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26.07.2017

Mit dem Traktor vom Süden in den hohen Norden


Die Oldtimer-Fans aus Bayern zusammen mit ihren Gastgebern auf dem Peinemannschen Hof in Förste

Vier Traktoren rollen von Bayern über Förste nach Schleswig Holstein

...von Petra Bordfeld

Der eine kam fast als Schrotthaufen von Neuseeland nach Bayern, ein anderer wies einen irreparablen Motorschaden auf, die anderen beiden waren einfach „nur“ alt. Eines hatten aber alle vier gemeinsam: Ihre Besitzer hatten sie herausgeputzt und für eine rund 2.000 Kilometer lange Strecke klar gemacht, die auch an Förste vorbeiführte.

Schließlich hatte sich bis in das südlichste Bundesland herumgesprochen, dass Sven, Klaus und Petja Peinemann eingefleischte Oldtimer-Fans sind. Die wollten die vier kennenlernen und auch gleich um eine Übernachtung bitten.

Helmut, ebenso wie seine Kumpels ein hundertprozentiger Oldtimer-Fan, hatte gelesen, dass im sehr fernen Neuseeland ein Hanomag, Baujahr 1966, vom Rost zerfressen wurde. „Das durfte nicht sein“. Und weil der Freund einen Bekannten hatte, der wiederum einen Freund hatte, wurde eine Verbindung bis zu diesem im südlichen Pazifik gelegenen Inselstaat geknüpft. Das Treckerwrack wurde auf ein Container-Schiff verladen, das in Amsterdam vor Anker ging. Von dort aus ging es über die Straßen gen Ingolstadt, wo Helmut schon wartete. Zwei Jahre hat er an seinem neuen Liebling geschraubt, gehämmert und lackiert. Herausgekommen ist ein strahlend roter Hannomag, der so aussieht, als sei er gerade vom Band gelaufen.

Josef, der älteste Traktorist in diesem Viergespann, fährt den zweiten, im blauen Originallack glänzenden Hanomag, der als Heckbagger in der Nähe von München im Einsatz war. Dessen Fahrer interessierte nicht der Motor dieses Nutzfahrzeuges, das immerhin 1960 vom Band lief, und versorgte ihn nicht mit Öl. Also lief die Maschine fest, was um ein Haar das Aus bedeutet hätte. Der Schrottplatz sollte die neue Bleibe des Treckers werden. Genau das lies Josef nicht zu. Er erwarb den Hanomag und sorgte mit viel Geduld sowie Geschick dafür, dass der Motor wieder schnurrt.
Hobbylandwirt Hans wiederum nimmt immer wieder gerne Platz in dem MC Cormick International, an dem auch das kleinste Teil noch im Originalzustand ist. Das einzige, was an diesem „erst“ 48 Jahre alten Gefährt etwas neuer geworden ist, ist dessen Maschine.

Thomas, das „Küken“ der vier Treckerreisenden ist mit dem Güldner G 45, Baujahr 1966, unterwegs. Das gute Stück hat er über das Internet erworben und diesen Kauf noch nicht einen Tag bereut.

Doch warum haben sich die vier, die dem Verein „Agrar Oldies Rohrbach-Ottersried“ angehören, der vor fünf jahren aus der Taufen gehoben wurde, auf den weiten Weg gemacht?

Aus ihrer Sicht ist das ganz einfach. So wollten nach dem in Schleswig-Holstein gelegenen Selk, wo die Ortswehr ihr 100jährgiges Bestehen feiert. Aus dem Grund hat der dortige Oldtimerverein zu einem großen Festwochenende eingeladen. So machten sie sich von Pfaffenhofen und Rosenheim auf den Weg gen Norden. Die erste Nacht verbrachten sie in Bamberg, die zweite in Eisenach und die dritte dann in Förste. Bis sie aber dort auf den Hof von Sven Peinemann rollten, nutzen sie die Gelegenheit, zum Brocken zu fahren. Allerdings nicht mit ihren Traktoren, sondern ganz vorschriftsmäßig von Schirke aus mit der Brockenbahn.

Mit Sven und Klaus wurde dann erst einmal in Oldtimer-Erinnerungen geschwelgt, bevor sie sich ein paar Stunden Schlaf gönnten. Als sie wieder aufbrachen, stand als Ziel Soltau auf dem Plan. Von da aus ging es weiter gen Hamburg, wo sie sich die Reeperbahn nicht nur „nachts um halb eins“ anschauen wollten.

Schließlich stand das Wochenende in Selk auf dem Plan, wozu eine Schifffahrt, das „erklimmen“ der höchsten Berge Frieslands, der Halligen, und insbesondere das Fest stand, welches übrigens mit einem zünftigen bayrischen Festabend begann und mit einem ebenfalls bayrischen Frühschoppen weiterging.

Nach einer Verschnaufpause machten sich die vier wieder auf den Heimweg. Der wird entlang des Rheins gehen und rund fünf Tage dauern. Wenn ihre fahrbaren Untersätze wieder eingeparkt sind, werden sie in ihrem Verein viel zu erzählen haben.


 

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