Kultur

14.08.2017

Wenn aus gefundenen Gegenständen Kunst wird


Der aus Gittelde stammende Künstler und ehemalige Kunstdozent aus Hannover Hans-Jürgen Giesecke lud zu einer Vernissage in sein Geburtshaus in Gittelde ein. Seine Werke zeugen von Individualität und viel Humor.

von Herma Niemann

Gittelde. Kunst muss nicht immer schwer und anstrengend sein. Kunst kann auch leicht und äußerst humorvoll daherkommen und den Betrachter zu einem Lächeln oder sogar zu einem lauten Lacher verleiten.

Wie die Besucher der Vernissage unter dem Titel „Gefunden, gedeutet und erläutert“ von dem Künstler und ehemaligen Kunstdozenten an der Universität Hannover, Hans-Jürgen Giesecke, am vergangenen Samstag in Gittelde erleben durften. Einige sehr unterhaltsame Stunden boten sich den Gästen, die teilweise auch aus Seesen, Osterode, Hannover und Bad Homburg angereist waren, bei der Ausstellungseröffnung des Künstlers in der „Galerie im Winkel“ von Barbara Giesecke.

Vielleicht scheint es auf den ersten Blick einfach, gefundene, wertlose und aus dem Funktionszusammenhang gelöste Gegenstände zu nehmen und ein anderes Kunstwerk daraus zu machen, doch es gehört schon mehr dazu als ein bisschen Fantasie, die Dinge in eine neue Form zu transferieren und einer anderen Bestimmung zukommen zu lassen, und das auch noch auf eine sehr humorvolle Art und Weise.

So entstanden aus Viruserkrankungen von Fichte, Buche und Tuja, wie auch aus Strandgut von dänischen Stränden und eher zufällig entstandenen Motiven auf Holzplatten durch Malerarbeiten grandiose Motive, die auch zum Nachdenken einluden, denn nicht jeder Titel eines Werkes konnte sich vielleicht sofort dem Betrachter erschließen. Das war aber auch Sinn der Sache, über die Kunst zu plaudern und die jeweils eigene Fantasie ins Gespräch kommen zu lassen. „Die assoziative Titelfindung für das Weggeworfene ist der wesentliche Akt, um dem alten Objekt eine neue Bedeutung zu geben“, so Giesecke „ohne inhaltliche Entsprechung muss einen ein Gegenstand einfach anspringen“.

Der Künstler, der 33 Jahre lang als Kunstdozent an der Leibniz-Universität in Hannover lehrte, übernahm die Begrüßung der Gäste und verknüpfte dies gleichzeitig mit einem kleinen Exkurs in die Kunstgeschichte, der wesentlich zum Verständnis dieser besonderen Kunstform beitrug, deren Fachbegriff „Objet trouvé“ lautet. Die scheinbar ganz aktuell wirkenden Kunstobjekte fußen allerdings schon auf einer kunsthistorischen Tradition, die mit dem Dadaismus etwa um 1916 in Zürich beginnt, erklärte der Künstler.

Um auch das Publikum ein wenig herauszufordern, drehte der Künstler an dem Abend auch einmal den Spieß um, und bat die Gäste, ihre eigene Kreativität zu aktivieren, um passende Titel für drei noch unbenannte Werke zu finden. Der beste Einfall wurde später am Abend mit einer Flasche Wein belohnt.

Die Ausstellung ist an zwei Samstagen, dem 19. August und dem 26. August, jeweils von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Der Künstler führt gerne durch die Ausstellung. Die Finissage findet am Samstag, dem 2. September, um 19 Uhr statt.


Bei dem Werk „Gegensatz und Entsprechung“ bedurfte es schon einiger Überlegungen, um den Kontext zu erfassen, hier erklärte Hans-Jürgen Giesecke gerne den Zusammenhang.

Objektkunst vom Feinsten: „Mein Gebiss ist weg“ und „Oh diese Zahnschmerzen“. So werden Viruserkrankungen von Bäumen zu Kunstobjekten.

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


„Ohne inhaltliche Entsprechung muss einen ein Gegenstand einfach anspringen“, so der Aussteller, Künstler und ehemaliger Kunstdozent Hans-Jürgen Giesecke aus Gittelde

Blick in die Ausstellung des Künstlers und Kunstdozenten Hans-Jürgen Giesecke. Die Gewerke wurden überwiegend in ihrer Ursprünglichkeit belassen.

 

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