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23.12.2024

„Wir sind Menschen, die eine Tradition erhalten“


Weihnachtssänger proben für den Heiligen Abend

...KKHL Christian Dolle

Was ist los, wenn im Kirchenzentrum in Osterode Menschen im Kreis laufen und singen? Richtig, die Weihnachtssänger üben für ihren traditionellen Rundgang am Heiligen Abend durch die Innenstadt. Tatsächlich muss nicht nur das Singen geübt werden, macht Sigrid Glatzel den Sängerinnen und Sängern klar, sondern auch das Laufen. 

„Laufen und Singen gleichzeitig ist herausfordernd“, sagt sie, immerhin dauert die Route etwa zwei Stunden. Also wird bei den Proben nicht nur das Lied selbst geübt, sondern auch trainiert, zwischen den Versen so zu atmen, dass nicht plötzlich die Luft wegbleibt. Bei Kälte, Sturm, Regen oder auch Schnee ist es nämlich etwas anderes als hier im trockenen Raum. 

„Dies ist der Tag, den Gott gemacht; sein werd‘ in aller welt gedacht; ihn preise, was durch Jesum Christ; im Himmel und auf Erden ist...“ von Christian Fürchtegott Gellert wird gesungen, genau wie schon vor über 100 Jahren und auch in diesem Jahr wieder. Knapp über zwanzig Personen vom Teenager bis zur Rentnerin werden am 24. Dezember durch die Stadt ziehen, einige von ihnen seit Jahrzehnten dabei, andere ganz frisch. Kein klassischer Chor, sondern einfach „Menschen, die eine Tradition erhalten“, wie Sigrid Glatzel sagt. 

Gegen 21.50 Uhr werden die Weihnachtssänger auf dem Martin-Luther-Platz eintreffen, wo der Bürgermeister sie begrüßt. Von dort aus geht es über den Kornmarkt durch die Marienvorstadt und über das Neustädter Tor zur Schlosskirche, wo etwa um 23 Uhr der besinnliche Abschluss stattfindet. 


Dies ist der Tag, den Gott gemacht
 
Dies ist der Tag, den Gott gemacht,
sein werd‘ in aller Welt gedacht;
Ihn preise, was durch Jesum Christ
im Himmel und auf Erden ist.

Die Völker haben dein geharrt,
bis dass die Zeit erfüllet ward;
da sandte Gott von seinem Thron
das Heil der Welt, dich, seinen Sohn.

Wenn ich dies Wunder fassen will,
so steht mein Geist unendlich still;
fühlt hier, was kein Verstand ermisst,
dass Gottes Lieb‘ unendlich ist.
 
Damit der Sünder Gnad‘ erhält,
erniedrigst du dich, Herr der Welt,
nimmst selbst an unsrer Menschheit teil,
erscheinst im Fleisch und schaffst uns Heil.

Welt freue dich! Dein Retter spricht:
ich komm‘, ich komm‘ verzage nicht,
des Vaters Willen tu ich gern.
gelobt sei, der da kommt vom Herrn!

Herr, der du Mensch geboren wirst,
Immanuel und Friedefürst,
auf den die Väter hoffend sah‘n,
dich, Gott, Messias, bet ich an. 
 
Du, unser Heil und höchstes Gut,
vereinest dich mit Fleisch und Blut,
wirst unser Freund und Bruder hier,
und Gottes Kinder werden wir.

Gedanke voller Majestät!
Du bist es, der das Herz erhöht.
Gedanke voller Seligkeit!
Du bist es, der das Herz erfreut.

Durch eines Sünde fiel die Welt,
ein Mittler ist’s, der sie erhält.
Was zagt der Mensch, wenn der ihn schützt,
der in des Vaters Schoße sitzt?
 
Jauchzt, Himmel, die ihr ihn erfuhrt,
den Tag der heiligsten Geburt;
und Erde, die ihn heute sieht,
sing ihm, dem Herrn, ein neues Lied!
 

Christian Fürchtegott Gellert
(1715 – 1769)

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