Kultur

30.01.2025

Zwischen Horror und Thriller


Iver Niklas Schwarz aus Göttingen veröffentlicht seinen ersten Roman

von Christian Dolle

Ein kleines Mädchen schleicht sich mit ihrem großen Bruder an einen verbotenen See. Auf dem Weg durch das Gelände, hinter dem die Welt zu Ende ist, erzählt er ihr eine Gruselgeschichte, die sich hier angeblich zugetragen haben soll. Doch das Mädchen beweist Mut und geht letztlich trotzdem ins Wasser.

So unheilvoll beginnt der Thriller „Kummersee“ von Iver Niklas Schwarz. Es ist der erste Roman des bei Göttingen lebenden Autors. Im „normalen“ Leben ist er Archäologe und Historiker, fing vor zehn Jahren mit dem Schreiben an. Damals waren es Kurzgeschichten, denen er auch durchaus treu geblieben ist. 

Als No-Name die großen Autoren vollgequasselt

Im vergangenen Herbst war Iver Niklas Schwarz zusammen mit Wulf Dorn Herausgeber der Horror-Anthologie „Das Böse vor deiner Tür“. Darin finden sich Geschichten einiger der bekanntesten deutschsprachigen Spannungsautoren wie Andreas Eschbach, Markus Heitz, Nina Blazon, Andreas Gruber, Liza Grimm, Kai Meyer und vieler anderer. Dass er sie alle für seine Anthologie gewinnen konnte, liege zum einen an seiner Agentur, die er als neuer Autor unbedingt braucht, um überhaupt einen Fuß auf den Literaturmarkt zu bekommen. Zum anderen gehöre dazu eben auch ein wenig Dreistigkeit, sagt er, „ich bin dann als kleiner No-Name hingegangen und hab die Leute vollgequasselt.“

Nun also ist „Kummersee“ erschienen, ein Thriller um ein Vermesserteam, das den titelgebenden abgelegenen See als potentiellen Atommüllendlager untersuchen soll. Er liegt im dünn besiedelten Wendland, direkt an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze und ist, da damals dort die Welt sozusagen endete, nahezu unberührt. Dennoch gibt es aus dem Dorf und von einigen Umweltaktivisten natürlich heftige Proteste.

Die Vermesser sollen von zwei Polizeibeamten geschützt werden, eine davon Lena, jenes Mädchen, das damals mit ihrem Bruder im Kummersee schwimmen ging. Etwas packte ihren Fuß, ihr Bruder kam ihr zu Hilfe, nur mit Mühe gelangte sie wieder ans Ufer. Ihr Bruder überlegte den Badeausflug nicht. Daher fragt sie sich seitdem, was es war, was sie damals in die Tiefe zog, und ob es immer noch dort lauert. 

Düstere Atmosphäre, brandaktuelle Handlung

Am Schreibstil und an der Atmosphäre des Buches wird schnell deutlich, dass die literarischen Idole von Iver Niklas Schwarz nicht nur Thriller- sondern vor allem auch Horrorautoren wie Stephen King und Dean Koontz sind. Die düstere Stimmung ist ebenso Teil der Geschichte wie die historische und aktuelle Handlungsebene. 
Damit verbindet Iver Niklas Schwarz zum einen seine Leidenschaft für Horror und zum anderen berufliche Erfahrungen, die ihn bei den Recherchen zugutekamen. Eine klare Trennung zwischen Horror und Thriller sieht er gar nicht. „Es ist ein düsterer Thriller und wenn du das Buch zuende gelesen hast, wirst du feststellen: es ist beides drin.“

Was er damit meint, erläuterte er in einem Gespräch am Ufer des Seeburger See, der für ihn perfekt zur Stimmung des Buches passt, in dem aber, so versichert er, kein Monstrum und auch sonst nichts lauert, was gefährlich werden könnte. Und richtig, da ich mit dem Buch noch nicht durch bin, wird hier im Eseltreiber auch noch eine Rezension folgen. 

 

Das vollständige Interview gibt es hier:




 

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