Panorama

03.11.2017

Im Alter nicht nur barrierefrei, sondern auch sozial und kulturell eingebunden


Auf dem Markt der Möglichkeiten konnten sich die Besucher des Fachtages „Wohnen im Alter“ bei Vertretern bereits umgesetzter neuer Wohnkonzepte informieren.

Im Rahmen des 10. Niedersächsischen Fachtages „Wohnen im Alter“ in der Stadthalle Osterode, gab es Informationen zu Fördermöglichkeiten von Projekten und Einblicke, wie man barrierefreies Wohnen mit kulturellem und sozialem Miteinander verbinden kann.

von Herma Niemann

Osterode. Am Nachmittag des Niedersächsischen Fachtages „Wohnen im Alter“ des Niedersachsenbüros und des Forums Gemeinschaftliches Wohnen ging es um die Präsentation guter Beispiele, in denen durch Umbauten und Sanierungen nicht nur ein senioren- und behindertengerechtes Wohnen möglich wurde, sondern auch die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben im Vordergrund steht.

Wie etwa in Celle bei der Sanierung zahlreicher Gebäude im Quartier Hattendorffstraße durch den Celler Bau- und Sparverein. Fritz Stünkel (Vorstand der CBS) stellte das Projekt vor, das von 2006 bis heute für rund 10 Mio Euro saniert wurde. Aus dem einst schwierigen Brennpunkt in Celle, wie er es nannte, sei durch die Neugestaltung nicht nur baulich, sondern auch inhaltlich einiges verbessert worden. Zielgruppenorientierte Wohneinheiten seien entstanden und in einem Haus hat sich der ASB mit einer Tagespflegeeinrichtung niedergelassen.

In den Gebäuden sind aber nicht nur Wohnungen, sondern auch andere Institutionen untergekommen, die das Straßenleben bereichern, so Stünkel. In einem Gebäude sitz der private Künstlerverein Atelier 22, in einem anderen ist eine Dementen-WG mit ambulanter Betreuung durch die Johanniter entstanden. Großes Glück sei die Gründung einer Frauen-WG gewesen, die Celler WoGe. „Die insgesamt elf Frauen leisten einen wertvollen Beitrag durch ihr hohes soziales Engagement“, so Stünkel. Ebenso ist unter den Bewohnern vor rund acht Jahren ein Verein entstanden, der zweimal in der Woche einen Cafébetrieb organisiert, wo auch zahlreiche Treffen stattfinden.

Im Gespräch mit Dr. Andrea Töllner (Forum Gemeinschaftliches Wohnen) berichtet Jens Ludwig (Kreiswohnbau Osterode/Göttingen) über die Entwicklungen im Wohnungsbau. So seien in den vergangenen 20 Jahren rund 200 barrierefreie Wohnungen entstanden, mit dem Ziel, den Menschen so lange wie möglich ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Die mit dem Kooperationspartner Der Paritätische entstandenen Stadtteiltreffs seien ein wichtiger Punkt, um den Mietern auch die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben zu ermöglichen. „Gleichzeitig baut man damit auch eine Barriere ab, und die Kontaktaufnahme zu einem Pflegedienst fällt leichter“, so Ludwig. Ein Angebot der Kreiswohnbau ist auch ein kostenloser Fahrdienst zum Arzt und zur Apotheke. Es dürfe mit Sicherheit nicht am Einkommen des Menschen scheitern, ob dieser sich diese Woche die Fahrt zum Arzt leisten könne. In Herzberg ist die Wohnungsbaugesellschaft eine Kooperation über eine Servicevereinbarung mit der Seniorenresidenz Stiemerling eingegangen. Falls ein Ehepartner wegen benötigter Pflege in das Pflegeheim müsse, gebe es die Garantie eines vorstationären Pflegeplatzes direkt gegenüber. Damit könne man einer Trennung im Alter entgegenwirken.

Bereits zuvor informierte Andrea Bebensee vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales und Gesundheit über das Niedersächsische Förderprogramm „Wohnen und Pflege im Alter“, für das jedes Jahr eine Mio Euro bereitgestellt werden. Unter diesem Motto fördert das Land Projekte, die ein weitgehend selbstständiges Leben älterer Menschen in einem häuslichen Wohnumfeld auch in hohem Alter und bei Pflegebedürftigkeit ermöglichen. Ziel des Förderprogramms ist es, alters- und pflegegerechte Bedingungen im Wohnumfeld älterer und pflegebedürftiger Menschen zu schaffen. Voraussetzung jedoch ist die Modelhaftigkeit des Projekts „Dadurch gibt es immer wieder neue Aspekte, und neue Ideen werden entwickelt“, so Bebensee.

Henning Isensee, Referat Landentwicklung und ländliche Bodenordnung, informierte über die ZILE-Richtlinie (Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung) zu Maßnahmen der Dorfentwicklung im Bereich Basisdienstleistungen und Kleinstunternehmen der Grundversorgung. Die Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung und die Förderung der dörflichen Gemeinschaft durch Kleinstunternehmen sind eine wesentliche Voraussetzung für die Attraktivität von Dörfern. Gleichzeitig soll dem demographischen Wandel entgegen gewirkt und Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen geschaffen werden.

Zuwendungsfähig sind Ausgaben für Vorarbeiten, wie Analysen, Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, Nah- und Grundversorgungseinrichtungen des täglichen Bedarfs wie kleine Dienstleistungs- und Versorgungszentren mit Einzelhandel, Bäcker, Schlachter, Poststelle, Bank, auch mobiler Art.

Antragsberechtigt sind eigenständige Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von unter 2 Millionen Euro. Von dieser Förderung ausgeschlossen sind landwirtschaftliche Unternehmen, Arztpraxen und Apotheker sowie Franchise-Unternehmen als Bestandteil von Großunternehmen.


Über senioren- und behindertengerechtes Wohnen mit kulturellen und sozialen Einbindungen sprachen Jens Ludwig, Fritz Stünkel und Dr. Andrea Töllner.

Andrea Bebensee informierte über die Fördermöglichkeiten im Rahmen des Niedersächsischen Projektes „Wohnen und Pflege im Alter“.

 

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