Panorama / Ausflugsziele

05.02.2018

Der verhüllte Hunt und die subtilen Botschaften der Nazis


Sonderführung im Besucherbergwerk Rammelsberg zum Harzer KulturWinter

von Christian Dolle

Der letzte Erzförderwagen des Bergwerkes Rammelsberg wurde einst vom Künstler Christo verhüllt und somit zur unsterblichen Kunst. Inzwischen ist der Rammelsberg selbst Kunst, zumindest UNESCO-Weltkulturerbe und als Besucherbergwerk wie auch als Museum immer wieder einen Besuch wert. Noch ist Christos verhüllter Hunt im Rammelsberg zu sehen, doch soll er demnächst im Goslarer Mönchehaus-Museum seinen Platz finden, bedauerte Dr. Hans-Georg Dettmer bei einer Sonderführung am vergangenen Samstag.

Überhaupt erzählte der Wissenschaftler bei dieser Veranstaltung im Rahmen des Harzer KulturWinters so manches, das nicht allen Besuchern verraten wird und wies auf einige spannende Details hin, die selbst Stammgäste nicht unbedingt wissen. So begann er die Führung vor dem großen Wandgemälde in der Eingangshalle, das auf den ersten Blick schlicht Bergleute nach Schichtende zeigt. Wer genauer hinsieht, entdeckt allerdings auch Kinder, die die Hand zum Hitlergruß erheben und einen Zug von SA-Leuten im Hintergrund. Das Bild, das in den 1930er Jahren entstand, so erläuterte Dr. Dettmer, sollte auch ein subtiler Hinweis darauf sein, was von den Bergleuten nach Schichtende erwartet wurde.

Überhaupt brachten die Nationalsozialisten den Rammelsberg zu seiner größten Blüte, die meisten der Anlagen über Tage wie insbesondere auch das weithin sichtbare Fördergerüst des 1938 in Betrieb genommenen Hauptförderschachts entstanden in jener Zeit. Der Plan war es, Deutschland unabhängiger von importierten Rohstoffen zu machen, weshalb viel in das Bergwerk investiert wurde und eine für die damalige Zeit hochmoderne Industrieanlage entstand.

Einige Details wie beispielsweise die Aufbereitungshalle, die Schmiede und die Kraftzentrale, in der der Strom erzeugt wurde, zeigte und erläuterte der Museumsführer den Besuchern. Die Kraftzentrale ist im Stil der Neuromanik erbaut und sollte – nicht zuletzt durch den Turm – an eine Kirche erinnern. Vielleicht auch deshalb ist sie heute der ideale Ort für Kunst wie den 1988 von Christo verhüllten Hunt, der allerdings streng genommen nur einer von insgesamt drei letzten Förderwagen ist.

„So gibt es noch viele Geschichten, die man rund um den Rammelsberg erzählen kann und auch noch etliche Orte, die bis jetzt kaum jemand zu sehen bekommt“, erzählte Dr. Dettmer, „doch wie sie dahin gelangen, verrate ich Ihnen heute nicht.“ Es bleiben also noch einige Geheimnisse des Berges ungelüftet, so dass sich auch in Zukunft ein Besuch des Welterbes immer wieder lohnen könnte.







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