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29.10.2022

Das Licht betonen – gerade in diesen Zeiten!


Foto-Ausstellung von Karsten Knigge bis 17. Dezember in Herzberg

...KKHL - Mareike Spillner

Lightpaintings, Blurred Visions, Lichtobjekte und Handschuhe, die einen „letzten Gruß“ senden: Noch bis zum 17. Dezember werden in der Nicolaikirche in Herzberg Fotoarbeiten des Göttinger Fotografs Karsten Knigge gezeigt. Die Ausstellung „Dreizehnhundert Tage“ beinhaltet ganz unterschiedliche Arbeiten des Künstlers aus den letzten dreieinhalb Jahren, oder eben dreizehnhundert Tagen. 

Bei der Eröffnung am Samstagnachmittag zeigte sich Pastor Thomas Harms stolz, denn noch nie wurde in den Räumen der Kirche eine Kunstausstellung präsentiert. „Dabei ist das gut beleuchtete Kirchenschiff ein idealer Ausstellungsort. Dieses Projekt soll daher ein Einstieg sein, die Nicolai-Kirche als Kulturkirche zu etablieren“, stellte Harms fest, bevor der Gesang von Renate Ricken an der Gitarre erklang und der Künstler selbst zu Wort kam: „Warum in diesen Zeiten das Licht so betonen? Für mich waren die letzten Jahre auch eine sehr lichtvolle Zeit, denn viele Bilder hätten ohne die Coronazeit gar nicht entstehen können. Manche Werke haben eine Belichtungszeit von einer halben Stunde – in der vollen Göttinger Innenstadt oder in der Lokhalle sonst undenkbar zu realisieren.“ 

Die Ausstellung von Karsten Knigge ist in vier Bereiche aufgeteilt: Lichtobjekte aus der Serie „Silberscheiden“ zeichnen den Weg des in Harzer Bergwerken geförderten Silbers in nieder-sächsische Prunkbauten nach. Ausgediente Neonreklame-Boxen fungieren hier als Präsentationsfläche für die Fotografien. Die Serie „Blurred Visions“ ist ein Grenzgang zwischen impressionistischer Malerei und Fotografie. Mit einer speziellen Wischtechnik bei der Aufnahme verfremdet Knigge die Motive und reduziert sie in ihrem Farbspektrum. Sie erinnern oft mehr an Gemälde, mit einer für Fotografie ungewöhnlichen, nahezu lyrischen Anmutung.

Die Ausstellung enthält außerdem zahlreiche Lightpaintings des Künstlers. Sie entstanden an verschiedenen Orten Europas wie Venedig und Paris, aber auch „vor der Haustür“ im Raum Göttingen – größtenteils mit Sohn Findus Hirt zusammen. Während der Belichtung werden bei dieser Technik Lichtspuren in die Aufnahme eingefügt. Ein spiritueller Bezug findet sich in den Arbeiten "Letzter Gruß". Knigge fotografierte verlorene oder weggeworfene Handschuhe, die ihrem früheren Besitzer zum Abschied ein Lebewohl zuzuwinken scheinen. „Alles begann auf der Rückfahrt von Essen, als ein Lkw einen Handschuh überfuhr, der wie zum Gruß ein Victory-Zeichen machte“, verriet der Künstler.

Er hinterließ mit seinen Werken bei der Ausstellungseröffnung großen Eindruck, was auch in persönlichen Gesprächen bei Canapés und kühlen Getränken in der Winterkirche deutlich wurde. So stellte eine Besucherin zum „Letzten Gruß“ fest: „Das habe ich so noch nie gesehen. Jeder Handschuh wirkt für sich; und das immer unterschiedlich – faszinierend!“ 

Zur Person: 

Der aus Göttingen stammende Fotograf Karsten Knigge zeigte seit den 90iger Jahren seine fotogra-fischen Arbeiten in verschiedenen Einzel- und Gruppenausstellungen in Göttingen, Hannover, Hamburg, St. Andreasberg und Torun (Polen). Er beschäftigt sich immer wieder mit den Grenzbereichen der Fotokunst: verschiedene Montagetechniken, Langzeit-Belichtungen oder experimentelle Fotografie.

Die Ausstellung, die bis zum 17. Dezember gezeigt wird, wird unterstützt aus Kulturmitteln des Landkreises Göttingen.

Öffnungszeiten:    

  • Sonntags nach dem Gottesdienst 
  • Mittwochs 15 - 18 Uhr – mit dem Künstler
  • Samstags 14 - 17 Uhr 
    Austellungsort:     ev. Nicolaikirche, Junkernstraße, 37412 Herzberg
    Informationen:     Karsten Knigge, Tel. 0173 2803279




 

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