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03.12.2024

Aus für das beliebte Uhrenmuseum in Bad Grund


Das beliebte Uhrenmuseum in Bad Grund hat jetzt leider auf Dauer geschlossen

Aktuell werden die hochwertigen Exponate ausgeräumt. Was ist der Grund dafür?

...von Herma Niemann

Für die Einwohner und Uhrenliebhaber ist es bestimmt ein Schock. Seit über 40 Jahren gehörte es zu den Attraktionen in der Bergstadt Bad Grund, und nun ist es geschlossen, die Exponate werden gerade ausgeräumt. Die Rede ist vom Uhrenmuseum der Familie Berger (Inhaber Torge Berger) in der Elisabeth-Straße.

Auf Nachfrage bei einem der beiden Inhaber des Gebäudes, Tim Grupe, sagt dieser gegenüber unserer Zeitung, dass man an dem Gebäude massiv mit Feuchtigkeitsproblemen zu tun gehabt habe, auch aufgrund massiver Niederschläge in den vergangenen Jahren. Grupe und der Miteigentümer, Karsten Wagner, hätten zahlreiche bauliche Maßnahmen dagegen durchführen lassen, unter anderem natürlich eine starke Außenisolierung. Von Außen sei jetzt zwar alles in Ordnung gewesen, allerdings habe die Trocknungsfirma, die nun im Innern alles trocknen sollte, keine Gewährleistung für die hochwertigen Exponate übernehmen können. Wie Grupe erklärt, verändere sich durch die Trocknungsmaßnahmen das Raumklima massiv, und das sei schädlich für die empfindlichen Uhren. Außerdem rechne man mit den abschließenden Maßnahmen noch mit einer gewissen Dauer. "Das ist wirtschaftlich nicht darstellbar, die Uhren für diesen Zeitraum umzusiedeln, alles einzurichten, auch inklusive einer hochwertigen Alarmanlage. Wir haben gemeinsam mit Torge Berger alle Möglichkeiten im Ort geprüft, leider ergebnislos", so Grupe. Aktuell gehe er nicht davon aus, dass das Uhrenmuseum am selben Ort irgendwann wieder eröffnet werden könne.

"Zum Bedauern aller Beteiligten ist es nun so gekommen, wir hätten lieber eine andere Lösung gefunden", so Grupe, der auch betonte, dass es für die Räume noch keine Nachnutzung gebe.

Der Vertrag mit Berger ende nun vorzeitig am 31. Dezember dieses Jahre, also zweieinhalb Jahre eher als geplant. Zur Vorgeschichte: Schon im Jahr 2021 stand der Weiterbetrieb kurzfristig in den Sternen. Aber, es wurden damals neue Verträge zwischen dem Betreiber des Uhrenmuseums, Torge Berger, den Eigentümern der Immobilie, Tim Grupe und Karsten Wagner, sowie der Gemeinde geschlossen - zunächst mit einer Laufzeit von fünf Jahren. Diese neuen Verträge galten ab Juli 2022. Unterzeichnet wurde eine Vereinbarung zur einvernehmlichen Auflösung der bisherigen langen Verträge, ein Mietvertrag zwischen Eigentümern und Betreiber sowie eine neue Vereinbarung über die Gewährung eines gemeindlichen Zuschusses.

Bis dahin war es nämlich so, dass die Gemeinde (und vor Bildung der Einheitsgemeinde die Bergstadt selbst) aufgrund eines mit den Eigentümern bestehenden Vertrages Mieterin beziehungsweise Pächterin des gesamten Gebäudes und kleinerer Außenflächen war, und die Gemeinde wiederum Familie Berger das Areal zum Betrieb des Uhrenmuseums zur Verfügung gestellt hatte. Dafür lag ein alter, noch auf 30  Jahre angelegter Vertrag vor. Die Laufzeit hätte sich automatisch um weitere zehn Jahre verlängert, falls nicht eine der beiden Vertragsparteien spätestens zwölf Monate vor Ablauf der Mietzeit einer Verlängerung schriftlich widersprochen hätte.

Bereits im Jahr 2020 wurde auf Grund eines Beschlusses des Verwaltungsausschusses kommuniziert, der automatischen Verlängerung von Seiten der Gemeinde widersprechen zu wollen.

Kurbetriebsgesellschaft war bis 2002 Grundstückseigentümerin

Zur Zeit des Vertragsabschlusses Anfang der 1990er Jahre war noch die ursprüngliche Grundstückseigentümerin und Vertragspartnerin die damalige Kurbetriebsgesellschaft in Bad Grund, die 2002 in die Insolvenz ging. Seit einigen Jahren gehört der Bereich zum Besitz von Tim Grupe und Karsten Wagner, die mit der ersten Etage und dem früheren oberen Kurpark noch einiges vorhaben.

Etwa 6.000 Besucher zählt das Uhrenmuseum pro Jahr

Das Uhrenmuseum Bad Grund gehörte mit seinen rund 1.600 Exponaten aus rund 600 Jahren Zeitmessung zu einer der größten Sammlungen Europas und erfreute sich zunehmenden Besucherzuwachs und überregionaler Bedeutung. Die einzelnen Abteilungen (Elementar-, Armband-, Taschen-, Schwarzwald-, Elektrische-, Schiffs-, Präzisions- und Turmuhren) führen von der Gothik, Renaissance, Barock und Biedermeier über Gründerzeit und Jugendstil bis in die 1950er Jahre und präsentieren so eine eindrucksvolle Entwicklung der Zeitmessung.

Seit 1984 familiengeführt

Seit 1984 führte Familie Berger das Museum in Bad Grund, seit 1996 ist der Sohn und Uhrmachermeister Torge Berger der Inhaber des Uhrenmuseums mit angeschlossener Werkstatt. Hier wurden sämtliche Exponate – von der Taschenuhr bis zur Turmuhr – restauriert und repariert. Ganz klein hat das Museum damals mit nur einigen Hundert Sammlerstücken angefangen. Seine Eltern Karin und Erwin Berger sammelten seit den 1950er Jahren, und im Laufe der Zeit ist so einiges zusammengekommen. 

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


1.600 Exponate aus 600 Jahren Zeitmessung waren im Museum in der Elisabeth-Straße zu bewundern

 

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