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15.02.2018

Büttengottesdienst in Gittelde lud zum Lächeln und Nachdenken ein


Der kleine Chor mit großen Stimmen lud zum Mitsinge

von Petra Bordfeld

Pfarrerin Melanie Mittelstädt betrat zusammen mit dem „Jungen mit der Mundharmonika“, den Gerhard Meier auf seinem Keyboard in Erinnerung rief, die St. Mauritius-Kirche in Gittelde, die sich aufgrund des bereits siebenten Büttengottesdienstes in einen gut gefüllten Konzertsaal verwandelt hatte.

Bernd Clüver sang vor 45 Jahren erstmals davon, dass eben dieser Junge auf der Barke mit der gläsernen Facht in sternenklarer Nacht der Einsamkeit entfloh. Und einsam war während dieser liturgischen Feier am Sonntag vor dem Rosenmontag bestimmt niemand, denn man hörte, sang, lachte und klatschte gemeinsam.

Zuerst und dann immer wieder wurden zusammen altbekannte Melodien, denen die Pfarrerin neue, kirchliche Texte gegeben hatte, zusammen mit dem Projektchor angestimmt. Als aber Silke Lau Leonard Cohens „Halleluja“ in einem überzeugenden Solo präsentierte, lauschten alle.

Besonders gespitzt wurden die Ohren dann, als die Büttenpredigt, mit einem Reim am Zeilenende, mit amüsanter Bissigkeit erklang. Keine andere als Melanie Mittelstädt hatte sie zu Papier gebracht und wusste das Ergebnis sehr überzeugend vorzutragen.

Sie erinnerte daran, dass die nach der Faschingszeit beginnende Fastenzeit unter dem Motto „Sieben Wochen ohne kneifen“ beginnt. Allerdings sei damit nicht gemeint, irgendjemand in den Po oder die Wange zu zwicken, sondern nicht vor sich selbst wegzulaufen. Und sie offenbarte Beispiele, in denen sich durchaus der eine oder andere wieder entdecken konnte.
Da war Walter, der sich in seine neue Kollegin verknallt hatte, aber sich nicht traute, ihr das zu offenbaren. Sie könnte ihm ja vielleicht nicht ihre Hand, sondern einen Korb geben. Er sollte sich nicht mit dieser Überlegung plagen, sondern ihr seine Liebe erklären. Nur wenn er nicht kneift, könnte er erfahren, wie seine große Liebe zu ihm steht.

Dem kleinen Jochen wiederum war ein Missgeschick widerfahren, wie es wohl schon vielen geschehen ist. Er hat beim Spielen Mamas Lieblingsvase zerbrochen. Doch statt die Wahrheit zu sagen, schiebt er die Schuld der Katze und einer Windbö in die Schuhe. Sein schlechtes Gewissen frisst ihn bald auf, hält sich aber die Waage mit der Angst vor Bestrafung. Der Rat der Pfarrerin: er sollte alles ins Reine bringen. Denn jeder Mensch macht mal was verkehrt, auch der, der sagt „Ich doch nicht“. Letztendlich könne man sich auf dem Klavier des Lebens mal schnell vergreifen, aber auch beim Üben gilt: nicht kneifen.

Die schweigende Babette wird von allen als sehr nett empfunden, denn sie liebt Harmonie, und geht so Streit sowie Ärger stets aus dem Weg. Sonst hätte sie schon mal ihrem Mann die Meinung gesagt. Doch ihre Sorge um den Hausfrieden lässt sie schweigen. Zu Liebe und Frieden gehören aber immer zwei, und der Mangel an Wärme wird bald für Unterkühlung sorgen. Viele Menschen wagten es nicht, aus den unterschiedlichsten Gründen für sich einzutreten. Sie wollen nicht egoistisch sein und nicht nach vorne drängen, sie fühlen sich wertlos und denken, dass nur andere ein Recht auf Glück hätten. Man sollte sein Ich neu entdecken und Träume sowie Wert nicht zu sehr verstecken.

Hans liebt das des Geige spielen. Obwohl er ein sehr guter Musiker ist, traut er sich nicht aus seinem stillen Kämmerlein heraus, denn er könnte sich ja blamieren und müsste sich dann schämen. Er sollte nicht kneifen, sondern vor Publikum spielen. Wenn mal falsche Töne dabei sind, sollte er immer daran denken, dass kein Mensch auf Erden perfekt ist. „Alle haben ihre Gaben, damit andere was davon haben, versteck dich nicht, komm aus dir heraus und genieße den Applaus“.

Und da ist Klara, die von Reisen um die Welt träumt. Doch sie schiebt ihre Träume immer wieder auf - und das von Jahr zu Jahr. Denn erst kommt die Arbeit, irgendwann dann die Reise. Sie sollte vor ihrem Traum nicht kneifen, denn sie weiß letztendlich nicht, wieviel Zeit sie noch hat, ihn zu verwirklichen. Letztendlich ist das Leben ein bunter Strauß, und es wäre dumm, wenn man nur die Dornen raussucht,

Abschließend rief Pfarrerin Melanie Mittelstädt alle dazu auf, die „Sieben Wochen ohne kneifen“ dafür zu nutzen, herauszubekommen, wo man selbst im Leben nicht kneifen sollte und woran man wachsen und reifen könnte. Sie hatte übrigens schon ein Motto für 2019, es lautet“ Sieben Wochen ohne keifen“.

Letztendlich sprach sie all denen ein Dankeschön aus, die Musik mit machten und all denen, die gekommen waren. Es wäre einfach schön gewesen, mit so vielen Menschen diesen Gottesdienst zu feiern. Einen Gottesdienst, der wohl nicht mit dem Aschermittwoch in Vergessenheit geraten wird.


Gerhard Meier am Keyboard

 

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