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27.04.2023

Polizeiliche Kriminalstatistik 2022 der Polizei Osterode:


Anzahl der Straftaten wieder auf dem Vor-Corona-Niveau

...PK Osterode
  • Die Gesamtzahl der Straftaten ist das dritte Jahr in Folge gestiegen – von rund 2400 auf über 2500. Der Zuwachs ist mit 5,4 % jedoch nur halb so stark wie im Landestrend.
  • Das Straftatenniveau lag letztmalig im Jahr 2018 bei über 2.500 Taten.
  • Die Gesamtaufklärungsquote liegt mit 68,5% leicht unter dem langjährigen Mittelwert.  Dies liegt vor allem an einer Verschiebung der Deliktsstruktur in Richtung aufklärungsungünstiger Straftaten wie z.B. Sachbeschädigungen und Diebstähle. Trotzdem liegt dieser Wert deutlich über der Quote des Landes (61,7%) und des Landkreises (63,8%).
  • Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist leicht von 21 auf 29 gestiegen. Gleichzeitig ist das der drittniedrigste Wert der letzten 10 Jahre.
  • Körperverletzungsdelikte haben insgesamt um 10 % zugenommen, im öffentlichen Raum sogar um 71 %.
  • Im Vergleich zum Vorjahr haben Gewaltdelikte im häuslichen Bereich weiter zugenommen.
  • Verstöße im Zusammenhang mit Cannabis bilden mit knapp 60 % weiterhin den größten Anteil an der Betäubungsmittelkriminalität. Amphetamine (sog. „Designerdrogen“) folgen mit 32 % Anteil.
  • Der Anteil von Jugendlichen an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist deutlich gestiegen und liegt damit wieder auf dem „Vor-Corona-Niveau“.

Zu den Entwicklungen im Einzelnen:

Straftaten gesamt
Mit rund 2.500 Straftaten hat das Kriminalitätsgeschehen wieder das Niveau der Jahre 2015 bis 2019 erreicht. „Die im Zuständigkeitsbereich des Polizeikommissariats Osterode registrierte Kriminalität entsprach im vergangenen Jahr somit wieder ziemlich exakt dem vor der Pandemie.“, bilanziert Osterodes Polizeichef Heiko Fette die polizeiliche Kriminalstatistik 2022. Diese Aussage trifft im Übrigen nicht nur auf den Altkreis zu, sondern auf ganz Niedersachsen.

Nachdem die Gesamtzahl der Straftaten bereits 2021 um 135 Fälle angestiegen war, ist im vergangenen Jahr ein weiterer Anstieg um 130 Fälle auf nunmehr 2.538 zu verzeichnen gewesen. Dieser Wert entspricht nahezu dem Durchschnitt der vergangenen 10 Jahre.

Der Straftatenzuwachs ist 2022 mit 5,4% jedoch deutlich moderater ausgefallen als im Landestrend (+11 %). Ursächlich für den Fallzahlenanstieg sind vor allem Bedrohungen (+64,5%), die Verbreitung kinder- und jugendpornografischer Inhalte (+43,5 %), Beleidigungen (+32,7 %), und Diebstahlsdelikte (+32,4 %) gewesen. Prozentual etwas geringer sind Körperverletzungsdelikte (+11,0 %) und Sachbeschädigungen (+7,5 %) angestiegen. Beide zusammen machen aber mit über 600 Delikten nahezu ein Viertel der Gesamtkriminalität aus. „Der Wegfall der pandemiebedingten Einschränkungen hat ganz offensichtlich einen deutlichen Einfluss auf die Kriminalitätsentwicklung gehabt.“, folgert der Kommissariatsleiter aus den vorliegenden Zahlen.

Sehr erfreulich ist, dass es erneut keine einzige gegen das Leben gerichtete Straftat wie Mord oder Totschlag gegeben hat. Daneben ist der Fallzahlenrückgang bei den Raubdelikten (-55,5%), den Kfz-Aufbrüchen (-37,9 %) und der Wirtschaftskriminalität (-78,4 %) positiv hervorzuheben.

Ein Osteroder hat die Polizei im Sommer und Herbst des vergangenen Jahres besonders beschäftigt. Der damals 28-Jährige kommt gleich für mehrere Dutzend Straftaten als Verdächtiger in Frage, darunter vor allem Pkw-Diebstähle und Einbrüche. Seit seiner Festnahme im Oktober ist er inhaftiert.

