Kultur

01.12.2022

Die Facetten des Todes


Christian von Aster und Kaunoka zu Gast in Corvinus in Northeim

von Christian Dolle

Christian von Aster ist Schriftsteller, der vielen vor allem aus der Gothic-Szene bekannt ist. Doch er  schreibt ebenso Kinderbücher, Satire und ist auch Trauerredner. Mit dieser Mischung ist er auf jeden Fall prädestiniert, um in der Kulturkirche Corvinus in Northeim über den Tod in all seinen Facetten zu reden. Gemeinsam mit Kaunoka aus Osterode war er dort am vergangenen Samstag zu Gast.

Kaunoka nennt sich das Akkustikprojekt von Gina Guenter, die der Lesung viel mehr als einen stimmungsvollen Rahmen gab. Mit Harfe und Drehleier schuf sie mit Stücken aus aller Welt eine ganz eigentümliche sakrale und träumerische Atmosphäre, die gut zu den Geschichten und Gedichten mit teils fantastischen Elementen passte. 

So erzählte Christian von Aster beispielsweise von Herrn Rabe, der im Krankenhaus Besuch von sogenannten Todesfeen bekommt. Ihre Aufgabe ist es, Sterbenden die Angst vor dem Tod zu nehmen. „Der Tod hat mehr Facetten als man gemeinhin annimmt“, sagte der Autor und berichtete in seiner nächsten Story davon, wie der Tod in Gestalt eines alten Mannes ein Reisebüro aufsucht.

Er wolle sich in einigen Jahren zur Ruhe setzen, erklärt er der Inhaberin. Als das Reisebüro kurz darauf von einem Räuber überfallen wird, der ganz klassisch mit „Geld oder Leben“ droht, kann der Tod darüber nur lachen, denn vom drohenden Tod des Opfers wüsste er ja wohl am besten. So erstickt er das Verbrechen im Keim, steht dann den beiden Menschen Rede und Antwort und verrät unter anderem, dass nach seinem Ruhestand kein Nachfolger mehr nötig sein wird. Daher kommen auch die Niederlande oder Venedig nicht als Altersruhesitz infrage, der Klimawandel wird diese Reiseziele bis dahin im Kurs sinken lassen. 

Es war ein Abend zwischen Lachen und Nachdenken, zwischen Phantastik und sehr konkreter Auseinandersetzung mit dem Thema Tod, das sonst so oft noch immer ein Tabu ist. Durch seine Wurzeln in der Gothic-Literature kenne Christian von Aster sowohl die romantisierte Vorstellung vom Tod wie auch, durch seine Arbeit als Trauerredner, sehr lebensnahe Aspekte. Gina Guenter erzählte, dass sie an Depressionen leidet, sich also den Tod manchmal herbeisehnt, dass gerade die Musik ihr aber immer wieder Freude am Leben vermittelt, vor allem, wenn sie auch andere an dieser Freude teilhaben lassen kann. 

Es war somit ein äußerst vielschichtiger Kulturabend, der einen Mix an Gefühlen und Gedanken verursachte und vermutlich bei vielen Zuhörerinnen und Zuhörern noch lange nachklingt. Im Anschluss an die Veranstaltung war Christian von Aster noch zu einem kleinen Interview bereit, den Mitschnitt gibt es hier:

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:







 

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