Panorama / Natur

31.07.2024

Lebendige Gärten statt Schotterwüsten


Ein Garten ohne Blumen ist wie ein Leben ohne Träume (Inschrift auf der Schiefertafel)

von Corina Bialek

Blühende Gärten erfreuen das Auge, gerade wenn sich nach den grauen Wintermonaten die ersten Frühblüher wie Winterlinge, Christrosen, Schneeglöckchen, Krokusse u.v.m. zeigen. Sind sie verblüht, übernehmen Stauden und Sommerblumen das Zepter wie Rosen, Lavendel, Phlox und Co., um es dann an die Herbstanemonen, Herbst-Astern und Fette Hennen etc. weiterzugeben. Die Auswahl an Blumenzwiebeln, ein- und mehrjährigen Stauden, Kräutern, Blühsträuchern und Bodendeckern ist unerschöpflich und bietet unzählige Möglichkeiten der Gartengestaltung, die auch Bienen, Schmetterlinge, Hummeln, Vögel und anderen Tieren wichtige Lebensräume, Nahrungsquellen und Kinderstuben bieten.

Natürlich sind Gärten bzw. Gartenanlagen ein stückweit Geschmackssache. Man könnte also meinen – erlaubt ist, was gefällt. Bei den in Mode gekommenen „Schottergärten“ sieht es allerdings anders aus, denn diese sind bereits seit 1973 lt. § 14 der Niedersächsische Bauordnung (NBauO ) verboten. Seit 2012 ist dies in § 9 der NBauO neu geregelt, dort heißt es: Die nicht überbauten Flächen der Baugrundstücke müssen Grünflächen sein, soweit sie nicht für eine andere zulässige Nutzung erforderlich sind. Wie das auszusehen hat, wird auch noch weiter spezifiziert. Um es kurz zu machen, es reicht nicht die Steine grün anzusprühen.

Die Kommunen versuchen mit Aufklärung der umsichgreifenden „Schotterietis” Herr zu werden. Mit Faltblättern und Info-Veranstaltungen will man Häuslebauern sozusagen „durch die Blume“ überzeugen, von den vermeintlich pflegeleichten Steinwüsten abzusehen bzw. diese wieder in blühende Oasen zu verwandeln.

Gut, auf den ersten Blick mag die puristische Ästhetik ansprechend wirken, aber der häufigste Grund einen Schottergarten anzulegen ist, er soll pflegeleicht sein. Das hält aber auch nicht lange vor, denn es setzen sich auch hier Laubreste und Moose fest und Samen von „Unkräutern“ werden eingetragen. Pionierpflanzen sind da hart im Nehmen.

Auch sonst hat ein Schottergarten nichts Positives zu bieten, weder für Vögel und Insekten noch für das Mikroklima oder den Boden. Diese „Gärten“ sind biologisch fast tot. Im Sommer heizen sich die Schotterflächen stark auf und strahlen die Wärme nachts wieder ab. Ein kühlender Luftzug ist da nicht zu erwarten. Auch der Boden unter einem Schottergarten leidet erheblich. Trotz wasserdurchlässiger Unkrautfolie verhindert das Gewicht der Steine, dass bei Regen das Wasser in nennenswerten Mengen seinen Weg in den Boden findet und dieser kann es wegen seiner Humusarmut nicht halten. Bei Starkregen fließt das Wasser dann im besten Fall über den Gully ab. Und Schottergärten sind vergleichsweise teuer. Formgehölze und einige Tonnen Kies haben ihren Preis.

Das Geld ist in einem gut konzipierten, pflegeleichten Naturgarten wesentlich besser angelegt. Hier herrschen durch Verdunstung deutlich kühlere Temperaturen. Pflanzen binden Feinstaub und sorgen für eine bessere Luftqualität, Büsche fungieren als natürlicher Schallschutz und dort tobt das Leben oben wie unten. Englische Staudengärten können da eine wahre Quelle der Inspiration sein. Aber auch die klassischen Stein- oder Präriegärten bieten sich an und die haben mit den Schottergärten rein gar nichts zu tun. 

Die blühenden Pflanzen in einem Steingarten bieten Insekten reichlich Nahrung und er weist lebendigen Boden mit reichlich Mikroorganismen für den natürlichen Stoffab- und -umbau auf. Ein Steingarten bietet alpinen oder trockenheitsverträglichen Pflanzen einen optimalen Standort. Steine oder Splitt magern den Boden nur ab, dienen als Zierde und sorgen für perfekten Wasserabzug.

Ähnlich der Präriegarten – hier wachsen hitzefeste Pflanzen im natürlichen Boden. Kies oder Lavasplitt dienen nur als Mulch und dem Boden als eine Art Sonnenschirm.

Für schattige Ecken ist ein Waldgarten optimal. Er wirkt natürlich, kühlt an heißen Tagen und braucht sehr wenig Pflege. Außerdem ist so eine grüne und bunte Oase Wellness für die Seele. Bienen, Hummeln und Schmetterlinge beim Pollen- und Nektarsammeln zu beobachten, hat durchaus etwas Meditatives, vom Zwitschern der Vögel mal ganz abgesehen. 

Also treiben Sie es bunt, selbst Fifty Shades of Green sind besser als Fifty Shades of Grey im Garten.


Ein Blumenparadies in Förste...

und die liebevoll arrangierte Deko tut ihr übriges...


Auch ein Beet mit Windblumen kann tristes Grün aufwerten und bietet Insekten Nahrung

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:



Hier dürfen Stauden auch in den Himmel wachsen


Überall gibt es für Hummel & Co. etwas zu naschen...





hier grünt und blüht es zu jeder Jahreszeit

Auch wenn diese Frösche aus Ton sind, hier leben sicherlich diverse Amphibien

Der Friesenwall musste im Frühjahr erneuert werden. Eine Form eines lebendigen Steingartens

Sonnenanbeter für einen Präriegarten




 

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