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15.05.2025

Lost Kingdom


Razzia im ehemaligen Hotel am Wiesenbeker Teich

von Christian Dolle

Eine schmale Straße voller Schlaglöcher schlängelt sich den Berg hinauf durch den Wald. Mehr Schlaglöcher als Straße. Es ist die Zufahrt zum „Königreich Deutschland“, zumindest zu dessen Distrikt in Bad Lauterberg. Am Ende der Straße steht ein Haus am See, ein ehemaliges Hotel, dann allerdings über viele Jahre ein Lost Place.

Die neue Eigentümerin, Ute Kowalewski kaufte das Objekt 2023, hatte große Pläne damit und ließ sich auch mit Peter Fitzek, dem selbsternannten König von Deutschland, ablichten. Nun hat das Bundesinnenministerium die Gruppe verboten, Fitzek befindet sich nach Angaben der Bundesanwaltschaft bereits in Untersuchungshaft, der Generalbundesanwalt ermittelt. Auch im ehemaligen Hotel am Wiesenbeker Teich gab es eine Razzia, die Türen sind inzwischen durch die PD Göttingen amtlich versiegelt. 

Gegen die verfassungsmäßige Ordnung

Der Verein richte sich „gegen die verfassungsmäßige Ordnung“, heißt es offiziell, wobei Innenminister Dobrindt in einem Interview mit der Journalistin Dunja Hayali erläuterte, es sei eine kriminelle Vereinigung, die „vor allem auch im Bereich der Wirtschaftskriminalität“ unterwegs war“. Daher sehe er auch keinen Zusammenhang zu einem Verbotsverfahren der AfD, nach dem Hayali fragte, da auch dieses ja von vielen Menschen gewünscht wird.

Was genau ist das „Königreich Deutschland“ denn? Peter Fitzek war vor 13 Jahren einer der Gründer und ließ sich zum König krönen, da er die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland nicht anerkennt. Somit werden Fitzek und seine etwa 1000 Anhänger der Reichsbürger-Szene zugeordnet, sind dort die größte bekannte Vereinigung. 

Auseinandersetzungen mit Behörden und Strafverfahren

In der Folge gab es in dem Verein eine eigene Währung, eigene Dokumente, enge Verbindungen zur Querdenken-Gruppierung von Michael Ballweg und immer wieder Auseinandersetzungen mit Behörden sowie Strafverfahren gegen Fitzek. Das „Königreich Deutschland“ betrachtete sich als monarchisch-absolutistischer Gegenstaat und fiel in den letzten Jahren vor allem dadurch auf, dass immer wieder Grundstücke und Immobilien angekauft wurden, so eben auch in Bad Lauterberg. 

Vor zwei Jahren gab es am Göttinger Kreishaus einen großen Polizeieinsatz wegen eines verdächtigen Paketes, einer zuerst angenommenen Bombe, an Landrat Marcel Riethig. Absenderin war Ute Kowalewski, was die Pläne für das Hotel am Wiesenbek ein wenig ausbremste. Jetzt ist wohl endgültig Schluss, die Gruppierung wurde verboten, vieles wurde beschlagnahmt, damit ist das Königreich wohl wieder Teil der Bundesrepublik und seine Mitglieder unterstehen ihrer Justiz. 

Was aus dem Objekt am Ende der Straße zum Wiesenbeker Teich wird, ist fraglich, doch es ist zu vermuten, dass es nun wieder zum Lost Place und damit dem Verfall preisgegeben wird. 







 

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