05.11.2024
Zwei Klöster aus der Zeit der Romanik – Fahrt des HGV am 9. Oktober 2024
Blick in die Säulenhalle des Klosters Ilsenburg
...Hans Mittmann
Ziele dieser Fahrt waren die dicht beieinanderliegenden Klöster Ilsenburg und Drübeck an der „Straße der Romanik“ in Sachsen-Anhalt. Die vermutlich von König Heinrich I. (919 – 936) gegründete Jagdpfalz „Elysinaburg“ schenkte 998 Otto III. dem Bischof von Halberstadt, der zwischen 1003 und 1018 dort ein Benediktinerkloster einrichtete. Bischof Burchard II. („Bucco“ v. Halberstadt) verlieh ihm umfassende Rechte und Güter; dadurch zählte es zu den bedeutendsten Klöstern des Harzraumes. Von 1078 – 1087 ließ Bucco die gewaltige Klosterkirche erbauen, in deren Chor er auch beigesetzt wurde.
Durch kriegerische Auseinandersetzungen und einen Brand mussten die Klostergebäude Mitte des 12. Jh. neu aufgebaut werden. Die Gründung einer Klosterbibliothek und einer Klosterschule zeigen eine mehr auf Wissenschaft und geistige Bildung ausgerichtete Zielsetzung der Benediktiner, im Gegensatz zur Binnenkolonisation der Zisterzienser. – Die Klosterkirche besaß einen für die damalige Zeit in Deutschland einmaligen Chor mit 3 Apsiden.
1525 musste das nördliche Seitenschiff abgerissen werden. Eine bemalte barocke Holztonne schließt Mittelchor und Vierung nach oben ab; das Langhaus erhielt um 1200 ein Kreuzgratgewölbe. Vermutlich aus dieser Zeit stammt auch der für Deutschland einmalige Fußbodenestrich, in dem sich in mit Farbe ausgegossener Kratztechnik Tiere und Fabelwesen finden. Von den ehemals zwei wuchtigen Türmen des Westwerks steht nur noch der Südturm, der aber auch seine ursprüngliche Form verloren hat.
Nach der Reformation wurde 1567 die evangelische Gemeinde gegründet; der Abtstitel erlosch, und die Grafen zu Stolberg-Wernigerode nutzten die Gebäude als Schloss und Witwensitz. Noch 1862 entstanden der heutige Nord- und Westbau des neuen Schlosses; nach 1945 wurden diese Gebäude als evangelisches Stift, zu Beginn des 21. Jh. als Hotel und Restaurant genutzt. Zur Zeit finden dort wieder Umbaumaßnahmen statt; der Süd- und Ostflügel des ehemaligen Klosters werden als Ausstellungsräume und für musikalische und literarische Veranstaltungen genutzt. Sehenswert sind dort besonders die 12 Säulen im ehemaligen Refektorium.
Die Doppeltürme des nur 7 Kilometer entfernten Benediktinerinnenklosters St. Vitus in Drübeck grüßen schon von Weitem. Das Kloster wurde bereits vor 960 gegründet und von Kaiser Otto I. als königliches Stift bestätigt. Es wurden nur adlige Damen aufgenommen, was zu einer aufwändigen Ausstattung des Klosters führte. Im Bauernkrieg 1525 wurde es allerdings geplündert und schwer beschädigt; nach der Reformation wurde es in ein evangelisches Damenstift umgewandelt – reduziert auf 4 Damen und ihre Äbtissin, die jede neben ihren eigenen Räumlichkeiten auch einen eigenen Garten hatten. Im 17. Jh. kam der Komplex in den Besitz der Grafen von Stolberg-Wernigerode. Diese wurden 1945 enteignet; die Anlage wurde aber dadurch erhalten, dass sie bis heute als Zentrum der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen genutzt wird.
Von der Klosterkirche ist wie in Ilsenburg das nördliche Seitenschiff nicht mehr erhalten, und die ebenfalls drei Apsiden wurden durch einen glatten Abschluss ersetzt. Im Langhaus ist der sächsische Stützenwechsel – Pfeiler, Säule, Pfeiler – zu erkennen; sehenswert sind die schönen erhaltenen Kapitelle, die von den besten Steinmetzen der Zeit gestaltet worden sein müssen. Der Rundgang durch die Klosteranlage wurde leider beeinträchtigt durch starken Dauerregen, so dass das Ensemble von Äbtissinnenhaus, Klostergarten mit den Gartenhäuschen und großzügigem Innenhof nicht recht zur Geltung kam. Zu empfehlen für weitere Besuche ist allerdings das Klostercafé, das die Gruppe zwischen den beiden Besichtigungen aufsuchte.