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01.11.2017

Nostalgie auf Schienen


Modellbahn- und Spielzeugmesse in der Stadthalle

von Christian Dolle 

Liebhaber von Modellbahnen kamen am vergangenen Sonntag bei der Modellbahn- und Spielzeugmesse in der Osteroder Stadthalle voll auf ihre Kosten. Überall wurden Loks, Waggons, Schienen und alles erdenkliche Zubehör angeboten, dazu Modellautos und anderes Spielzeug.

Leider stellte sich an diesem Nachmittag auch wieder einmal heraus, dass Modellbahnen tatsächlich nur noch etwas für Liebhaber sind. Insgesamt war es nicht gerade überfüllt, zudem waren die Besucher meist Großeltern, die ihren Enkeln die eigene Leidenschaft schmackhaft machen wollten. Für die Händler bringt das wenig, wie einige von ihnen zugaben. „Früher war das Interesse deutlich größer“, beklagte einer, „heute zocken die Kinder lieber Eisenbahnsimulationen auf dem Computer.“

Tatsächlich ist die Modelleisenbahn ja schon längst kein Spielzeug mehr, was sich allein an den Preisen für die einzelnen Sammlerstücke zeigt. Doch selbst die geben wohl inzwischen deutlich weniger aus als noch vor einigen Jahren. „Es kann sich ja heute niemand mehr leisten, weil es keine Mittelschicht mehr gibt“, versuchte sich einer der Anbieter an einer Analyse. Sammler seien früher meist Arbeiter gewesen, doch die gibt es nicht mehr und wenn, dann haben sie heute kein Geld für teure Hobbys mehr übrig, meinte er. Er sei nur froh, dass er vorgesorgt habe, doch jene Werte, die seine Modelle einst darstellten, könne er inzwischen nur noch im Keller lagern.

„Nächstes Mal komme ich nicht mehr her, es lohnt sich überhaupt nicht“, bedauerte ein anderer mit süddeutschem Akzent. Sein Kollege am Nachbartisch wollte sich zunächst überhaupt nicht äußern. Dann aber sagte er: „Was soll ich sagen? Wenn ich ihnen erzähle, dass ich hier nichts verdiene, dann gibt mir trotzdem keiner was. Und wenn ich sage, dass ich aber genug Geld habe, dann wollen alle etwas davon abhaben. Dann soll ich das für Flüchtlinge ausgeben, damit die hier integriert werden. Das ist auch nicht mein Ding.“

Was das eine mit dem anderen zu tun hat, erläuterte er nicht weiter. Dennoch bleibt nach einem solchen Gespräch und der Grundstimmung überhaupt ein recht fader Beigeschmack zurück. So faszinierend Modellbahnen auch sein mögen, ihre Zeit scheint weitestgehend vorüber und selbst die Nostalgiker scheinen inzwischen weniger zu werden.



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