Regionales / Stadt Osterode / Förste/Nienstedt
09.10.2025
Droht dem Kranzreiten das endgültige aus?
Kranzreiten 2023
...Joachim Schwerthelm
Wenn sich Ortsbürgermeister Harald Dix, Ortsratsmitglieder, Lajos Pestalic mit einer Abordnung der Reitsportgemeinschaft, Schaffer, geladene Kenner der Pferdesportszene und weiteren Interessierten in einer großen Runde zusammenfinden, um gemeinsam die dörfliche Tradition des Kranzreitens zu retten, scheinen künftige Veranstaltungen wirklich auf der Kippe zu stehen.
Beim Nachwuchs fehlen bereits heute die künftigen Teilnehmer der Kaltblutrennen. Darum geht der folgende Aufrufe vorrangig an Eltern aus Förste, Nienstedt und angrenzender Gemeinden:
“ Wessen Kinder können bereits reiten oder möchten das Reiten erlernen, um auf Ponies am Kranzreiten teilzunehmen ?“
Meldungen oder Anfragen können an die folgende E-Mail Adresse gerichtet werden: kranzreiten@web.de
Zur Vorgeschichte:
Das Pfingstfest 2025 bleibt nicht nur bei Förster Einwohnern nachhaltig in Erinnerung. Ein in der Jahrhundert alten Tradition bisher einmalig Vorgang sorgte für die Absage des Kranzreitens. Die Reitsportgemeinschaft Förste hat nämlich aufgrund eines noch andauernden Rechtsstreits und den hiermit verbundenen Unsicherheiten für Reiter, Pferdehalter und Veranstalter die Veranstaltung absagen müssen.
Um zu verstehen, warum das Kranzreiten so einzigartig ist, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Alten Aufzeichnungen zufolge, gibt es in nicht nur in den umliegenden Ortschaften ähnliche Reitveranstaltungen. Doch seit zirka einhundert Jahren findet die einmalige Form des Pferderennens nur noch in Förste statt. Das Kranzreiten ist eine in strikte Regularien verankerte Traditionsveranstaltung, welche vor sechzig Jahren noch über 4000 Besucher verzeichnen konnte. Für Reiter war es eine besondere Ehre teilnehmen zu dürfen. An Pferden mangelte es in Förste nicht. Selbst kleinere Höfe verfügten in der Regel mindestens über ein Pferd. Darum waren reitkundige und startwillige Söhne kein Problem. Aus diesem Grund verwundert es nicht, dass einzig und allein Förster Reiter auf einem eigenen Pferd der Start erlaubt war. Arbeiter- und Bauernschaffer, sie richten sowohl das Pfingsfest als auch das Kranzreiten aus, konnte nur werden, wenn eine vorherige Teilnahme am Kranzreiten nachgewiesen werden konnte.
Aber wie überall auf der Welt, kann der Lauf der Zeit nicht aufgehalten werden. Maschinen machen die Pferde überflüssig. Anfangs gibt es aus Treue zum Pferd oder aus Hobbyzwecken genügend Tiere. Doch bereits in den siebziger Jahren macht sich das Fehlen jugendlicher Reiter bemerkbar. Reiterinnen füllen das Teilnehmerfeld auf. Recht bald sind sie es, die mit ihrer Teilnahme die Tradition am Leben erhalten. In dieser Zeit macht sich auch erstmalig das Fehlen geeigneter Pferde bemerkbar. Die Veranstaltung verliert den Status eines Selbstläufers. Plötzlich steht die Zukunft des Kranzreitens auf dem Spiel. Nach intensiven Bemühungen erklärt sich der damalige Reit- und Rennverein bereit das Event zu retten. Fortan fungieren die Schaffer als Ausrichter und der damalige Verein als Veranstalter.
Inzwischen stehen dem Kranzreiten weitere Hürden im Weg. Diese kann die Reitsportgemeinschaft Förste nicht mehr allein aus dem Weg räumen. In Förste mangelt es inzwischen sowohl an gestandenen Reitern als auch an versiertem Reiternachwuchs. Letzterer ist wichtig, denn der Nachwuchs ist die Basis, aus der Jahre später das Erwachsenenfeld hervorgeht. Obendrein merkt Lajos Pestalic für die Reitsportgemeinschaft an: „Die Beschaffung reittauglicher Kaltblutpferde ist für den Verein allein, ein kaum noch zu lösendes Problem“.
In der Krisensitzung kristallisiert sich schnell heraus, dass es nicht einfach wird und nicht viel Zeit bleibt, um mit gemeinschaftlicher Anstrengung das traditionelle Event weiter fortbestehen zu lassen.
Neben vielen weiteren Aspekten, welche gemeinsam gelöst werden könnten, ist der der Eingangs erwähnte Nachwuchsmangel ein Hauptproblem.
Kaltblut Besitzer aus dem gesamten Kreisgebiet können sich ebenfalls ab sofort unter kranzreiten@web.de melden, um eine Startzusage zu geben oder falls Pferde zur Verfügung gestellt werden können. Die Details werden individuell geklärt und sind aus Gründen der Chancengleichheit im Kern für jeden Teilnehmer identisch.
Harald Dix richtet zum Abschluss unwidersprochen folgendes Schlusswort an die anwesenden Gesprächsteilnehmer: „Wir müssen die letzte Chance nutzen, damit es im nächsten Jahr wieder heißen kann: Pfingsten 2026. Auf zum Kranzreiten nach Förste“.
Falls die gemeinsamen Anstrengungen erfolglos bleiben sollten, bedeutet es das unweigerliche Aus einer einmaligen Förster Tradition.

