Politik / Wirtschaft / Bildung

12.10.2017

Kleine Schritte, die der Gesellschaft helfen


Grüne besuchten die Zukunftswerkstatt Herzberg und Henry in Osterode

von Christian Dolle

Je globaler die Welt wird, desto mehr Bedeutung gewinnt der Zusammenhalt vor Ort. Und je mehr unsere Gesellschaft sich zu spalten droht, desto wichtiger werden Einrichtungen, die ein gemeinsames Miteinander fördern. Zu diesen Einrichtungen zählt seit einigen Jahren die Zukunftswerkstatt in Herzberg und seit Neuestem auch das Begegnungszentrum „Henry“ in Osterode.

Belit Onay, Sprecher für BürgerInnenbeteiligung und Kommunalpolitik der Grünen im Niedersächsischen Landtag, und Landtagskandidatin Almut Mackensen besuchten beide Einrichtungen und erfuhren dabei viel über deren Integrationsarbeit und weitere Projekte, die durchaus Vorbildcharakter haben. Während die Zukunftswerkstatt schon viele Projekte in die Tat umsetzen konnte und sich dabei insbesondere in der Flüchtlingsarbeit engagiert, steht man bei Henry zwar noch am Anfang, schlägt aber ganz ähnliche Wege ein.

So betreibt die Zukunftswerkstatt beispielsweise eine Fahrradwerkstatt, die auch bei Henry in Osterode eingerichtet werden soll. Weiterhin werden dort gerade Nähmaschinen angeschafft, um Kurse anbieten zu können. In Herzberg wurde die Schneidermeisterin Dorota Maravic besucht, der die Zukunftswerkstatt einen Neustart in ihrem Beruf ermöglichte, in dem ihr Startkapital sowie ein erster fester Kundenstamm ermöglicht wurde.

SolHaWe Textil nennt sich das Modell, zusammengesetzt aus den Begriffen Solidarität und Handwerk, auf jeden Fall eine Idee, die auf viele weitere Projekte übertragbar ist und durchaus Schule machen kann. „Durch Flüchtlinge und weitere Neubürger wurde unsere Stadt in einer Weise belebt, die sonst nie möglich gewesen wäre“, sagt Wolfgang Drebing-Bachmann, Vorsitzender des Vereins Zukunftswerkstatt, und sieht das Engagement daher nicht nur als einseitige Hilfe an. Alle, die in den letzten Jahren neu nach Herzberg kamen, brachten individuelle Fähigkeiten mit, durch den Zuzug stehen die Schulen nicht vor der Schließung und die Stadt wurde insgesamt lebendiger.

Diese Einschätzung deckt sich weitestgehend mit der Politik der Grünen, die jegliche Form der Obergrenze – ob man sie nun so nennt oder nicht – vehement ablehnen. „Das ist populistischer Quatsch“, sagt Onay in Bezug auf den aktuellen Kurs der Unionsparteien und stellt fest, dass jegliche Beschränkung des Familiennachzuges integrationsfeindlich ist. Vielmehr müsse man sich um ein Einwanderungsgesetz getrennt vom Asylrecht kümmern und vor allem um eine europäische Konzeption fernab aller Scheindebatten, die eh nur geführt würden, weil sie medienwirksam sind.

Weiterhin schreiben die Grünen sich die soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen, betonte Almut Mackensen. Der Mindestlohn sei schon einmal ein guter Beginn, jetzt gelte es, dafür zu sorgen, dass solche Vereinbarungen nicht umgangen werden. Zwar klaffe die Schere hier in der Region noch nicht so merklich auseinander wie anderswo, doch sieht sie die Politik in der Pflicht, jetzt entscheidende Weichen zu stellen. Dazu zählen steuerliche Fragen ebenso wie ein Schulsystem, das gleiche Bildungschancen garantiert, die Sicherheit der Rente und auch das bedingungslose Grundeinkommen werde immer wieder diskutiert und durchgerechnet.

Neben allen politischen Fragen gab es in Osterode beispielsweise Handarbeitstipps derer, die sich dort regelmäßig zum Stricken treffen und in Herzberg unter anderem eine Kostprobe vom „Refujuice“, der dort gemeinsam mit Flüchtlingen selbst hergestellt wird. All das beeindruckte die Gäste und machte ihnen noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, dass solche Initiativen von der Politik gefördert werden, um all jene, die sich ehrenamtlich engagieren weiterhin zu motivieren.





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