Kultur

27.09.2024

Mordsharz in Goslar mit den drei ???, Sybille Ruge, Alex Beer und Ambrose Parry


Mordsharz Tag 2, im Großen Heiligen Kreuz in Goslar

von Christian Dolle

Der Fall „Die Stadt aus Gold“ führt die drei ??? Justus, Peter und Bob in ein altes Kloster. „Stellt es euch ähnlich vor wie hier“, riet Autor Christoph Dittert dem Mordsharz-Publikum am zweiten Festivaltag im Großen Heiligen Kreuz in Goslar. Er las aus seinem aktuellen Buch der Kultserie und Simone Nowicki machte live die Geräusche dazu. 

„Also ich lese“, erklärte er dieses besondere Event, „und du... Wie nennt man das eigentlich, was du machst?“ „Ich rumple“, erläuterte die Geräuschemacherin lapidar, zeigte dann aber sehr schnell, dass es sehr viel mehr ist als das. Im Film, im Hörspiel, im Videospiel hören wir alle nämlich meist etwas ganz anderes als wir sehen. Wenn Schwerter und Ritterrüstungen scheppern, dann sind es oft Grillzangen, die da klappern. 

„Wir leben in einer Welt, die eigentlich keine Geräusche mehr machen soll. Weil wir nicht gestört werden sollen“, erläuterte sie die Schwierigkeit ihres Berufes und auch, warum sie so viel Sperrmüll hortet. Oder Gemüse. Sellerie klingt nämlich genau wie ein Genickbruch – riecht aber besser. 

Anschließend las Sybille Ruge aus ihrem Roman „9 mm Cut“, der definitiv nur noch etwas für die erwachsenen Fans der drei ??? ist. Und auch da nur etwas für jene, die nicht allzu zart besaitet sind. „Triggerwarnung: es kommen böse Worte vor“, schickte sie ihrer Lesung voran und warf dabei einen fast schüchternen Blick über sich auf das große Kreuz an der Wand. 

Schüchtern ist ihr Schreibstil überhaupt nicht, vielmehr voller Zynismus, der sich zwischen den Zeilen voll entfaltet und gelesen noch umso mehr. Es sei zwar ein Krimi, meint sie, allerdings ist sie sich selbst nicht ganz sicher, ob ihr die Form oder der Inhalt wichtiger sind. Für ihre Zuhörer passte beides.

Alex Beer stellte ihren erst am 25. September erschienenen Krimi „Die weiße Stunde“ vor, der im Wien des Jahres 1923 angesiedelt ist. Dennoch keine Weltpremiere bei Mordsharz, denn am Vortag war sie bereits beim Radio zu Gast. Dennoch warnte sie, dass die erste richtige Lesung für eine Autorin eben auch immer eine Art Probelauf sei, um die richtigen Stellen zum Lesen zu finden.

Und noch eine Warnung gab sie ihrem Publikum mit: „Man kennt Wien als lebenswerteste Stadt der Welt, aber zwischen den Kriegen war es ein Drecksloch.“ Über jene Zeit recherchiert sie übrigens oft anhand historischer Zeitungsartikel, denen sie dann einige ihrer eigenen Urängste beimischt. Zum Beispiel jene Angst, nachts im Dunkeln aus dem Bett aufzustehen. Und tatsächlich, im Buch greift dabei etwas oder jemand nach den Knöcheln ihrer Figur.

Die letzte Lesung des Abends bestritten Christopher Brookmyre und seine Frau Marisa Haetzman aus Schottland, die gemeinsam als Ambrose Parry schreiben. Auch ihr „Die Essenz des Bösen“ ist historisch, bezieht sich nämlich auf tatsächliche Fakten um die Entwicklung des Chloroforms. Dabei liefert sie als Medizinhistorikerin die Fakten, aus denen beide gemeinsam dann eine düstere und mysteriöse Geschichte stricken.

Ihre deutsche Stimme Julian Mehne präsentierte einige Kapitel aus dem Buch, in absoluter Hörbuchqualität. Das wiederum liegt natürlich auch daran, dass er der originale Hörbuchsprecher der erfolgreichen Krimireihe ist und sich nach vielen Engagements am Theater oder Sprecheraufträgen in Dokumentationen fast ausschließlich auf Hörbücher eingeschossen hat. 

Somit gab es auch an diesem Abend eine hohe Qualität und ebenso die enorme Bandbreite des Genres Krimi mit viel Humor und eigener Note. 


Christoph Dittert liest und Simone Nowicki macht dazu die Geräusche...

und die Erkenntnis des Abends: Sellerie klingt genau wie ein Genickbruch – riecht aber besser!

Sybille Ruge las aus ihrem Roman '9 mm Cut'


Alex Beer stellte ihren fasst noch druckfrischen Krimi 'Die weiße Stunde“ vor'

Alex Beer im Interview mit Christian Dolle

Christoph Lampert im Interview mit Christopher Brookmyre und seiner Frau Marisa Haetzman aus Schottland, die gemeinsam als Ambrose Parry schreiben mit ihrer deutsche Stimme Julian Mehne

 

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