Panorama / Ausflugsziele

18.06.2025

Ukrainisch-russische Bärenfreundschaft


Der Alternative Bärenpark in Worbis

von Christian Dolle

Mykhailo kam im Mai 2024 aus der Ukraine nach Deutschland. Er wurde abgemagert und dehydriert im Kriegsgebiet aufgefunden und gerettet. Mykhailo ist ein Braunbär und lebt heute im Alternativen Bärenpark in Worbis. Die Mitarbeitenden dort beschrieben ihn als vorsichtig, aber auch neugierig und voller Tatendrang. Sie sind froh, dass sie ihn aus schlimmsten Verhältnissen retten und ihm hier ein neues Zuhause geben konnten.

In der Ukraine wurde Mykhailo auch schon vor dem Krieg in einem kleinen Käfig mit verrosteten Gitterstäben als Touristenattraktion gehalten. Das verursacht neben körperlichen auch geistige Schäden, so dass der 2016 geborene Bär hier erst einmal aufgepäppelt werden musste. 

Ebenso wie Mykhailo haben auch die anderen Bären in Worbis ein schweres Schicksal hinter sich. Der Bärenpark ist kein Zoo, sondern ein Tierschutzprojekt. Sein Ziel ist es, Bären aus schlechter Haltung eine zweite Chance in naturnaher Umgebung zu bieten. Der Park ist ein Projekt der „Stiftung für Bären - Wildtier- und Artenschutz“ und nimmt neben Bären auch z. B. Wölfe und Luchse auf. Für Besucher gibt es auch etliche Klein- und Bauernhoftiere sowie Vögel zu sehen.

Doch Vorsicht: Der Bärenpark nimmt sein Engagement ernst. Zwischen weitläufigen Freiflächen, auf denen die Tiere nicht unbedingt immer zu sehen sind, gibt es auch viele Informationen über den historischen Umgang mit Bären in Gefangenschaft. Einiges davon geht definitiv unter die Haut. Trotzdem gibt es immer wieder auch besondere Aktionen, so dass sich ein Besuch – auch mit Kindern – allemal lohnt. Lohnen kann sich immer auch eine Spende, denn die Stiftung für Bären braucht stetig Mittel für Futter, Medikamente und Umbauten. 

Und was ist mit Mykhailo? „Letzte Woche hat er eine Mini-Schwachstelle im Zaun zu Katja gespottet und diese bodenlos ausgenutzt, um die Stromlitze abzuziehen. Also dafür erstmal Respekt an ihn! Es ist doch immer wieder funny dem Bärsonal zu zeigen, was sie verbessern können“, berichtet besagtes Bärsonal ganz aktuell. Katja wiederum ist eine Bärin, die vermutlich in einem russischen Staatszirkus geboren und dann von Auftritt zu Auftritt, von Station zu Station weitergegeben wurde. Als sie bei einer Schaufütterung einen Pfleger verletzte, galt sie als gefährlich, bevor sie 2011 nach Worbis kam. Nach längerer Eingewöhnungszeit hat sie dort inzwischen ihre Heimat gefunden und sollte nun wohl dem jüngeren Mykhailo erzählen, dass er sich hier nicht mehr zu fürchten braucht. 

„Die beiden viben lowkey. Immer mal wieder Beschnupperungs-Kontakt, ein bisschen gucken. Aber meistens zieht Katja dann wieder ab – so typisch ‚Ich tu so, als wär nix‘-Energie. Das können die Bärendamen gut“, heißt es. Dafür könne Mykhailo sich noch nicht so wirklich entscheiden, was er denn spannender findet, Katja oder wie das Bärsonal versucht, die Stromversorgung zu reparieren. 










 

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