das durfte dann der damalige Praktikant Klaus Badelt machen. Der Rest ist Geschichte.

So bekam man neben wunderbaren Filmmusiken ganz nebenbei noch viel „unnötiges“ Wissen vermittelt, das, weil mit viel Leidenschaft von Tetzlaff vorgetragen, gewiss hängen bleibt. Nur mit seiner Kurzfassung zu Zurück in die Zukunft, sollte niemand versuchen bei einer Quizsendung o.ä. zu Punkten. Das geht schief.

Neben den bereits erwähnten Stücken, kam das Publikum bei der Nacht der Filmmusik noch in den Genuss von:

The Chronicles of Narnia (Harry Gregson-Williams), Beauty and the Beast (Alan Menken), wunderschön und zuckersüß – Disney eben, Zurück in die Zukunft (Alan Silvestri), King Kong - Soundtrack Highlights (James Newton Howard), Downton Abbey (John Lunn), Music from „Apollo 13“ (James Horner), Star Wars Through the Years (John Williams), ein Medley aus diversen Starwars Episoden, arrangiert von Jason Weaver, Music from Spiderman und Batman (Danny Elfmann) und Gonna Fly Now (Bill Conti) aus Rocky.

Der Abend endete mit The Flight to Neverland aus Hook, doch auch ein Symphonieorchester kommt nicht um Zugaben herum. Doch zuvor ging noch ein Dank an die Kreiswohnbau Osterode, die diesen Konzertabend mit ermöglicht hat.

Mit dem Imperial Marsch aus Star Wars und Fluch der Karibik gab es dann noch einmal orchestertechnisch das volle Programm und vom Publikum dafür Standing Ovations.

Eine Wiederholung ist ausdrücklich erbeten. :-)


Jason Weaver

Juri Tetzlaff

Applaus für das gefühlvolle Trompetenspiel bei Apollo 13

die Beiden schmetterten die Fanfare aus Rocky - Gonna Fly Now - und auch dafür gab es einen Sonderapplaus



Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:

































 

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