Aufklärungsquote

68,5% der begangenen Delikte konnten aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote liegt damit 7%-Punkte über der Quote des Landes (61,7%) und 5%-Punkte über der des Landkreises (63,8%). „Dass trotz der veränderten Kriminalitätsstruktur und dem weiteren Straftatenzuwachs der Aufklärungserfolg verstetigt werden konnte, ist ein Verdienst aller Beschäftigten des Polizeikommissariats Osterode, zu dem auch die Stationen in Herzberg, Hattorf und Bad Grund gehören.“

Wohnungseinbrüche

Obwohl acht Wohnungseinbrüche mehr als in 2021 zu verzeichnen waren, stellen die 29 Taten den drittniedrigsten Wert seit Beginn der statistischen Erhebung dar. In über 40 % der Fälle ist es beim Versuch geblieben. Das heißt, dass es nicht zu einem Diebstahl von Gegenständen oder erst gar nicht zu einem Eindringen in die Wohnung gekommen ist.

„Dass es in vielen Fällen des Wohnungseinbruchs nicht zum Diebstahl kommt, ist den Sicherungsmaßnahmen und vor allem der Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger zu verdanken.“, stellt der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes, Maik Knappe, fest. Häuser und Wohnungen werden zunehmend besser gesichert. Und durch die Sensibilisierung der Bevölkerung sind Anwohner aufmerksamer für verdächtiges Verhalten in ihrer Umgebung.

Verbreitung pornografischer Schriften

Seit drei Jahren ist ein Anstieg der Fälle von Verbreitung pornografischer Erzeugnisse zu verzeichnen. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um den Besitz und die Verbreitung von Kinder- und Jugendpornografie. In der Hälfte der Fälle sind Kinder, Jugendliche und Heranwachsende für die Taten verantwortlich. Sie leiten oftmals leichtfertig kinder- und jugendpornografische Bilder und Videos mittels Smartphone über die sozialen Medien weiter. „Ein Schwerpunkt unserer Präventionsarbeit ist es daher, Minderjährigen die gesetzlichen und ethischen Grenzen aufzuzeigen.“, so Knappe.

Eine Vielzahl von Hinweisen stammt aus der Internetauswertung. Vor allem die US-amerikanischen Zentrale für vermisste und ausgebeutete Kinder (NCMEC) leitet ihre umfangreichen Erkenntnisse an die deutschen Strafverfolgungsbehörden weiter.

Betrugsdelikte

Leider ist bei Betrugsdelikten, die zum Nachteil älterer Menschen begangen werden, ein ungebrochener Trend zu beobachten. Mit fast 100 Fällen haben sich die bei den Dienststellen der Osteroder Polizei zur Anzeige gebrachten Fälle in den letzten drei Jahren nahezu verdoppelt.

In den meisten Fällen wird den Opfern in Telefonaten vorgegaukelt, dass ein naher Verwandter, die Polizei oder die Justiz der vermeintliche Gesprächspartner ist und dass aufgrund einer akuten Notlage dringend Geld oder Wertgegenstände benötigt werden. Eine weitere Masche ist, dass vermeintliche Angehörige mit einer angeblich neuen Telefonnummer per WhatsApp um die Überweisung mittlerer vierstellige Beträge bitten.

Glücklicherweise endeten nur sechs derartiger Fälle mit einem Vermögensschaden. In einem Fall sind 20.000 Euro „Kaution“ für eine „Enkelin“ an Betrüger übergeben worden, weil diese angeblich einen schweren Verkehrsunfall verursacht hatte. Der Unfall hatte sich jedoch nie ereignet und das Geld war weg.

„Seien Sie bitte skeptisch bei Anrufen oder Nachrichten von vermeintlichen Verwandten oder von offiziellen Stellen, bei denen Geld, Gold oder Wertsachen gefordert werden. Übergeben oder überweisen Sie niemals Geld oder Wertsachen an Unbekannte. Informieren Sie bei Zweifeln die Polizei.“, so der eindringliche Rat der Osteroder Polizei.

Häusliche Gewalt

Die Fälle häuslicher Gewalt können seit einer Änderung von Auswerteparametern nicht mehr eindeutig unterhalb der Landkreis-Ebene erhoben werden. Aufgrund der engen Zusammenarbeit der Polizei mit der Beratungs- und Interventionsstelle gegen häusliche Gewalt sind jedoch tendenzielle Aussagen zur Entwicklung der polizeilich registrierten Fälle häuslicher Gewalt möglich.

