Vereinsleben

18.08.2017

Der Laufende Keiler hat sein Revier in Aschenhütte bezogen


...von Petra Bordfeld

Der „Laufende Keiler“, der nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus höchster Technik zusammengesetzt ist, hat jetzt in Aschenhütte sein neues Revier auf dem Schießstand der Jägerschaft Osterode am Harz im Landkreis Göttingen bezogen. Besser gesagt: die neue Anlage wurde ganz offiziell und feierlich eingeweiht.

 

Der erste Vorsitzende, Dr. Karl Schumann, begrüßte die erfreulich große Zahl der Gäste und Mitglieder mit Worten und das Jagdhornbläsercorps der Jägerschaft Osterode mit sehr guten Tönen. Die politischen Ehrengäste, Landrat Bernhard Reuter, Dr. Roy Kühne (CDU) Mitglied des Bundestages, Landtagsabgeordneter Karl-Heinz Hausmann (SPD) und Hördens Bürgermeister Henning Kunstin, hielten nicht mir ihrer Anerkennung für das neue Projekt hinter Berg.

Claus-Wilhelm Deig, zweiter Vorsitzender, schilderte anhand der von ihm erstellten Chronik den Werdegang des „Laufenden Keilers“. Nachdem feststand, dass sein Vorgänger nicht mehr auf die technischen Beine gestellt werden konnte, hat sich der erweiterte Vorstand der Jägerschaft im Juni 2015 dazu entschlossen, die Mitglieder auf der Versammlung im März 2016 über einen Neubau entscheiden zu lassen. Diese stimmten mit sehr großer Mehrheit für den Bau eines neuen laufenden Keilers.

Wichtige Entscheidungshilfen waren Änderungen in der Ausbildung und Prüfung der jungen Jäger und die Ankündigungen des Gesetzgebers, einen jährlichen Schießnachweis einführen zu wollen. Das Landwirtschaftsministerium forderte in der neuen Prüfungsordnung, dass der laufende Keiler in die Ausbildung einbezogen werden muss, da er jetzt Bestandteil der Jägerprüfung in Niedersachsen ist. Außerdem habe sich abgezeichnet, dass über Kurz oder Lang ein jährlicher Schießnachweis gefordert wird. Der Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Hartwig Fischer, hält hier einen einfachen Nachweis für ausreichend und lehnt Leistungsnachweise mit unterschiedlichsten Anforderungen ab.

Nach umfangreichen Planungen und Beratungen seitens der Sachverständigen und des Vorstandes reichte der Architekt Friedhelm Ohnesorge im April des letzten Jahres den Bauantrag bei der Baubehörde des ehemaligen Landkreises Osterode ein. Fünf Monate später genehmigte diese den Neubau in Aschenhütte.

Dabei galt es, ein Geräuschimmissionsgutachten ebenso einzuholen, wie ein Bodengutachten. „Außerdem wurde uns die Umwandlung des Fichtenbestandes in einen standortheimischen Laubwald innerhalb der kommenden fünf Jahre auferlegt“, so Deig weiter. An dieser Maßnahme seien von der Bauaufsichtsbehörde über die Wasserbehörde bis hin zur Bau- und Denkmalspfleger und der Gemeinde Hörden neun Behörden mit im Boot gewesen.

Nachdem alle Voraussetzungen erfüllt waren, erfolgte die Auftragsvergabe. Der Sprecher dankte der bauausführenden Firma für die sehr gute Zusammenarbeit während der aufgrund der Witterung nicht leichten Bauphase. So musste beispielsweise schweres Gerät wiederholt abgefahren werden, da aufgrund der Nässe und des weichen Bodens nicht weitergearbeitet werden konnte. Ein großes Lob richtete Claus-Wilhelm Deig aber auch an den Baggerfahrer, der den Schießstand gekonnt in die Landschaft hineinmodelliert hat.

