Regionales / LK/Stadt Göttingen

02.11.2017

Die Kirche wurde zu einem Lebensmittelpunkt


Festgottesdienst der evangelischen Kirchengemeinden im Eichsfeld zum Reformationstag

...KKHL - Christian Dolle

Die schlechte Nachricht zuerst: Im Eichsfeld sind die Protestanten auch nach dem Luther-Jahr noch in der Minderheit. Das muss einmal gesagt werden, denn dieser Tage wird immer wieder gefragt, was all die Aktionen und Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum denn gebracht haben. Dennoch zieht man im evangelischen Kirchenkreis Harzer Land eine positive Bilanz, ist mit dem Verlauf sogar äußerst zufrieden.

Am Dienstag wurde der Reformationstag in Duderstadt mit einem großen gemeinsamen Gottesdienst der Kirchengemeinden Bilshausen, Duderstadt, Gieboldehausen, Hilkerode, Lindau und Wollershausen gefeiert. Die St. Servatius-Kirche platzte förmlich aus allen Nähten, nicht wenige Besucher nahmen es sogar in Kauf, die knapp zwei Stunden über zu stehen, da tatsächlich die Sitzplätze nicht ausreichten. Gekommen waren nämlich nicht nur Protestanten, sondern auch viele Katholiken, die das gemeinsame Gedenken an 500 Jahre doppelter Kirchengeschichte durchaus zu schätzen wissen.

„Wir haben uns in diesem Jahr ganz im Sinne der Ökumene deutlich aufeinander zubewegt und vieles gemeinsam gemacht“, sagte Pastorin Claudia Edelmann im Anschluss. Vieles in diesem Jubiläumsjahr sei sehr gut angenommen worden und darüber hinaus habe jeder, der sich theologisch mit Martin Luther auseinandersetzen wollte, die Gelegenheit dazu gehabt. „Ich habe den Eindruck, dass tatsächlich viele Menschen miteinander ins Gespräch gekommen sind.“ Genau diese Mischung aus vielfältigem Angebot und zwangloser Veranstaltung war es, was viele Christen und auch Nichtchristen veranlasste, tatsächlich einmal nachzuforschen, was es mit dem Luther-Jahr auf sich hat.

Im Festgottesdienst selbst wurde auf eine etwas andere Weise ein Fazit gezogen. Pastor Jens-Arne Edelmann schlüpfte in die Rolle Martin Luthers, der einmal zu Besuch kam und wissen wollte, was sein damaliger Thesenanschlag denn heute eigentlich verändert hat. Dabei traf er auf eine Reinigungskraft, mit der er im Gespräch feststellte, dass in einer Gemeinde jeder seinen Platz hat und daher auch jeder ebenso wichtig wie der andere ist. Er wunderte sich über eine Schülerin, die in der heutigen Zeit ebenso Zugang zu Bildung und zur Bibel hat wie jeder Mann. Und er sprach mit einer Bürgermeisterin, die ihm verdeutlichte, welch entscheidenden Anteil er an der Gesellschaft hat, in der wir heute leben.

„Entscheidend ist, dass das Evangelium erklingt, dass wir unser Leben mit Gott führen“, stellte Edelmann am Ende heraus. So viel sich auch in den Jahrhunderten entwickelt haben mag, Gottes Wort als Fundament bleibt bestehen und muss immer weiter verkündet werden. Das taten in diesem Gottesdienst das Pastorenehepaar Edelmann, Pastorin Christina Abel, aber auch der eigens gegründete Projektchor unter der Leitung von Dorothea Peppler, der Posaunenchor Duderstadt unter der Leitung von Hartwig Depenbrock, die Flötengruppe Gieboldehausen/Wollershausen unter der Leitung von Hildegard Sorge, Yannick Bode an der Orgel und alle weiteren Mitwirkenden.

Die Frage, was uns das Reformationsjubiläum gebracht hat und ob sich all der Aufwand lohnte, wurde am besten durch all jene beantwortet, die im Anschluss noch zu Kaffee und Kuchen blieben und sich in der und vor der Kirche über Gott und die Welt austauschten. Für die drei Pastoren war wichtig, dass dabei Protestanten eine Glaubensvergewisserung spürten und Gottesdienstbesucher anderer Konfessionen sich bedankten, dass sie mitfeiern durften. Auf jeden Fall wurde St. Servatius damit an diesem Vormittag zu einem Lebensmittelpunkt und das hätte sicher auch Martin Luther erfreut.





 

Anzeige