Regionales / Harz
11.04.2025
Wald (Arbeit) hat Zukunft - Schüler aus Hannover erkunden das Niedersächsische Forstliches Bildungszentrum
Zukunftstag bei den Landesforsten: Mit Geschick am Joystick virtuelle Bäume fällen und Jägerstühle oder Vogelkästen nageln
(Münchehof) Den ältesten Werkstoff der Welt modern vermitteln und Arbeit im Wald mit Kopf und Hand erkunden - diese Chance nutzten 17 Schüler vergangene Woche in Münchehof. Gemeinsam mit den Forstämtern Seesen und Riefensbeek öffnete das Niedersächsische Forstliche Bildungszentrum (NFBz) Maschinenräume, Gerätehallen und Werkstätten für seine jüngsten Besucher. Selbst Computersimulatoren waren hochgefahren, an denen die Gäste aus umliegenden Schulen und aus Hannover lernten, virtuell Bäume zu fällen und aus dem Wald zu fahren.
Der diesjährige Zukunftstag bot praktische Handarbeit, moderne Geräte für die Waldarbeit und Konzentration am Großbildschirm mit Geschick am Joystick. Vier Stationen erkundeten die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen. Betreut und angeleitet von Auszubildenden und Forstwirtschaftsmeistern. Die Forstämter Riefensbeek und Seesen unterstützten mit ihren angehenden Forstwirten das NFBz. Das Bildungszentrum hatte sprichwörtlich einen kleinen Tag der offenen Tür geboten. Vom Ausbildungsmeister bis zum Arbeitslehrer kümmerte sich ein engagiertes Team um die neun- bis vierzehnjährigen Gäste.
Lern- und Mitmachparcours auf dem gesamten Schulgelände - "Großer Bahnhof" für künftige Arbeitskräfte
Moderne Geräte bei der Pflege neuer Wälder stellte Stefan Neuber der ersten Gruppe vor. Der Forstwirtschaftsmeister und sein Azubi-Team aus dem Forstamt Seesen hatten Maschinen und Werkzeug bereitgelegt, die schwere körperliche Arbeit erleichtern. Weniger Bücken beim Mähen von jungen Kulturpflanzen gelingt mit einem neuen Arbeitsverfahren und moderner Technik, dass den Kindern anschaulich demonstriert wurde. Typische Arbeiten im Wald und Innovationen kennenzulernen lautete eines der Ziele des Schnuppertages ins Berufsleben. Wie Maschinen den Alltag erleichtern und langwierige Handarbeit überflüssig machen, erfuhren die Schüler an zwei automatischen Sägeketten-Schärfern. Minutenschnell schärfen die Automaten meterlange Ketten, die an einer Vollerntemaschine - auch als Harvester bekannt - für die Baumfällung unerlässlich sind.
Jasper aus Kreiensen kennt den Umgang mit Hammer und Nagel von zuhause: "Ich habe schon verschiedene Vogelkästen und Gartenhäuser gebaut", sagt der 14 Jährige, der in Greene zur Schule geht. Sein Vater sei Jäger und habe ihm dem Zukunftstag empfohlen. Am Zukunftstag schlug er die Nägel sicher ins Holz eines Jägerstuhls. Forstwirtschaftsmeister und Ausbilder Stefan Neuber zeigte ihm, wie die Jagdansitzböcke auf dem Betriebsgelände des Forstamtes Seesen zusammengenagelt und später im Wald aufgestellt werden.
In der zweiten Gruppe war Klara aus Hildesheim. Sie geht in Himmelsthür zur Schule und nahm zum ersten Mal am Zukunftstag teil. Ihr Vater arbeitet in Hannover im Landwirtschaftsministerium und empfahl Klara einen Berufsfindungstag bei den Niedersächsischen Landesforsten. "Mein Opa ist Jäger und ich gehe auch gerne in den Wald", nannte die 11-Jährige den Grund, nach Münchehof zu kommen.
Mieke vom Herzog-Ernst-Gymnasium Uelzen baute ebenso wie Klara einen eigenen Meisenkasten. Den Umgang mit Japansäge, Akkuschrauber- und bohrer lernte sie unter Anleitung von Forstwirtschaftsmeister Uwe Frielingsdorf und Kollegen in der Werkstatt. Die Zwölfjährige war mit einer Gruppe Gleichgesinnter aus Hannover angereist. Ob sie später mal im Wald arbeiten möchte, wusste Mieke noch nicht.
Auch Finja vom Gymnasium in Laatzen gehörte zu dieser Fahrgemeinschaft. Sie hatte schon im Werkunterricht erste Erfahrungen im Nistkastenbau gesammelt. Die 11-Jährige träumt von einer Handball-Karriere in der Bundesliga oder dem Beruf als Tierärztin.
Neues Format getestet und junge Gäste begeistert
Eine weitere Gruppe schaute auf große Bildschirme und steuerte mit dem Joystick Forstmaschinen durch ein Baumlabyrinth. Franziska von der KGS aus Wennigsen bei Barsinghausen dirigierte an einem Computersimulator eine Holzrückemaschine. "Hier macht man ja nichts kaputt. Das ist echt sinnvoll, das hier erstmal zu lernen" fand die Jugendliche. Zwar mache sie zuhause auch Computerspiele aber so Kompliziertes mit so vielen Knöpfen habe sie noch nicht gemacht, gestand die 13 -Jährige ein. Am Nachbarplatz trainierte ihre Schwester Patricia die virtuelle Baumfällung. Am Harvestersimulator schnitt sie Bäume so ab, damit die Stämme anschließend mit der Rückemaschine eingesammelt werden können. Angeleitet wurden die Geschwister von der Auszubildenden Jolina Sonnenberg.
Michael Thätner und sein Team vom NFBz zeigten sich zufrieden. "Wir haben erstmalig den Zukunftstag in dieser neuen Form angeboten. Gemeinsam mit den beiden Ausbildungsforstämtern Riefensbeek und Seesen wollen wir den Ausbildungsberuf Forstwirt bzw. Forstwirtin stärker bewerben. Der Parcours hat die Vielfalt der Arbeit im Wald abgebildet und soll das Handwerk in den Vordergrund stellen. Es gibt viel zu tun, um den Wald fit für die Zukunft zu machen. Dafür braucht es Nachwuchs."
Arbeitslehrer Samuel Tettenborn koordinierte die Aktion und freute sich über das große Interesse der Mädchen und Jungen. "Unser Plan, die Gäste für die Forstwirtschaft zu begeistern, ist aufgegangen. Im nächsten Jahr wollen wir das neue Format weiter ausbauen und weitere Forstämter einbeziehen", kündigte der Forstmann an.