Kultur

13.10.2017

Der große Reformator in Miniaturformat


Renate Milerski und Pastorin Karin Gerken-Heise

Ausstellung mit Szenen aus dem Leben Martin Luthers in Northeim eröffnet

von Christian Dolle 

Das Luther-Jahr neigt sich dem Ende entgegen und wir haben das Gefühl, inzwischen doch alles gesehen zu haben, was mit der Reformation und dem Reformator zu tun hat. Grundsätzlich stimmt das. Dennoch hat in der Northeimer St. Sixti-Kirche jetzt eine Ausstellung eröffnet, die noch einmal völlig neue Eindrücke bietet. Sie umfasst mehr als 20 Szenen aus dem Leben Martin Luthers, erzählt von mehr als 150 handgefertigten Figuren. Das ist auf jeden Fall sehenswert.

„Die Luther-Story“ heißt sie und wurde gestaltet von Renate Milerski, die das zunächst einmal eigentlich gar nicht wollte. „Seit mehr als 35 Jahren mache ich Egli-Erzählfiguren“, erzählt sie, jene Figuren der Schweizerin Doris Egli, mit denen seit den 1960er Jahren biblische Geschichten veranschaulicht werden. „Doch alles, was ich gemacht habe, spielt um das Jahr 0 herum“, berichtet Milerski weiter, „mit der Zeit um 1500 kannte ich mich kaum aus und musste mich erst einmal gründlich einlesen.“

Gleiches gilt auch für Martin Luther selbst, den sie so kannte, wie man ihn eben als evangelischer Christ gemeinhin kennt. Die einzelnen Stationen seines Lebens und die gesamte Breite seines Wirkens wurde ihr erst durch die künstlerische Arbeit nahegebracht. Die erstreckte sich übrigens auf ungefähr 4500 Arbeitsstunden, die Zeit, in der ihr die einzelnen Szenen und manche Details im Kopf herum spukten, noch nicht mitgerechnet. „Ehrlich gesagt musste ich oft an Heine denken und sagte mir: Denk ich an Luther in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Tatsächlich sieht man der Ausstellung diese schlaflosen Nächte deutlich an. Jede einzelne Szene ist so liebevoll bis ins kleinste Detail – sei es jedes einzelne kunstvoll beschlagene Buch oder die Maus, vor der sich eine der Figuren erschreckt – ausgearbeitet, dass nicht nur alles stimmig wirkt, sondern die Figuren tatsächlich lebendig. Sie erzählen Stationen auf Luthers Lebenswerk, so dass die ebenfalls von der Künstlerin verfassten erläuternden Texte manchmal kaum nötig sind. Spannend dabei ist, wie hier Geschichte auf einfache und durchaus kindgerechte Art erzählt wird, wie sich aber auch erwachsene Betrachter und durchaus auch die theologisch bewanderten beim intensiven Betrachten der Feinheiten ertappen.

„Hinter jeder Szene steckt mein Herz“, sagt Milerski, die sich sehr darüber freut, wie ihre Arbeit jetzt angenommen wird und wie viel Zeit sich viele beim Anschauen nehmen. „Mir ist Luther schon nahe gekommen und er wird mir jetzt fehlen“, resümiert sie.

Doch noch ist es ja nicht soweit, denn die Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober in St. Sixti von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12.30 sowie zwischen 15 und 17 Uhr und an den Sonntagen nach dem Gottesdienst bis 12.30 und auch von 15 bis 17 Uhr zu sehen.


Student Martin Luther

Verbrennung der Bannbulle

Gutenberg Druckerei

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Luthers Schulzeit

Musik im Hause Luther

Luther und die Juden

 

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