30.09.2024
Die ganze Bandbreite des Krimi-Genres
Mordsharz in Nordhausen mit Alexandra Kui, Peter Godazgar, Christof Weigold und Mathijs Deen
von Christian Dolle
Düsterode liegt zwischen Sorge, Elend und Grauen mitten im Harz. Dort spielt der Roman „Harz aber herzlich“ von Alexandra Kui und Peter Godazgar mit einer Sesitivity-Managerin und einem Polizeihauptmeister und seinem Hund Frau Krause in den Hauptrollen. „Ja, wir basteln uns ein bisschen unsere eigenen Orte“, räumten die beiden Autoren am vierten Tag des Mordsharz-Festivals in Nordhausen ein, „aber das könnte es geben.“
Ja, denn im Krimi ist nahezu alles möglich. Zum Beispiel eben ein humorvoller Harzkrimi zweiter Autoren, die sich auf der Bühne des Tabakspeichers spielerisch anzicken, Witze über den Harz reißen, den sie eigentlich über alles lieben und die Lachmuskeln ihres Publikums damit bis zum Äußersten belasten. Viele jedenfalls konnten gar nicht genug bekommen.
Im Krimi ist es aber auch möglich, den realen Fall eines Brandanschlags auf ein jüdisches Seniorenheim aus den 1970ern neu aufzurollen. In der Wirklichkeit wurde dieser Fall nie aufgeklärt, in Christof Weigolds Krimi „Das brennende Gewisen“ auf fiktive Weise schon. Er habe lange recherchiert, berichtete er, ebenso wie schon zu seinen im Hollywood der 1920er Jahre spielenden Romanen.
Mit „Der Mann, der nicht mitspielt“ gewann er 2018 den ersten Harzer Hammer und ist dem Festival seitdem eng verbunden. Mit seinem neuen Buch hat er sich etwas Neuem zugewandt, und mit dem Fallanalytiker Petry, der in einer Kommune aufgewachsen ist, eine Figur geschaffen, die nicht nur ermittelt, sondern vor allem viel beobachtet und damit zwischen den Zeilen einen scharfen Blick auf verschiedene Subkulturen unserer Gesellschaft wirft.
„Der Holländer“ gestaltete dann den krönenden Abschluss des diesjährigen Festivals. Also der niederländische Autor Mathijs Deen, der zunächst seine Hauptfigur Liewe Cupido aus „Der Holländer“ vorstellte, die auch in seinem aktuellen Krimi „Der Retter“ ermittelt. Dabei wollte Mathijs deen eigentlich gar keine Krimis schreiben, traute sich das nicht zu, erzählte er. Sein deutscher Verlag habe ihn überredet.
„Zuerst sagte ich nein, mir dann aber, dass ich ein solches Angebot doch nicht einfach ablehnen kann“, sprach er über das Entstehen dieser Reihe. Die nächsten Zweifel kamen ihm dann, als er diesen neuen Krimi, in dem es um ein vor der Küste gesunkenes Schiff geht, vor einem Saal voller professioneller Seenotretter lesen sollte. „Die ganze Zeit hatte ich Angst, dass die alle irgendwann aufstehen und gehen“, gab er zu.
Auch in Nordhausen stand niemand auf, sondern alle hörten ihm begeistert bis zum Ende zu. Viele der Gäste versprachen schon jetzt, auch im kommenden Jahr wieder bei Mordsharz mit dabei zu sein, sie freuen sich schon auf das Festival. So bleibt dem Team nur noch danke zu sagen. Allen Partnern in den vier Orten im Harz, allen Unterstützern des Literaturevents und vor allem natürlich all jenen, die sich vor Ort eine Lesung anhören wie auch denen, die extra in den Harz reisen, um jeden Tag Mörderisches, Spannendes oder auch Humorvolles zu hören.