Kultur

16.09.2017

Blick auf das Leben ohne rosarote Brille


Liedermacher Manfred Siebald war zu Gast in Hörden

...Mareike Sillner (KKHL)

So voll war es in der Hördener Kirche schon lange nicht mehr: Am Sonntagabend war Liedermacher Manfred Siebald zu Gast, der mit seinen Liedern aus dem Alltag des Glaubens Konzertbesucher aus dem kompletten Kirchenkreis anlockte. „Weihnachten ist nichts dagegen“, kommentierte Pastor Hillard Heimann scherzend, bevor es „beseelt, beherzt und beflügelt“ durch den Abend ging.

„Ein herzliches Willkommen an alle, die heute beseelt durch den Tag geschwebt sind“, begrüßte Siebald die mehr als 200 Konzertgäste passend zu seinem ersten Lied. Und natürlich nahm er auch alle in seine Begrüßung mit auf, denen es gerade nicht so gut geht. Anschließend warf er die Zahl 111 in den Raum. So lange sei es noch bis Silvester, die Zeit der guten Vorsätze und der mehr oder minder strikten Umsetzung.

„Warum und für wen eigentlich?", fragte Manfred Siebald gesellschaftskritisch. Wünsche hätten eine so kurze Halbwertszeit und er sei ein Freund davon, ehrlich auf das Leben zu schauen – ohne die rosarote Brille. „Man sollte die Vorsätze umsetzen, die den Stempel 'besonders wertvoll' tragen könnten: Mehr spüren, dass ich lebe – die Augenblicke auskosten – mehr singen – probieren Sie es aus!"

Zudem sei es unsinnig, Vergleiche mit seinen Mitmenschen anzustellen. „Gott sagt, dass du unvergleichlich bist. Vergiss nicht, dass dein Leben für Gott wertvoll ist", gab der Amerikanist einige tiefsinnige Worte mit auf den Weg, bevor er einmal mehr unter Beweis stellte, wie gut er die Fragen und Antworten aus dem Alltag des Glaubens in Worte fassen und in seinen eigenen melodischen, rhythmischen und zum Mitsingen einladenden Lieder zum Ausdruck bringen kann.

Und genau das taten die Zuhörer: aus vollem Herzen mitsingen. Dabei ließ der Musiker mal die großen, mal die „halbe" und zweimal sogar seine „Township-Gitarre" aus einem Ölkanister aus Afrika erklingen. Passend dazu ein Lied über einen jungen Afrikaner, der Deutschland nach drei Monaten als Gaststudent vor Ort als „Land ohne Lächeln, Land ohne Gruß – Land ohne Glauben und Gebet?" beschreibt. Es sind eben auch die kritischen Töne, die Siebald ausmachen.

Sein Auftritt jedenfalls sorgte für so große Begeisterung, dass der christliche Liedermacher nicht ohne drei Zugaben und Ovationen die Rückfahrt nach Mainz antreten konnte. Ein schöneres Kompliment kann es doch kaum geben. Noch dazu ist Manfred Siebald dafür bekannt, seine Spendeneinnahmen aus den Konzerten einem wohltätigen Zweck zukommen zu lassen. Diesmal geht die Kollekte an ein Zentrum der Begegnung in Palästina, in dem sich einige verbliebene Christen im Kriegsgebiet dafür einsetzen, Frieden zu stiften.




 

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