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19.05.2023

Roboter in der Landwirtschaft und kaltes Plasma in der Medizin - Grenzüberschreitender Blick in die Wissenschaft


HAWK präsentiert neue Forschungsergebnisse der Ingenieurwissenschaften vor Unternehmerinnen und Unternehmern aus dem Dreiländereck von Niedersachsen, Hessen und Thüringen

...WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft Werra-Meißner-Kreis mbH

Neurodermitis-Behandlung mit Plasma und Roboter, die Pflanzenwachstum überwachen, einen Schädlingsbefall frühzeitig erkennen und mit Plasma bekämpfen. Das ist keine Zukunftsmusik. Die Studierenden der Hochschule für Angewandte Wissenschaften und Kunst (HAWK) arbeiten längst daran. Für die Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse sucht die HAWK Kooperationspartner in der Wirtschaft.

Gut 20.000 Unternehmen sitzen im Dreiländereck Hessen, Thüringen und Niedersachsen. Welches Potential im Wirtschaftsraum in der Mitte Deutschlands steckt, zeigen die Wirtschaftsförderung Region Göttingen GmbH (WRG), die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Werra-Meißner-Kreis mbH (WFG) und der Landkreis Eichsfeld mit einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe. Bei dieser können sich Unternehmerinnen und Unternehmer informieren, ins Gespräch kommen und vernetzten. Seit 2019 fand der Abend letzten Donnerstag (11.05.23) erstmals wieder statt, auf Schloss Rothestein bei Bad Sooden-Allendorf. Der Kontrast konnte nicht größer sein: Neueste Forschung und Technik im historisierenden Schloss.

Nach der Begrüßung durch den Landrat des Eichsfelds, Dr. Werner Henning, Dr. Lars Kleeberg von der WFG und Marc Diederich von der WRG, hatten die Professoren der Hochschule HAWK das Wort. Die Göttinger Fakultät „Ingenieurwissenschaften und Gesundheit“ lehrt die Studiengänge Elektrotechnik/IT/Robotik, Präzisionsmaschinenbau, Laser- und Plasmatechnik, Physikalische Technologien, Medizintechnik und Wirtschaftsingenieurwesen. Hier werden auch neueste Entwicklungen vorangetrieben - in enger Kooperation mit Unternehmen.

Professor Dr. Wolfgang Viöl stellte die unendlichen Möglichkeiten der Plasma-Technologie vor. Plasma ist der vierte Aggregatszustand der Materie, der entsteht, wenn Gas mit Energie angereichert wird. 99 Prozent des Universums bestünden aus Plasma, auch die Sonne. Kaltes Plasma könne in vielen Bereichen eingesetzt werden, in der Medizintechnik, Hygieneindustrie, Landwirtschaft oder zur Oberflächenbeschichtung. Es fördere die Wundheilung, töte Bakterien sowie Pilze und könne als mit Plasma angereichertes Wasser auch gegen Pflanzenschädlinge eingesetzt werden. Der Vorteil der Technologie: Dass sie ressourcenschonend sei.

Professor Dr. Thomas Linkugel gab einen Einblick in die Göttinger Forschung im Bereich Robotik. So arbeitet er mit Studierenden daran, fahrende, schreitende oder fliegende Roboter zu entwickeln, die in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt werden können. Sie überwachen das Pflanzenwachstum oder können Bäume kartografieren und somit ein Bild des Vitalitätszustands eines Waldes erstellen. In Zukunft sollen sie auch Neuanpflanzungen pflegen können.

Die Lehrenden zeigten den Unternehmerinnen und Unternehmern aus der Region, wie sie mit der Hochschule in Kontakt kommen können, etwa als Kooperationspartner in der Entwicklung (im Projekt „Plasma for Life“), indem sie eine duale Ausbildung anbieten oder über die Finanzierung von Stipendien. Je früher sie mit den Studierenden in Kontakt kämen, umso eher könnten sie sich zukünftige Fachkräfte sichern. „Das war ungemein spannend!“, so der Tenor der Teilnehmenden aus dem Dreiländereck. Der Einblick in die aktuelle Forschung zeige, wie vielfältig und nutzbringend die Ergebnisse künftig eingesetzt werden könnten.

Bevölkerungsumfrage: Behindern die Grenzen der Bundesländer im Dreiländereck die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes?

Von besonderem Interesse für die Akteure in der Dreiländereck-Region Hessen-Niedersachsen-Thüringen ist auch das derzeit laufende Projekt der HAWK „Leben am Dreiländereck“. Dabei gehen die Forschenden der Frage nach, „ob Grenzen von Bundesländern insbesondere an einem Dreiländereck im ländlichen Raum als politisch-administrative, sozioökonomische und mentale Barrieren wirken und somit eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume behindern. Weiterhin soll geprüft werden, ob eine verbesserte intraregionale Kommunikation und Kooperation Chancen bietet, negative Grenzeffekte zu überwinden.“

Ein Bestandteil des Projektes ist eine Befragung zum Leben im Dreiländereck der Bevölkerung in den Gemeinden Friedland, Neu-Eichenberg und der Verwaltungsgemeinschaft Hanstein-Rusteberg. Die Befragung läuft noch bis zum 10. Juni 2023. Link: hil-quest-01.hawk.de


 

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