Kultur / Federkiel

03.12.2017

Das allerletzte Einhorn - Teil 1


Ein interaktives Weihnachtsmärchen zum Mitraten

Liebe Leser, an dieser Stelle finden Sie an den Adventssonntagen ein Märchen mit kleinen Rätseln, bei denen Sie gerne mitmachen dürfen. Das natürlich nicht nur, um die kleinen grauen Zellen zu trainieren, nein, es gibt sogar etwas zu gewinnen.

Die Versender der ersten und der zehnten Email mit der richtigen Antwort an admin@eseltreiber.de erhalten ein kostenloses Monatsabo für den Eseltreiber.

Übrigens: Wer alle Rätsel löst, kann ein Jahresabo für den Eseltreiber gewinnen. Bis zum kommenden Sonntag ist noch Zeit das erste Rätsel zu lösen.

Teil 1 – Welcher Weg führt aus dem Schloss?

von Christian Dolle

Es war einmal ein König, der hatte – wie sollte es anders sein – drei Söhne. Die drei waren an Kraft, an Mut, an Tatendrang und allem, was Königssöhne sonst noch so ausmacht, nicht zu überbieten und im ganzen Reich als Helden bekannt. Ob sie wirklich heldenhafte Taten vollbrachten, ist leider nicht überliefert, aber ihr Ruf jedenfalls war tadellos und eilte ihnen so weit voraus, dass kaum jemand den Wahrheitsgehalt überprüfte.

Allerdings hatte der König auch noch eine Tochter. Die kleine Prinzessin war eher zurückhaltend, schüchtern und in sich zurückgezogen. Am liebsten saß sie in ihrem Zimmer, las Bücher, zeichnete oder dachte sich Geschichten aus. Von Heldentaten jedenfalls wollte sie nichts wissen, nach dem Ruhm ihrer Brüder verlangte sie nicht, es war ihr viel zu nervig, von allen Menschen immer bejubelt zu werden.

Der König, seine vier Kinder und das gesamte Volk lebte viele Jahre glücklich und zufrieden in seinem Reich – also er in seinem prächtigen Schloss und das Volk in einfachen Holzhütten, aber immerhin glücklich und zufrieden. Eine Frau hatte er übrigens auch, aber wie das damals eben so war, Weibsvolk spielte kaum eine Rolle und wurde daher auch nicht in den alten Schriften erwähnt.

Nun trug es sich aber zu, dass im Nachbarreich hinter den Bergen ein böser Zauberer herrschte. Alle Königreiche, Fürstentümer und Grafschaften auf seiner Seite des Gebirges hatte er längst erobert und sorgte dafür, dass die Menschen dort nicht mehr so glücklich und zufrieden lebten. Vor allem plünderte er überall den goldenen Topf am Ende des Regenbogens, sorgte dafür, dass die Wolken keine Bilder mehr an den Himmel malten, sondern nur noch die Sonne verdunkelten und raubte allen Einhörnern ihr Horn, um sie dann zu Ackergäulen zu machen.

Nachdem er alle Reiche auf seiner Seite des Gebirges in Angst und Schrecken versetzt hatte, dürstete ihn nach mehr und so zog er mit seinen Schergen auch in das Reich des Königs ein. Wenn Bauern ihn erblickten, bekamen sie solche Angst, dass sie ihm freiwillig all ihr Hab und Gut überließen und flüchteten. So zogen die Horden plündernd durchs Land und brachten dabei auch alle Einhörner in ihren Besitz. Als der König davon erfuhr, schickte er seine Soldaten los und als Anführer seiner Truppen auch seine drei Söhne.

Viele Tage und Nächte vergingen, ohne dass er von ihnen hörte oder auch nur einen seiner Leute zurückkommen sah. Allerdings sah er vom Turm des Schlosses aus wie sich der Himmel am Horizont verdunkelte, die Sonne hinter dicken Wolken verschwand und auch alle Regenbögen verblassten. Er war ratlos und wusste nicht, was er dem bösen Zauberer noch entgegensetze sollte. Woher auch? Gegen so einen bösen Zauberer, der selbst das Wetter beeinflussen kann, ist man ja nun mal ziemlich machtlos.

Die kleine Prinzessin bekam mit, wie verzweifelt ihr Vater war und natürlich auch, dass ihre Brüder nicht zurückkehrten. Immerhin war sie klein und schüchtern, aber das heißt ja noch lange nicht, dass sie blöd war. Ganz im Gegenteil, die Kleine war sogar ziemlich pfiffig und daher war sie sich auch sicher, dass ihr etwas einfallen würde, um mit dem Zauberer fertig zu werden und die Einhörner – das waren schließlich ihre Lieblingstiere – zu retten. Na gut, vielleicht war nicht unbedingt Klugheit der Vater dieses Gedankens, aber wie kleine Prinzessinnen nun mal sind, wenn ihnen jemand etwas wegnimmt, dann werden sie bockig und tun alles, um es zurückzubekommen.
Bevor sie sich mit dem Bösewicht anlegen konnte, musste sie allerdings erst einmal unbemerkt aus dem Schoss entkommen. Ihre Eltern hätten es selbstverständlich niemals zugelassen, dass sie in den Krieg zieht. Sie schnappte sich also einen kleinen Esel und wollte mit ihm aus dem Schlosshof reiten.

Der allerdings war mit zwei Toren gesichert. Auf den Toren standen Schilder. Sie wusste, dass auf der einen Tür die Wahrheit stand, auf der anderen eine Lüge. Auf dem Schild am rechten Tor stand: „Dieses Tor führt nach draußen, das andere in den Burggraben.“ Auf dem Schild am linken Tor stand: „Ein Tor führt nach draußen, das andere in den Burggraben.“ Welches Tor musste sie nehmen, um aus dem Schloss zu kommen?


 

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