„Bereits für das Jahr 2021 haben wir eine Steigerung auf deutlich über 100 Fälle häuslicher Gewalt registriert. In 2022 hat sich dieser negative Trend auf einem hohen Niveau fortgesetzt.“, so Heiko Fettes vorsichtige Einschätzung. „An die Opfer häuslicher Gewalt kann ich nur appellieren, sich frühzeitig, bereits beim ersten Vorfall an die Polizei zu wenden. Mit wirksamen Maßnahmen, die wir gemeinsam mit unseren Netzwerkpartnern ergreifen, gelingt es uns regelmäßig, die Spirale der Gewalt rechtzeitig und nachhaltig zu beenden.“

Körperverletzungsdelikte

Die Entwicklung der Körperverletzungsdelikte korreliert vermutlich am stärksten mit den Infektionsschutz-Maßnahmen. Während sich in der Corona-Zeit die Körperverletzungen zunehmend im häuslichen Bereich ereignet hatten, sind im vergangenen Jahr wieder deutlich mehr Delikte im öffentlichen Bereich festgestellt worden. Mit der Aufhebung sämtlicher Kontaktbeschränkungen hat sich die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Konfliktsituationen beim Zusammentreffen in Personengruppen, vor allem bei Feiern und Veranstaltungen, wieder deutlich erhöht.

Ein besonderes Indiz dafür ist der Anstieg der gefährlichen Körperverletzungen, die sich auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen ereignet haben, von 14 auf 24 Taten. Von den 21 ermittelten Tatverdächtigen war über die Hälfte jugendlich oder heranwachsend.

Gewalt gegen Polizei-, Feuerwehr- und Rettungskräfte
Nach 17 Fällen in 2020 und 15 Fällen in 2021 ist es im vergangenen Jahr in 11 Fällen zu Widerstandshandlungen gegenüber Beamte des Polizeikommissariats Osterode gekommen. Davon waren vier Fälle als tätliche Angriffe zu werten. Feuerwehr- oder Rettungskräfte waren davon glücklicherweise nicht betroffen.

„Leider kommt es immer wieder zu Aggressionen gegenüber Einsatzkräften Die sinkende und vergleichsweise geringe Anzahl von strafrechtlich relevanten Verhaltensweisen führe ich vor allem auf die Trainings meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie auf den zunehmenden Einsatz der sog. Bodycams, mit denen Einsätze videografisch dokumentiert werden, zurück.“, ergänzt der Kommissariatsleiter in diesem Zusammenhang.

Sachbeschädigungen
Bei den Sachbeschädigungen war im vergangenen Jahr eine Zunahme um 22 auf 314 Taten zu verzeichnen. Damit liegen die Fallzahlen weiterhin deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 250 Taten. Die Zunahme ist auf Sachbeschädigungen zurückzuführen, die im öffentlichen Raum begangen wurden (+14 auf 87 Taten). Rund die Hälfte aller Sachbeschädigungen werden im Stadtgebiet von Osterode begangen.

Neben Kraftfahrzeugen (ein Drittel aller Fälle) werden vor allem Verkehrszeichen, Straßenlaternen, Wartehäuschen und öffentliche Gebäude wie Schulen, Dorfgemeinschaftshäuser oder Turnhallen angegangen.

„Die Entwicklungen in diesem Deliktsbereich betrachten wir gerade mit Blick auf die Schadenssummen und die Sinnlosigkeit derart mutwilliger Zerstörungen mit einiger Sorge. Bei unseren Ermittlungen sind wir in besonderem Maß auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.“, appelliert Maik Knappe.

Betäubungsmittelkriminalität

Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz machten Straftaten im Zusammenhang mit Cannabis weiterhin über 60 % der Delikte aus. Bei über 30 % der Verfahren wurden Amphetamine (sog. Designer-Drogen) festgestellt. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in der hohen Verfügbarkeit der Drogen, die durch Beschaffungswege über das Internet begünstigt wird.

Kinder- und Jugendkriminalität

Mit einem Anteil von 7,8 % an der Gesamtzahl aller ermittelten Tatverdächtigen sind Jugendliche im vergangenen Jahr wieder so häufig als Tatverdächtige in Erscheinung wie vor der Pandemie. Im Vergleich zum Jahr 2021, in dem ein historischer Tiefstwert erreicht worden war, ist das eine Zunahme von 64 auf 93 jugendliche Tatverdächtige.

Die Deliktsbereiche mit einer nennenswerten Anzahl von minderjährigen Tatverdächtigen sind nach wie vor leichte Körperverletzungen, Ladendiebstähle, Sachbeschädigungen, Verstöße mit Cannabis-Produkten und – wie eingangs bereits dargestellt – die Verbreitung pornografischer Inhalte.





 

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