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04.11.2022

Schwiegershäuser Dorfbühne - Da war ordentlich Salz in der Suppe


...von Petra Bordfeld

Weder Corona noch andere kurzfristige personelle Ereignisse konnten die Schwiegershäuser Dorfbühne verleiten ihr Theatersüppchen nach zwei Jahren Pandemie als Schonkost zuzubereitet. Zur Freude des begeisterten Publikums, war der Dreiakter aus der Feder von Christa Bitzer mit viel Humor, Bissigkeiten, Charme und insbesondere mit Plattdütsch gewürzt worden.

Die Darstellerinnen und Darsteller machten sehr deutlich, dass sie mit dem Hit der Ärzte „Lass die Leute reden und hör ihnen nicht zu. Die meisten Leute haben ja nichts Besseres zu tun“ den richtigen Titelsong ausgegraben haben.

Als sich im Saal des Gasthofes Ohne Sorge der Vorhang zu „Ein Dorf ohne Tratsch…“ gehoben hatte, erinnerte Manfred Guse (Frank Kruppa) in seiner Begrüßung daran, dass dieser Dreiakter die Fortsetzung des abendfüllenden Stückes “Am Dorfplatz“ sein könnte, der aus der Feder von Sigrid Schilmeier stammt und 2019 in Schwiegershausen aufgeführt wurde. Er selbst habe sich jedenfalls vom damaligen arbeitswütigen Bauhofarbeiter zum Ortsbürgermeister hochgearbeitet. Er wies aber auch daraufhin, dass normalerweise Manfred Wode diese Rolle innehatte, krankheitsbedingt aber kurzfristig nicht zur Verfügung stand und man deshalb in den Rollenbesetzungen etwas habe improvisieren müssen. 

Nun ja! Das alte Haus stand immer noch leer und der eingestürzte Tunnel war immer noch flach. Aber sonst war bei allen Szenen die absolute Liebe zum Schauspiel nicht zu übersehen oder zu überhören. Zwei Jahre Zwangspause sollte sich als das wichtige Salz in der Suppe herausstellen, auch wenn „Haschkekse“ dem Ganzen noch eine besondere Note verliehen und für Missverständnisse sorgten.

Kräftig gerührt wurde diese Suppe von keiner anderen als von Helene Spillner (Anita Bierwirth). Sie war nämlich nicht nur die Leiterin der dörflichen Poststelle und des kleinen Dorfladens „Helenso“, aber im Hauptberuf Dorftratsche, eine überaus wichtige Funktion . 

Marcel Sonntag wiederum sollte sich als ein überzeugendes Chamäleon entpuppen. Denn er schlüpfte in zwei Rollen, die nicht gegensätzlicher hätten sein können. Zum einen war er der chronisch zuckende Bankangestellte Franz Roddewig, welcher auch gerne nicht ganz korrekte Versicherungen an den Mann oder die Frau brachte, zum anderen als weltfremder  Künstler Leonardo, der in höheren Sphären schwebte und mit zweifelhaften „Kunstwerken“ auf sich aufmerksam machte. 

Der Ortsbürgermeister hatte nicht nur die Theatergäste begrüßt, sondern auch sein Vorhaben vorgestellt: Er wollte endlich das alte Gemäuer lieber an den Mann, als an die Frau bringen. Während sein Favorit der Metzgermeister Rudi Weber (Hans-Dieter Wode) war, welcher immer mit verschmitztem Lächeln ein Stückchen Wurst aus den ungewöhnlichsten Verstecken als Bestechungsgeschenk hervorholte und sein Wunschhaus schon in Gedanken fertiggestellt hatte. Bei der Diskussion über dieses Projekt mit seiner Frau Käthe (Melanie Wode), der Vorsitzenden des Gemischten Chores fiel der Satz, der viele Schmunzeln ließ: „Die Ehe ist ein Versuch, zusammen Probleme zu lösen, die man allein nicht hätte“.

Größere Sorgen hatte der Ortsbürgermeister allerdings mit seiner Frau Gundula (Kristina Bergkemper), die in Leonardo die kulturelle Rettung für die Ortschaft sah. Denn sie wollte gerne ein Kulturzentrum in der Ortschaft haben, wusste gleichzeitig aber noch nicht mal wer Frank-Walter Steinmeier ist.
Doch dieses Thema verlor an Streitkraft, als die rothaarige, rasende Reporterin Karla Kolumna (Brenda Ristau) die Bühne betrat und verriet, dass sie eine große Story über diese Ortschaft machen wollte, weil dort ein Lotto-Gewinner mit nicht unerheblichem Gewinn leben sollte. Um an Informationen ranzukommen, griff die gewiefte Reporterin zu eigens dafür beschafften „Haschkeksen“, die natürlich hauptsächlich für größte Verwirrung sorgten und eher weniger dazu beitrugen an die erhofften Auskünfte ranzukommen. Übrigens dürfte bei der Reporterin auf der Bühne  nicht nur der realen Reporterin die absolute Ähnlichkeit zu ihr aufgefallen sein.

Es gab aber auch zwei Menschen, welche sich nicht anstecken ließen, weder von dem Streitobjekt „altes Haus“, noch von dem Lottogewinn. Da war nämlich die türkischstämmige Putzfrau Ayse Özdemir (Melanie Bierwirth), die eine Stelle suchte und auch fand.  Sie war so mit ihrem Job verwachsen, dass man ihr den schauspielerischen Satz „Ayse noch nie eine so schöne Putzstelle gehabt“ glaubte. Melanie Bierwirth feierte außerdem sehr überzeugend ihr Bühnendebut. 

Und da war der gelassene Postbote Siggi Kießling (Alexander Froböse), der sich wirklich von nichts aus der Ruhe bringen ließ. Er stellte aber kurz vor Ende fest, dass er einen wichtigen Schritt noch nicht getätigt hatte – und genau der sollte eine Änderung in das ganze Spiel bringen. 

Da war aber auch das Team, welches hinter der Bühne für den perfekten Ablauf sorgte. Frank Kruppa hielt die Spielleitung in seinen Händen, Souffleuse war Karin Froböse. Für das gute Bühnenbild und die überaus gelungenen Kostüme zeichnete Ilse Bringmann verantwortlich, für die Bühnengestaltung wiederum Klaus Schreiber. Während Jürgen von Einem für die Bühnenleitung zuständig war, tat dies Heinz Ehrhardt für die Technik und Irene Ehrhardt für die Maske. Last but not least ist da Anja Kreinacke zu erwähnen, die Bühne und Saal betreute und außerdem mehrmals als Probenersatzleserin bei den Proben zur Verfügung stand.
Wer jetzt neugierig geworden sein sollte, dem muss leider gesagt werden, dass alle noch zu sehenden Aufführungen restlos ausverkauft sind.


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Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Ortsbürgermeister Guse (Frank Kruppe) im Gespräch mit seiner Frau Gundula (Kristina Bergkemper)

Die rasende Reporterin (Brenda Ristau) spitzt die Ohren, als Helene (Anita Bierwirth) erzählt

Von Haschkeksen gedopt, betreibt Helene fast halsbrecherische Gymnastik

 

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