Kultur / Rezensionen

09.12.2022

Zeitreise voller Rätsel


Escape-Spiel-Buch „Zeitgefangene“ von Björn Berenz und Christoph Dittert

von Christian Dolle

Eigentlich sollte es eine ganz entspannte Geo-Cache-Tour werden. Doch plötzlich entdecken Anna, Jakob und ihre Freunde mitten im Wald zuerst eine Leiche und wenig später einen verlassenen alten Zirkus. Fasziniert erkunden sie diesen Lost Place und müssen bald feststellen, dass nicht nur das Zelt, die leeren Tierkäfige und alten Wagen aus der Zeit gefallen scheinen.

Escape-Spiele erlebten in den vergangenen Jahren einen regelrechten Boom. Daher war es kein Wunder, dass auch entsprechende Bücher auf den Markt geworfen wurden, längst nicht alle davon waren wirklich gut. Oft waren es eben Spiele in Buchform, das heißt, es wurde eine Geschichte um die Rätsel herumgeschrieben, die für sich genommen oft wenig Reiz hatte. 

„Zeitgefangene“ von Björn Berenz und Christoph Dittert macht das anders. Die Geschichte könnte als spannender Mysterythriller im Grunde auch für sich stehen. Die zehn Rätsel und ab und zu eingeflochtenen Entscheidungsmöglichkeiten machen sie interaktiv und sorgen für eine zusätzliche Ebene. Im Fokus steht aber immer die Geschichte selbst. 

Grund dafür könnte sein, dass die beiden Autoren eben für das Schreiben leben. Beiden gemeinsam ist die Arbeit an der Science Fiction-Serie „Perry Rhodan“ und der Jugend-Escape-Reihe „Explorer Team“. Björn Berenz schreibt außerdem unterschiedlichste Romane vom Jugendthriller über Alienlandungen bis hin zum Buch über die Entführung eines Nilpferdes. Christoph Dittert ist vielen Harzen bestens bekannt, weil er gemeinsam mit Geräuschemacher Jörg Klinkenberg schon oft mit seinen Büchern über die drei ??? beim Mordsharz-Festival zu Gast war. Doch auch er schreibt sehr viel mehr als das, vor allem Science Fiction-Romane. 

Wenn Jakob plötzlich im Zirkus verschwindet und Anna ihn in verschiedensten Zeitschleifen sucht, dann wissen beide Autoren, was sie da schreiben. Gut, selbst haben sie vermutlich noch keine Zeitreisen gemacht (wer weiß...?), aber literarisch ist es eben viel mehr als die erzählerische Verbindung zwischen den Rätseln. Die Geschichte ist interessant, wirft etliche Fragen auf und hat sogar das Zeug dazu, in einer Fortsetzung weiter vertieft zu werden. 

Die Rätsel fügen sich plausibel ein, passen immer zu dem, was erzählt wird, sind natürlich manchmal so konstruiert, dass sie in Buchform überhaupt möglich sind. Außerdem steigert sich die Schwierigkeit stetig und vor allem gibt es manchmal sogar mehrere Wege, die dann irgendwann wieder auf einen gemeinsamen münden. Für Escape-Fans ist das Spielbuch also auch bestens geeignet.

Es muss nicht allzu viel zerschnitten werden, das Buch bleibt also lesbar, es ist aufwendig und toll gestaltet, all das spielt ja auch eine Rolle, vor allem aber bietet es eine spannende Story, die Jugendliche wie auch erwachsene begeistern kann. Alles in allem also ein Buch, um die Zeit mal gründlich zu vergessen und ein spannendes Abenteuer zu erleben.  


 

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