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12.06.2025
Damals: Kranzreiten und Pfingsten vor 75 Jahren
von Joachim Schwerthelm
In diesem Jahr findet in Förste das Pfingstfest und der Schütt’nhoff ohne das traditionelle Kranzreiten statt. Wie es vor 75 Jahren beim Kranzreiten und beim Pfingstreiben zuging, darüber berichtet am 31. Mai 1950 der Osteroder-Kreis-Anzeiger:
Tausende beim Förster Kranzreiten
Fünfzehnjähriger als Überraschungssieger - Guter Verlauf des Festes
FÖRSTE. Die Schaffer hatten Glück, denn als am Pfingstmontag der Regen schlagartig ausblieb, war das Gelingen des Kranzreitens nicht mehr in Frage gestellt. Schon vor der angesetzten Zeit säumten Besucher von nah und fern die Festwiese. Unter der einwandfreien Leitung der beiden Schaffer Cordes und Beyger nahm dann das Fest seinen althergebrachten Verlauf.
Die Jagejungen ritten unter der Führung der Schaffer an und bald sauste die wilde Jagd zum ersten Male über die Bahn. Nicht jeder der Reiter konnte sich auf seinem Pferde halten, und die Stürze sahen nicht immer ungefährlich aus. Den Sieg trug der 15-jährige Willi Brünau davon. Er ritt zum ersten Male mit bei den Junggesellen. Schon im vorigen Jahr hatte er bei den Jüngeren den Kranz errungen, diesmal holte er ihn sich dank seines schnellen Pferdes und seines verwegenen Reitens. Solch eine Ueberraschung ist wohl bisher selten vorgekommen. Bei den jüngeren Jagejungen erhielt W. Binnewies den Kranz.
Nach den Ehrentänzen strömte eine endlose Menschenmenge in das Dorf zurück, und Jubel und Frohsinn nahmen kein Ende. In den Tanzsälen entgeht den wachsamen Augen der Schaffer nichts, was die gute Stimmung oder den reibungslosen Festablauf gefährden könnte, Trotz der Wärme in den Sälen bleibt der mit einem Eichenkranz geschmückte Hut, das Zeichen ihrer Würde, auf dem Kopf, Trifft einer den Schaffer ohne Hut, so kann das unter Umständen ein teurer Spaß werden; zumindest jedoch ist eine Flasche Steinhäger fällig.
Am 3. Feiertag fand dann die Wahl der Schaffer des nächsten Jahres auf dem Schützenplatz statt. Die alten Schaffer schlagen jeweils einen neuen aus dem Bauernstande, also von denjenigen, die aktiv beim Reiten mitwirken und einen Anwärter aus dem Handwerkerstande vor. Mit althergebrachten Trinksprüchen wurden als neue Schaffer W. Gebhardt und R. Drewes vorgeschlagen und angenommen. — Ausgiebig wurde dann auch der 3. Pfingsttag gefeiert. Die beiden Tanzflächen waren zeitweise viel zu klein, um alle tanzlustigen Paare aufzunehmen.
Trotz der schlechten Wetterlage am Sonntag war das Kranzreiten 1950 ein voller Erfolg. Vielen, besonders den jungen Siegern, wird es eine schöne Erinnerung sein, und nicht nur die Förster, sondern auch die auswärtigen Gäste nahmen etwas Freude mit nach Hause in den grauen Alltag.