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04.02.2025

„Jetzt ist die Zeit aufzustehen“


Lichterkette als Zeichen für Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt in Herzberg

...KKHL -Christian Dolle

Die Kirchen warnten davor, die Attentate von Magdeburg und Aschaffenburg als Anlass zu nehmen, um eine Verschärfung der Asylpolitik zu beschließen. Sie kritisierten insbesondere CDU und CSU dafür, das „Zustrombegrenzungsgesetz“ mit Unterstützung der AfD durchzusetzen. Ein solches Agieren schade der Demokratie und trage dazu bei, „alle in Deutschland lebenden Migrantinnen und Migranten zu diffamieren, Vorurteile zu schüren.“

Auch viele Bürgerinnen und Bürger zeigten sich entsetzt, gingen an diesem Wochenende auf die Straße. So auch in Herzberg, dort allerdings nicht spontan als Reaktion auf die jüngsten politischen Ereignisse, sondern schon länger geplant als ein Zeichen für Menschenwürde, Nächstenliebe und Zusammenhalt. 
Die Würde aller Menschen, die Liebe zu allen Menschen und die Verbundenheit aller, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Religion und Weltanschauung sind aus christlicher Sicht nu einmal Grundpfeiler einer Gesellschaft. Daher rufen die niedersächsischen Bistümer und Landeskirchen zur bevorstehenden Bundestagswahl dazu auf, mit Herz und Verstand zu wählen und die Demokratie für alle zu schützen. 

Die christlichen Gemeinden in Herzberg wollten diesen Aufruf mit einer Lichterkette zwischen der Nicolaikirche und der St. Josef Kirche deutlich machen. Ein Zeichen für Frieden und Versöhnung, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, gegen Hass und Gewalt in der Gesellschaft. Das Zeichen war ein sehr deutliches. Viele Menschen kamen, entzündeten Kerzen und säumten die Straße zwischen den beiden Kirchen. Gerade das politische Taktieren „Zustrombegrenzungsgesetz“ mobilisierte viele und machte ihnen deutlich, wie dringlich solche öffentlich sichtbaren Zeichen jetzt sind.

Zum Abschluss gab es eine Ansprache von Pastorin Katharina López Acuña. „Manchmal ist es unerträglich. Es bricht mir das Herz, wenn mir meine Freundin aus Mittelamerika erzählt, dass sie in der Schule, an der sie in Deutschland lehrt, immer häufiger rassistische Kommentare zu ihrer Herkunft bekommt“, wandte sie sich an die Herzberger, „Es bricht mir das Herz, dass sich immer mehr Menschen in Deutschland in Gefahr für Leib und Leben sehen, allein aufgrund ihrer Sexualität, ihrer Religion oder ihrer Herkunft und sogar ihres Geschlechts! Es bricht mir das Herz, zu sehen, wie Menschen mit hassverzerrten Gesichtern Probleme in unserem Land ansprechen, statt mit Besonnenheit zu reagieren.“

Unter den Zuhörenden wurde es ganz still. Dabei waren ja eigentlich nicht sie die Adressaten für solche Worte, sondern andere dort draußen. Können sie mit ein paar Kerzen also überhaupt etwas bewirken? „Gerade weil unser Herz bricht, wenn Menschenrechte in Gefahr sind“, machte sie eindringlich klar, warum es wichtig ist, Zeichen wie dieses zu setzen, „Jetzt ist die Zeit dafür aufzustehen, heute und im Alltag, der für jede und jeden anders aussieht. Und so können wir später nicht sagen: Mensch, warum haben wir nichts getan?– darum sind wir hier!“ 





 

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