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06.12.2017

Gewinnerzielung durch Konzessionsverkäufe?


Mit einer relativ simplen Methode kann der ehemalige Investor Dr. Volkmar Hable aus Bergwerk-Projekten Profit erzielen

...von Herma Niemann

Nachdem sich in den vergangenen zwei Wochen durch unsere Recherchen herausgestellt hat, dass das geplante Wiederbelebungsprojekt des Bergbaus in der Grube Hilfe Gottes in Bad Grund wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt ist, muss man sich wohl die Frage stellen, welchen Profit der vermeintliche Investor aus einer solchen Aktion ziehen kann, zumal in dem Fall auch keine Fördergelder geflossen sein sollen, zumindest keine vom Land Niedersachsen, wie uns die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums mitteilte.

Zum Hintergrund: Dr. Volkmar Guido Hable (als damaliger Vorstand der kanadischen Investor-Firmen Samarium Tennessine Corporation und Samarium Borealis Corporation) war Anfang November von der British Columbia Securities Commssion in Kanada der Manipulation am Aktienmarkt für schuldig befunden und mit einer Geldstrafe von 557.000 kanadischen Dollar und lebenslangem Berufsverbot in Kanada belegt worden. Die Nachfolgefirma, die das Projekt angeblich weiterbetreiben wollte, sollte die Rhenium Tech in den USA sein. Durch einfache Bildersuche im Internet stellte sich jedoch heraus, dass es sich sowohl bei der Samarium Tennessine Corporation wie auch bei der Rhenium Tech wohl nur um Scheinfirmen mit geklauten Identitäten handelt. In einem Gespräch mit dem Goslarer Geologen Dr. Friedhart Knolle bestätigte uns dieser, dass es dem Investor dabei möglicherweise hauptsächlich um den gewinnbringenden Verkauf der sogenannten Aufsuchungserlaubnis ginge.

Die Taktik sei recht simpel, so Dr. Knolle. Zunächst muss der Investor dafür sorgen, dass er möglichst oft mit positiven Meldungen über das geplante Projekt in den Medien erscheint, um genug Aufmerksamkeit zu erregen, wenn es geht natürlich auch mit viel Prominenz aus der Politik. Das zumindest ist Dr. Hable mit dem Projekt in Bad Grund auch gelungen, denn sowohl kommunale wie auch auf Landesebene agierende Politiker verfolgten und begleiteten das Projekt. Im Juli dieses Jahres war sogar der Niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil vor Ort in Bad Grund, um sich über das Projekt zu informieren.

Die Masche um einen gewinnbringenden Verkauf zu realisieren, sei dabei immer gleich, wie Dr. Knolle beschreibt: Als angeblich finanzstarke, weltweit agierende Firma auftreten und im Vorfeld große Versprechungen machen, die lokalen Politiker und Entscheidungsträger mit millionenschweren Investionsversprechen blenden und dadurch schnell und unbürokratisch mit minimalstem eigenen Kapitalaufwand die bergrechtliche Aufsuchungsgenehmigung erhalten. Dann kann man die Genehmigung mit bereits vorhandenen Daten über historische Fördermengen der noch in den stillgelegten Bergwerken verbliebene Resterzmengen „aufpeppen“ und die nun vielversprechende Genehmigung dann schleunigst gewinnbringend weiterzuverkaufen, bevor die Blase platzt.

Solche Unternehmen, die sich auf den Erwerb von Konzessionsgebieten über strategische Joint Ventures und auf die direkte Übernahme von Konzessionsgebieten spezialisiert haben, finden sich in rohstoffreichen Ländern wie etwa in Kanada häufig.
Das augenscheinlich gescheiterte Bergbauprojekt in Bad Grund erinnert dabei sehr stark an das österreichische Bergwerksprojekt in Bad Bleiberg. Dort hat das kanadische Explorationsunternehmen Tasca Resources für 120.000 kanadische Dollar die Genehmigung der Hable-Firma Samarium Borealis für 116 Schurfberechtigungen gekauft. Auch die dem Bleiberg-Projekt vorangegangene Presseberichtserstattung erinnert dabei ganz frappierend an das Bad Grund-Projekt:

„Bad Bleiberg – Ein kanadisches Unternehmen plant die Wiederaufnahme des Blei- und Zinkabbaus in Bad Bleiberg – erste Gespräche mit Gemeinde, Land und Bund laufen bereits. Das kanadische Investmentunternehmen Samarium Borealis Corporation ist sehr an einem Abbau von Blei und Zink in dem vor mehr als 20 Jahren geschlossenen Bergwerk in Bad Bleiberg interessiert. Grund dafür ist die gestiegene Nachfrage nach den Rohstoffen. Geplant ist eine Investition von 150 Millionen Euro des Unternehmens – 100 bis 150 neue Arbeitsplätze könnten geschaffen werden.“ heißt es auf der Internetseite www.gailtal-journal.at/wirtschaft/wiedereroeffnung-des-bergwerks-in-bad-bleiberg/16699/.

