Politik / Wirtschaft / Bildung

07.09.2017

Sachlichkeit statt Schlammschlacht


Ministerpräsident Stephan Weil erlebte in Osterode durchaus Überraschendes

von Christian Dolle

Ministerpräsident Stephan Weil kam am Dienstag zu einer Diskussionsrunde nach Osterode. Doch wie das bei Politikerbesuchen so ist, vor dem Termin gab es noch zwei weitere, ein enger Zeitplan und eigentlich wenig Spielraum für Überraschungen. Diesmal gab es die allerdings durchaus, denn vor der öffentlichen Veranstaltung traf sich Weil mit einer Gruppe Jugendlicher aus den USA, die gerade in Osterode zu Gast sind und hatte die Gelegenheit, mit ihnen abseits des Wahlkampfes über die Unterschiede zwischen deutscher Politik und der in ihrem Heimatland zu diskutieren.

Die erste Überraschung für Weil war, dass eine der Jugendlichen erst einmal lobte, wie freundlich doch die Deutschen seien – eine Einschätzung, die wir ja sonst eher umgekehrt kennen. Weiter ging es dann mit einem Lob an unsere politische Diskussionskultur. Gerade nach viel – berechtigter – Kritik am TV-Duell zwischen Merkel und Schulz klang bei den Gästen nun an, dass ihnen sachliche Auseinandersetzungen, wie sie sie hier erleben doch deutlich lieber sind als die Schlammschlachten, die sie in der Heimat geboten bekommen.

Tatsächlich gebe es hier in Kernpunkten durchaus parteiübergreifend die Einsicht, welche Probleme dringend angepackt werden müssen. In der Gewichtung und in den Methoden gibt es aber auch bei den beiden Regierungsparteien durchaus unterschiedliche Ansichten, machte Weil in der anschließenden Veranstaltung gemeinsam mit Bundestagskandidat Marcus Seidel deutlich.

Allerdings befindet sich Stephan Weil ja auch durchaus in eigener Sache im Wahlkampf für die vorgezogene Landtagswahl am 15. Oktober. Somit ging es dann auch um niedersächsische bzw. ganz spezifisch südniedersächsische Fragen. Grundsätzlich habe er inzwischen den Eindruck, die Region sei endlich nicht mehr zerstritten und hier könnten Probleme jetzt gemeinsam angepackt werden, sagte Weil. „Der Breitbandausbau ist wichtig, weil es die Infrastruktur der Zukunft ist“, machte er deutlich, außerdem würden aber auch Konzepte im öffentlichen Nahverkehr getestet, die Modellcharakter haben könnten.

Auch das Thema Bildung brannte den Zuhörern unter den Nägeln und es wurde hierzu viel gefragt. Natürlich müsse massiv in Bildung investiert werden, so Weil, vor allem in die berufliche Bildung, die gegenüber der akademischen immer mehr ins Hintertreffen geraten sei. „Ich glaube, dass viele zu studieren anfangen, weil sie nicht wissen, was sie sonst machen sollen“, sagte er, so dass gerade im ländlichen Bereich die berufsbildenden Schulen gestärkt werden müssten. „Denn wir brauchen qualifizierten Nachwuchs.“

So wurden noch weitere Fragen abgearbeitet, wohl zur Freude der amerikanischen Austauschschüler stets sachlich und ohne Schlammschlacht. Blut war ja auch vorher schon geflossen. Allerdings auch das völlig kontrolliert, denn als ersten Termin hatte der Ministerpräsident die Blutspende in der Kurt Schröder-Halle besucht und damit noch einmal für die Aktionen geworben, die derzeit in Osterode leider einen Rückgang an Spendern zu verzeichnen haben.





Amerikanische Austauschschüler/innen




Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Osteroder Polizei


Marcus Seidel




Blutspenden macht Freude









 

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