Regionales / Gem. Bad Grund / Windhausen
15.03.2025
Kosten mehr als verdoppelt: aus geplanten 390.000 Euro werden 860.000 Euro
Aktuelle Aufnahme der Baustelle an der Grundschule in Gittelde. So sieht es aber seit 2023 schon aus. Bau verzögert sich und die Kosten haben sich mehr als verdoppelt
In der Sitzung des Gemeinderates Bad Grund wurden die Kosten für den stockenden Fahrstuhlanbau der Grundschule in Gittelde und die vermeintlichen Kostentreiber genannt
...von Herma NIemann
Aus den ursprünglichen Kosten für den Neubau eines Fahrstuhls und Einhausung des Treppenhauses an der Grundschule in Gittelde in Höhe von geplanten 390.000 Euro sind jetzt Kosten in Höhe von rund 860.000 Euro geworden. Das heißt, die Baukosten haben sich mehr als verdoppelt, bei gleichbleibenden Fördergeldern in Höhe von 200.000 Euro über eine Förderung aus dem Kommunalinvestitionsprogramm (KIP 2). Das belastet natürlich noch zusätzlich den eh schon gebeutelten Haushalt 2025 der Gemeinde Bad Grund. Schon in den jüngsten Sitzungen des Ortsrates Gittelde und der Schulausschusssitzung (beide im Februar) wurde seitens der Verwaltung darüber informiert, dass sich das Bauvorhaben hinziehe (wegen der kalten Witterung) und dass auch die Kosten gestiegen seien. Diese würden noch ermittelt.
In der jüngsten Ratssitzung musste nun öffentlich über die geschätzten Gesamtkosten berichtet werden, da der Haushaltsplan für 2025 im Gemeinderat verabschiedet werden musste.
Wie der Bürgermeister der Gemeinde Bad Grund, Patrick Schmidt, nun dazu im Rathaus in Windhausen informierte, sei das Bauvorhaben monetär deutlich über das ursprüngliche Werteziel hinaus geschossen. Als Verwaltung sei man gemeinsam mit den Fraktionen im Gemeinderat daran interessiert, die Baustelle nach Fertigstellung kritisch zu reflektieren und die Mehrkosten detailliert auf den Prüfstand zu stellen. Man sei sich dieser Verantwortung sehr bewusst, betonte Schmidt. Wichtig sei jetzt, bis spätestens zu den Sommerferien zu einem Abschluss der Baustelle kommen, damit dieser Mehrwert der Inklusionsbaumaßnahme schnell nutzbar sein könne. Er dankte allen Beteiligten im Rat, dass man an einem Strang ziehe und dass man, wie er sagte, durch Freigabe der Ratsmitglieder mit dem "Worst Case-Werteansatz" für diese "kritische und intransparente Baustelle" wieder Handlungsfreiheit herstelle. Als Verwaltung habe man den klaren Auftrag, gemeinsam mit dem Architekturbüro und den Ratsfraktionen zu ergründen, woher die unverhältnismäßig hohe Abweichung zu dem im Frühjahr 2024 vorgelegten Kostenschätzungen stammen. Zu den Kosten sagte Schmidt, dass Mehr- und Zusatzkosten aufgrund der sehr schweren Gründung und damit veränderter Bauausführung sowie Nebenkosten (wie Statik, Raumgrunduntersuchung, Bodenabfuhren), Kosten durch Beschwerung und Architekturkosten entstanden seien. "Das heißt, die Baustelle hat mit dem ursprünglichen Planungsanstaz nicht mehr viel zu tun gehabt", so Schmidt. Diese Mehr- und Zusatzkosten seien aufgrund von Baupreissteigerungen durch die verlängerte Bauzeit, mehr Vorhalteleistungen durch stationäre Geräte und den Bauzaun und mehr notwendige und unvermeidliche Zusatzarbeiten an Decken in dem Foyer (Belichtung und Elektrik) entstanden. All dies soll weiter aufgeschlüsselt werden, um die Kostentreiber zu analysieren, in engem Austausch mit den Ratsfraktionen.
Da keiner der Gemeinderatsmitglieder nach Schmidts Bericht Anmerkungen oder Aussprachebedarf äußerte, fragte unsere Zeitung in der Einwohnerfragestunde nach, seit wann der Anstieg der Kosten bekannt gewesen sei, und warum diese drastische Erhöhung nicht früher erkannt wurde. Darauf antwortete Schmidt, dass dies seit Februar bekannt sei. Eine Baustelle in der Größenordnung sei eine Architektenbaustelle, so Schmidt weiter, die Frage, warum die erhöhten Kosten nicht früher bekannt geworden seien, soll noch geklärt werden.
Hintergrund: Im Herbst 2023 wurde mit der Baumaßnahme begonnen, um die rechtlich vorbeschriebene Barrierefreiheit vorhalten zu können. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse verzögerte sich die Baumaßnahme. Denn der Bereich um die Grundschule liegt in einem sumpfigen Gebiet beziehungsweise Torfgebiet. Dazu kam noch, dass das Grundwasser in die Baustelle drückte und natürlich die Wetterlage im Herbst/Winter 2023. Immer wieder mussten Setzungspausen eingelegt werden, damit die Etagenhöhe auch mit der Aufzugsstopphöhe zusammenpasst. Mit einer Fertigstellung wurde damals nicht vor den Sommerferien 2024 gerechnet. Im Februar 2024 waren die Ursprungskosten schon um rund 56.000 Euro gestiegen. Damals rechnete man noch mit der Fertigstellung zum Ende des Jahres.
Bau ist wegen Inklusion notwendig
Was war genau geplant? Der Anbau mit Aufzug wird unter dem Vordach gebaut und soll zu allen drei Etagen (Keller/Lehrschwimmbecken und Küche, Erdgeschoss und erste Etage) führen. Außerdem soll das Treppenhaus im Rahmen der brandschutzrechtlichen Anforderungen eine Einhausung erhalten. Zur Umgestaltung aller Schulen in inklusive Schulen hatte der Gesetzgeber den kommunalen Schulträgern für fest umrissene Bereiche eine bis zum 31. Juli 2018 reichende Übergangsfrist eingeräumt. Bis dahin konnten die Schulträger ihrer Verpflichtung dadurch nachkommen, dass sie die inklusive Beschulung in diesem Bereich in von ihnen bestimmten Schwerpunktschulen sicherstellen. Der Rat der Gemeinde Bad Grund hatte daraufhin im Jahr 2013 beschlossen, mit der Stadt Osterode eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die gemeinsame Nutzung der Grundschule Lasfelde als Schwerpunktschule abzuschließen. Deshalb bestand eine Verlängerung der Frist bis spätestens zum 31. Juli 2024.
Aktuell ruht der Bau schon seit längerem, dies wurde dadurch begründet, dass dauerhaft Temperaturen über 5 Grad notwendig seien.
Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:
Aktuelles Bild von der wegen Branmdschutzmaßnahmen notwendigen Einhausung des Treppenhauses