Kultur / Federkiel

09.02.2023

Der Harz, von Braunschweig aus betrachtet


Mario Bekeschus

Mario Bekeschus lässt seinen zweiten Krimi im Harz spielen

von Christian Dolle

Er steht vor dem kleinen Café unweit des Braunschweiger Schlosses und erwartet mich mit einem Lächeln. Auch ich bin sehr gespannt darauf, ihn kennenzulernen. Mario Bekeschus, gebürtiger Braunschweiger, jetzt wohnhaft in Hannover, wo er in einem Ministerium arbeitet. Im vergangenen Jahr veröffentlichte er seinen ersten Kriminalroman, „Gaußberg“, der in seinen beiden Heimatstädten spielt und deren Feindschaft immer wieder zum Thema macht. 

Den Roman reichte er auch beim Nachwuchswettbewerb „Harzer Hammer“ des Mordsharz-Festivals ein. Zwar gewann er den Krimipreis nicht, machte uns als Team- und Jurymitglieder aber neugierig auf mehr von ihm. Mit „Hinter Liebfrauen“ ist nun sein zweiter Krimi erschienen, er ist auch der Grund, warum ich mich mit ihm treffe, um mehr über das Buch zu erfahren. 

Bei einem Tee erzählt Mario, dass sich dieser zweite Fall für Kommissar Wim Schneider vor allem in Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg abspielt. Dort ist er nämlich zur Reha und muss feststellen, dass in der Klinik (wohlgemerkt eine frei erfundene Klinik!) nicht alles mit rechten Dingen zugeht. „Im ersten Lockdown saß ich sozusagen in einer Ferienwohnung zwischen Clausthal und Buntenbock fest. Mit Blick auf eine Reha-Klinik. Das hat mich inspiriert“, erzählt er.
 
Er selbst sei als Kind der 80er mit den Eltern oder auch mit der Schule natürlich häufig im Westharz unterwegs gewesen, weshalb ihm die Region vertraut ist und er sie gerne als Kulisse für seinen Krimi haben wollte. Doch nicht nur das, ihm ist auch wichtig, dass es eben kein Braunschweig- oder Hannover-Krimi, sondern ein Niedersachsenkrimi ist.
 
Bestens vertraut sind ihm auch die Hochhäuser gegenüber des Braunschweiger Bahnhofs seiner Heimatstadt. „Meine Eltern hatten dort früher beruflich oft zu tun, daher kenne ich sie gut und weiß, dass sich auch dort kriminelle Dinge abspielen können.“ Diese Dinge, von denen er spricht, drehen sich um eine Romanfigur, die aus dem Fenster in einem der oberen Stockwerke springt, vielleicht nicht ganz freiwillig. 

„Von dort oben kannst du den Harz übrigens sehen“, sagt er und betont, dass ihm solche authentischen Beschreibungen beim Schreiben sehr wichtig sind. Mehr aber noch, dass sein Kommissar kein Held, sondern ein Mensch mit Fehlern und Schwächen, Ecken und Kanten ist. Er will keine oberflächlichen Actionkrimis, sondern etwas aus dem Leben Gegriffenes, wo Nachdenkliches und eben auch Humorvolles eng nebeneinanderliegen. 

Genau das wussten viele Leser wie auch Kritiker am ersten Roman zu schätzen. Der fing im Grunde langsam an, führte die Figuren detailliert ein, bevor es dann in die Tiefe ging und die Geschichte ernst und durchaus düster wurde. An diesem Rezept habe er auch bei „Hinter Liebfrauen“ festgehalten. 

„Über Luchse im Harz, das Schnapsbrennen, Sturmschäden, Borkenkäfer oder auf was ich sonst noch so bei euch in der Region anspiele, brauche ich dir ja nichts erzählen, das kennst du ja“, meint er schließlich, „aber soll ich dir mal die Straße ‚hinter Liebfrauen‘ zeigen, auf die sich der Titel bezieht und wo auch das Cover entstand?“ Na sicher, gerne. Allerdings bin ich inzwischen auch sehr neugierig auf alles, was mir hier in der Region bekannt vorkommt und ebenso auf den Krimi an sich. Der ist im Gmeiner-Verlag erschienen und natürlich überall im Buchhandel erhältlich. 


Diese Hochhäuser spielen im Krimi eine Rolle

Hier entstand auch das Buchcover

 

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