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11.01.2018

Kein Job für Morgenmuffel


Angelika Kronjäger trägt den Seesener Beobachter seit zwei Jahren bei Wind und Wetter aus

Zeitungsausträger gehen bei Wind und Wetter - In Gittelde macht das schon seit vielen Jahren Angelika Kronjäger

...von Herma Niemann

Sonnabendmorgen, vier Uhr, sternenklarer Himmel und vier Grad Celsius. Wenn andere sich noch gemütlich unter ihrer warmen Bettdecke umdrehen, sind andere bereits im Einsatz, damit die Tageszeitungen pünktlich in den Briefkästen oder Zeitungsboxen landen. Wer es nicht gewohnt ist, um halb vier aufzustehen, der hat mit der Uhrzeit zunächst ein Problem, was sich jedoch schnell ändert, wenn man erst mal an der frischen Luft unterwegs ist. Schlagartig ist man wach und beim Laufen wird einem richtig warm, bis auf die Hände, die sind eiskalt.

Und es dunkel, richtig dunkel, denn um die Zeit sind nur an bestimmten Stellen, wie an Kreuzungen, die Straßenlaternen an. Die gesamte Straßenbeleuchtung wird in der Gemeinde Bad Grund nämlich erst um 5.30 Uhr angeschaltet.

In Gittelde und Teichhütte tragen seit zwei Jahren Angelika und Willi Kronjäger den Seesener Beobachter und seit über zwanzig Jahren noch eine andere lokale Tageszeitung aus. Zwischen halb vier und viertel vor vier Uhr morgens werden die Zeitungen bei dem Ehepaar angeliefert.

Dann heißt es, die erste Runde auf das Fahrrad zu laden. Zur Information liegen Zettel auf den Zeitungsstapeln, falls jemand urlaubsbedingt die Zeitung für eine Weile abbestellt hat. Bis auf wenige Ausnahmen bewältigt Angelika Kronjäger das meiste mit dem Fahrrad. Nur bestimmte Stellen fährt sie mit dem Auto an, da das Ein- und Aussteigen aus dem Fahrzeug Zeit in Anspruch nehme und einfach nur aufhalte, so Angelika Kronjäger. Ausgestattet mit einer Warnweste und einer Taschenlampe geht es dann los. Das Dorf schläft noch. Nur das Klappern der Briefkastenschlitze durchdringt die Stille der Nacht. Die einzigen Geräusche kommen vom Schieben des Fahrrades und den Schritten der Austrägerin. Auf die Frage, was sie an diesem Job so liebe, antwortet die sie: „Die frische Luft, und dass ich dabei mein eigener Herr bin“. Ganz oft trägt sie Handschuhe, aber nicht nur wegen der Kälte, sondern auch wegen der Druckerschwärze. Angst habe sie so allein in der Dunkelheit nicht mehr, das sei vielleicht mal ganz am Anfang so gewesen.

Außer nach bestimmten Feiertagen oder nach Privatfeiern. Da würden ihr schon mal am frühen Morgen die letzten Nachtschwärmer begegnen, die aufgrund eines oftmals alkoholisierten Zustanden nicht immer angenehme Zeitgenossen seien. In diesen Fällen mache sie immer einen großen Bogen um die „komischen Gestalten“, wie Kronjäger sagt. „Ein bisschen mulmig ist mir dann schon, aber ich glaube, ich könnte mich ganz gut wehren“. Zu Schaffen mache ihr allerdings die Dunkelheit vor den Hauseingängen, denn nicht alle haben einen Bewegungsmelder angebracht. Auch wenn sie sich bestimmt sehr gut auskenne in Gittelde und Teichhütte, und viele Abonnenten mit Namen kenne, verteilt sie die Zeitungen nach Hausnummern, um keinen Fehler zu machen. „Es wäre wirklich schöner, wenn jeder seinen Hauseingang besser beleuchten und die Hausnummer auch besser zu sehen seien“.

Dabei denke sie auch nicht immer nur an die Zeitungsausträger, sondern auch an die Rettungswagen, die mit Sicherheit bei einem Notfall auch Schwierigkeiten hätten, bestimmte Hausnummern zu finden. Wenn Angelika Kronjäger und ihr Mann Willi alle Tageszeitungen ausgetragen haben, ist es ungefähr 6 Uhr. Dann haben beide auch so zwischen sechs und acht Kilometern hinter sich gelassen. Für das Ehepaar Kronjäger heißt es dann erst einmal noch mal hinlegen und ein wenig schlafen, bevor sie in ihren Tag starten. Andere stehen jetzt erst auf, kochen sich Kaffee und bereiten das Frühstück vor. Und zu einem guten Start in den Tag, wird dann auch die Tageszeitung an den Tisch geholt.


Nachdem die Zeitungen zwischen halb und viertel vor vier Uhr morgens angeliefert werden, lagern sie erst einmal in der Küche der Familie Kronjäger

 

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