Regionales / LK/Stadt Göttingen
19.05.2025
Schutz des Kindeswohls in familiengerichtlichen Verfahren
Fachtag „Sorge und Umgang im Kontext von Partnerschaftsgewalt“ in Grone beleuchtet Herausforderungen und Reformbedarf
...R. Körner/LK Göttingen
Am 07. Mai 2025 fand auf Einladung des Netzwerks Häusliche Gewalt der Region Göttingen ein gut besuchter Fachtag in der Mehrzweckhalle Grone statt. Rund 100 Personen nahmen teil, darunter Fachkräfte aus Justiz, Jugendhilfe, Beratungsstellen, Verwaltung sowie anderen Engagierte aus Zivilgesellschaft und Politik.
Im Fokus stand der Schutz des Kindeswohls in familiengerichtlichen Verfahren nach dem Gewaltschutzgesetz – im Lichte der Anforderungen der Istanbul-Konvention. In einem dialogischen Format diskutierten Wolfgang Schäfer, Familienrichter am Amtsgericht Lüneburg, und Bettina Schulte, Fachanwältin für Familienrecht aus Duderstadt, über die Möglichkeiten und Grenzen des Opferschutzes im familiengerichtlichen Kontext. Besonders hervorgehoben wurden strukturelle Herausforderungen, rechtliche Fallstricke und die Frage, ob Familiengerichte den Ansprüchen der Konvention derzeit gerecht werden können.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Reformbedarf im Kindschaftsrecht und den aktuellen gesetzgeberischen Entwicklungen auf Bundesebene. Darüber hinaus wurden die niedersächsischen Diskussionen zum besseren Schutz bei partnerschaftlicher Gewalt, etwa durch den Einsatz elektronischer Fußfesseln, thematisiert.
Der Austausch war geprägt von hohem fachlichem Interesse und dem Wunsch nach konstruktivem Dialog. Bei Kaffee und Kuchen gab es vor und zwischen den Vorträgen reichlich Gelegenheit zur Vernetzung.
Das war der zweite Fachtag des Netzwerks Häusliche Gewalt für die Region Göttingen. Dieses übergeordnete Netzwerk hat Arbeitsgruppen in Göttingen, Duderstadt, Hann. Münden und Osterode am Harz. Es besteht aus örtlichen Fachstellen, Ämtern die in Kontakt mit geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt kommen und Ehrenamtlichen vor Ort. Die Arbeitsgruppen treffen sich jeweils einmal im Quartal. Mit der Geschäftsführung des Netzwerks sind die jeweiligen Koordinatorinnen zur Umsetzung der Istanbul-Konvention Anna Maierl (Stadt Göttingen) und Rebecca Körner (Landkreis Göttingen) betraut.