Tatsächlich tätig geworden ist die Hable-Firma Samarium Borealis Corporation dort natürlich nicht, doch hat sie es geschafft, die Genehmigung weiterzuverkaufen.
Auf Nachfrage bei der Pressestelle des LBEG in Hannover haben wir die Information erhalten, dass die Firma Rhenium Technologie Corporation zurzeit der Inhaber der Erlaubnis zur Aufsuchung von Kupfer, Zink, Blei und Silber auf einer Fläche von 153 Quadratkilometern im Erlaubnisfeld „Erzbergwerke Niedersachsen“ ist. Das Amt habe in den vergangenen Wochen jedoch vermehrt Hinweise aus verschiedenen Richtungen zu dieser Firma erhalten, denen man jetzt nachgehe, wie Björn Völlmar (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit LBEG Hannover) bestätigte. Er könne uns jedoch uns zu dem laufendem Verfahren keine Auskunft über den Ermittlungsstand geben. Bei dieser bisher erteilten Aufsuchungserlaubnis handele es sich lediglich um ein Recht, so Völlmer, also um erste Schritte in Richtung einer möglichen Förderung von Rohstoffen. Wer eine solche Genehmigung habe, dürfe in einem klar festgelegten Gebiet als einziger Betriebspläne zur Genehmigung beantragen, um die in der Erlaubnis festgelegten Rohstoffe zu suchen. Völlmer vergleicht das mit dem sogenannten Abstecken eines Claims. Für diese Erlaubnis reiche es aus, dass der Antragsteller seine finanzielle Leistungsfähigkeit und technische Kompetenz glaubhaft mache. In diesem Fall habe die Investor-Firma das durch Geschäftsberichte und Referenzen getan, die unvoreingenommen von der jeweiligen Bergbaubehörde, in diesem Fall das LBEG in Clausthal-Zellerfeld, geprüft wurden, so Völlmar weiter. Bevor nun der Investor in einem nächsten Schritt möglicherweise mit technischen Maßnahmen beginnen könnte, müsste dieser beim LBEG einen Betriebsplan einreichen. Das sei ein sehr viel konkreterer Schritt, da es um einen meist teuren Eingriff in den Boden handele, wie etwa durch Explorationsbohrungen.

In diesem Fall würde das LBEG unter anderem auch prüfen, ob Sicherheitsleistungen erforderlich seien. Diese Genehmigungen für tatsächliche Aufsuchungshandlungen seien jedoch von dem Investor bisher jedoch weder beantragt noch erteilt worden, so Völlmar.

Anders gesagt: Das LBEG hat eine Aufsuchungerlaubnis an Briefkastenfirmen erteilt, hinter der sich ein vermeintlicher Hochstapler verbirgt, der dann mit dem Weiterverkauf der Genehmigung Kasse machen will. Nur eine schnelle Rücknahme der Genehmigung kann den jetzt schon entstandenen Imageschaden für die Politik und die Bergstadt Bad Grund vielleicht noch begrenzen.

Weiter heißt es in dem Schreiben des LBEG Hannover, dass Genehmigungen für tatsächliche Aufsuchungshandlungen (z.B. Explorationsbohrung) von der genannten Firma bisher jedoch weder beantragt, noch erteilt worden. Aus diesem Grunde hätte ein Widerruf der Bergbauberechtigung (Erlaubnis) keine konkreten Auswirkungen auf tatsächliche Aufsuchungshandlungen.

Dazu äußert sich Dr. Knolle in der Form, dass mit einer Rücknahme der Aufsuchungserlaubnis das gesamte Gebiet wieder „bergfrei“ und „wieder zu haben“.
In einem Telefonat mit dem Unternehmen MMG Mitteldeutsche Montan GmbH aus Nordhausen, das bereits für Vorfeld-Arbeiten beauftragt worden war, erzählt uns der Geschäftsführer, Ralf Haase, dass die bisherigen erbrachten Leistungen noch nicht bezahlt wurden. „Es ist ein überschaubarer Betrag, aber die Rechnung ist bis heute offen“, so Haase. Die Frage, ob von seinem Unternehmen oder dem weltweit agierenden Mutterkonzern, der Bauer Gruppe Spezialtiefbau, im Juli dieses Jahres jemand mit vor Ort in Bad Grund zur Vorstellung des Projektes dabei gewesen sei, verneinte er. Wie wir schon berichteten, war bei dem Besuch jedoch ein Dr. Johannes Bauer als geologischer Projektleiter dabei, der jedoch keinerlei Ähnlichkeit mit dem auf der Internetseite der Investorfirma abgebildeten Dr. Bauer hat. Vielleicht handelt es sich hier nur um einen Zufall, dass der Vorsitzende des Aufsichtsrats der Bauer Gruppe Spezialtiefbau auch Dr. Johannes Bauer heißt. Oder Dr. Hable bediente sich in diesem Fall auch wieder eines Namens, um seine Seriosität zu untermauern. Leider stand uns Dr. Oswald Sander, der zusammen mit Bernd Wagner das Projekt schon vor rund drei Jahren in die Wege geleitet hat, auch auf mehrmalige telefonische oder schriftliche Nachfrage unserer Zeitung zu keiner Stellungnahme zur Verfügung.

 

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