Kultur / Rezensionen

06.03.2025

Wenn die drei ??? erwachsen geworden wären


„Justus Jonas“ - eine Interpretation von Christopher Tauber und Marius Pawlitza

von Christian Dolle

Die drei ??? sind Kult. Justus, Peter und Bob sind für viele Kinder mit viel Abenteuerlust, Neugier auf Geheimnisse und dem Wunsch, auch mal ein echtes Verbrechen aufzuklären, zu Helden geworden und es vor allem bis ins Erwachsenenalter geblieben. Dabei sind die drei Detektive selbst nie erwachsen geworden.

Das erste Buch erschien in den USA 1964, die Hörspielserie gibt es in Deutschland seit 1979, zudem Videospiele, Verfilmungen, Live-Shows und Comics. Eines dieser Comics war 2020 die Graphic Novel „Rocky Beach“, die etwas ganz Neues wagte. Was wäre, wenn die drei ??? eben doch erwachsen geworden wären? Wenn sie irgendwann getrennter Wege gegangen wären und sich dann erst nach Jahren in Rocky Beach wiedergetroffen hätten?

Eine Interpretation

„Eine Interpretation“, so war das Werk von Christopher Tauber und Hanna Wenzel unterschrieben und führte in eine amerikanische Kleinstadt voller Rassismus, Korruption und Polizeigewalt. Realismus war angesagt, sehr viel Ernüchterung. Mit der Graphic Novel „Justus Jonas“ widmet sich Christopher Tauber nun gemeinsam mit Marius Pawlitza wieder dieser  möglichen Zukunft der drei Helden oder vielmehr der des ehemals ersten Detektivs Justus. 

Echte Fans wissen natürlich, dass Justus als Kind eine Rolle in „Die kleinen Strolche“ hatte. Was viele nicht wissen, ist, dass er am Set von den anderen Kinderdarsteller gemobbt wurde und Tante Mathilda seine Schauspielkarriere deshalb erst einmal auf Eis legte. Etliche Jahre später, also in dieser Zeitlinie nach den Detektivabenteuern mit Peter und Bob, versucht Justus nun an die alten Erfolge anzuknüpfen, schafft es aber nur ab und zu mal in Werbespots, die ihm gerade mal helfen, den Schrottplatz ein wenig zu unterstützen. 
Irgendwann aber trifft er die früheren Kollegen wieder, die ihre ganz eigene Vision für das Hollywood der 70er Jahre haben. Justus gerät in eine undurchsichtige Welt zwischen Hippiekultur und Vietnamkrieg und letztlich in eine Mordserie an Menschen, die damals an den kleinen Strolchen beteiligt waren. 

Die drei ??? als Film Noir

Dieser neue Fall, der sich auftut, ist so vielschichtig erzählt, so düster, so melancholisch, so schonungslos, dass es zwar eine Interpretation der Figur Justus Jonas ist, aber andererseits auch ein Gegenentwurf zu den drei ??? als Film Noir. Die Geschichte würde vermutlich auch für sich genommen funktionieren, ist zudem grafisch reduziert und dabei ausdrucksstark umgesetzt. Es ist definitiv kein Kinder- oder Jugendbuch, sondern etwas für die erwachsen gewordenen Fans der Serie. 

Dabei ist Christopher Tauber im Rocky Beach-Universum kein Unbekannter, selbst seit langem Fan und seit zehn Jahren auch Autor und Zeichner für die drei ???. Marius Pawlitza ist seit langem Illustrator, zudem Fan von Metal-Musik und Pen & Paper-Rollenspielen. Diese Mischung sorgt dafür, dass die gemeinsame Graphic Novel zwar viele Anspielungen für Fans beinhaltet, aber auch einen ganz eigenen Stil entwickelt und in eine völlig neue Richtung geht.

Mir gefällt diese Richtung sehr gut. Ehrlich gesagt hoffe ich schon jetzt, dass es vielleicht auch noch die Bände „Peter Shaw“ und „Bob Andrews“ geben wird, da die beiden in dieser Geschichte ja nur kurz auftauchen und sicher auch einige neue Lebenserfahrungen zu bieten haben. Außerdem finde ich diese Herangehensweise an eine langjährige Serie auch aus einer Metaebene heraus sehr interessant, soll heißen mir fallen nicht allzu viele Figuren ein, mit denen man sowas wie hier überhaupt machen könnte.  

Eine ausführlichere Version dieser Rezension gibt es auch auf Youtube:

 

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