Ein besonderes Dankeschön richtete er an Jörg Lüddeke und André Lagocki für deren unermüdlichen Einsatz in Aschenhütte. Sie hätten es immer wieder verstanden, den Schießbetrieb so weit aufrecht zu erhalten, dass die Jägerprüfung problemlos durchgeführt werden konnte. Am 16. Juni dieses Jahres erfolgte die Abnahme der neuen Anlage durch den Schießstandsachverständigen Carsten Amlung.

Schatzmeister Klaus Becker legte anschließend einige Zahlen offen vor. Schließlich dürfte es jedem klar sein, dass sich so ein Objekt nicht kostenlos errichten lässt. Um das Gebäude rund um den Keiler in die Landschaft zu integrieren, stand fest, dass rund 150.000 € aufgebracht werden mussten. So gut gefüllt war aber die Kasse der Jägerschaft leider nicht. Die Mitglieder haben tief in ihre eigenen Taschen gegriffen und 50.000 € als ersten Finanzierungsbaustein bereitgestellt. Die Landesjägerschaft Niedersachen hat die gleiche Summe hinzugeben und bei der Bank wurde ein Kredit über ebenfalls 50.000€ beantragt. Zusätzliche Kosten, die beispielsweise für die vom Schießstandsachverständigen geforderten Einzäunungen aufgebracht werden müssen, dürften den Kredit voraussichtlich noch einmal erhöhen.

Schriftführer Thorsten Noth erläuterte, dass nicht „ nur“ die Jägerschaft Osterode die Schießanlage Aschenhütte nutzt. Die Reservistenkameradschaft Hörden schießt dort schon seit 40 Jahren und veranstaltet jedes Jahr ihr Vereinspokalschießen für die Hördener Vereine und Verbände. Das Schießen für die Schützenfeste in Elbingerode und Hörden finden ebenfalls hier statt. Er brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich Elbingerode demnächst hier wieder stärker erbringen wird. Helmuth Otto, Bürgermeister von Elbingerode sicherte dies gleich zu. Der Schießsportclub Osterode ist weiterer Nutzer auf der Anlage. Ebenso testen die beiden Büchsenmacher dort die Waffen für ihre Kunden auf deren Treffsicherheit.

Als letztes bat der Präsident des Deutschen Jagdverbandes, Hartwig Fischer, um Aufmerksamkeit. Er brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, bei der Einweihung des „Laufenden Keilers“ dabei zu sein. Er erinnerte daran, dass nie vergessen werden dürfe, dass die Jäger das Privileg haben, Waffen zu führen um damit Wirbeltiere tierschutzgerecht zu töten. „Dieser Verantwortung müssen wir uns immer bewusst sein und dazu gehört es, dass wir mit unseren Waffen sicher umgehen können. Dies kann man durch regelmäßiges Üben auf seinem Schießstand erreichen“, so Fischer weiter. Schließlich sei aus seiner Sicht der Jagdverband ein anerkannter Naturschutzverband. Und diese Aufgabe werde man sicher nicht denen überlassen, die laut bellen, ohne konkrete Fakten vorzulegen, und damit versuchten, eine ganze Zunft niederzumachen.

Er war übrigens nicht der Einzige, der den Kopf schüttelte, als er wissen ließ, dass mittlerweile ein millionenschweres Forschungsprogramm in Angriff genommen werden soll, um Raubtiere das Fleisch fressen abzugewöhnen. „Das ist bestimmt kein verspäteter Aprilscherz“. Es sei traurig wofür das viele Geld herausgeschmissen wird. Vielmehr sollten die Jäger gefragt werden, wenn es um die Natur geht. „Wir sind ehrenamtliche Freunde der Natur“.
Abschließend überreichte er Landrat Reuter ein kleines, nicht alltäglichen Geschenk aus Berlin: Einem Flaschenöffner, der ein Jagdsignal erklingen lässt, wenn er benutzt wird.

Nach den vielen Worten machten sich alle auf den Weg, um den „Laufenden Keiler“ und die damit verbundene Baumaßnahme sowie die Technik in Augenschein zu nehmen. Genau das machten auch am darauffolgen Tag der offenen Tür zahlreiche Besucher fast jeden Alters.



 

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