Kultur / Rezensionen

14.10.2017

Das Buch zum Festival


„Fachwerkgeflüster“ macht neugierig auf die Geschichten hinter den historischen Fassaden

von Christian Dolle 

Als Scharfrichter führt er seine Zuhörer ins dunkle Mittelalter und lehrt sie in der Duderstädter Folterkammer das Gruseln. Zumindest bis eine geheimnisvolle Fremde auftaucht und ihm selbst Angst macht. In Osterode hingegen zieht eine junge Familie in ein altes, schiefes Fachwerkhaus, von dem die Nachbarn erzählen, es spuke darin.

All dies sind Geschichten aus dem Buch „Fachwerkgeflüster aus dem Eichsfeld und anderswo“. Die Anthologie erschien rechtzeitig zu „Denkmal!Kunst-KunstDenkmal!“ und ist damit sozusagen das Buch zum Festival oder zum Fachwerk5Eck. Tatsächlich lebten die Autorin auf dem Papier alles aus, was die Fantasie zum Thema Fachwerk hergibt. Fast immer geht es um alte Gebäude, nicht selten um Geister, es wird gemordet, aber auch humorvolle Ideen und Nachdenkliches kommen nicht zu kurz.
„Fachwerkgeflüster“ ist das inzwischen 7. Werk der Autorengruppe Creativo und dreier Gastautoren, die sich gegenseitig beim Veröffentlichen der eigenen Bücher unterstützt. Unter den Gästen ist bei diesem Buch auch der aus Barbis stammende Autor Hans-Joachim Wildner, der eine amüsante in Osterode spielende Geschichte beisteuerte.

Ansonsten entführt das Buch in die historischen Innenstädte von Duderstadt, Northeim und Göttingen, aber auch bis ins westfälische Minden und ins fränkische Bamberg. Ebenso unterschiedlich wie die Orte sind auch die Themen, die literarische Form und nicht zuletzt die Qualität der Beiträge. Vieles ist Geschmackssache und soll an dieser Stelle daher gar nicht näher gewertet werden.

Fest steht aber, dass die Vielfalt der Texte nicht nur gut zum Festival, sondern auch gut zu den Orten des Fünfecks passt. Das Buch macht in jedem Falle neugierig, sich mit Fachwerk auseinanderzusetzen und regt dazu an, beim Anblick einiger schiefer Häuser, die in den vergangenen Jahrhunderten schon so viel gesehen haben, einmal die eigene Fantasie schweifen zu lassen.

 

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