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18.10.2022

Den Harzer Dialekt bewahren und aufleben lassen


Horst Edert trug Gedichte in Mundart vor – rechts daneben steht die Mitorganisatorin Léa P. Lange

Die Kulturgruppe der ZukunftsBergstadt hatte einen Heimatnachmittag zur Harzer Mundart organisiert

von Herma Niemann

„De Horz is, wat de Dialekten angeiht, förwiss de interessanteste Kuntrei in Norddüütschland: Nedderdüütsch un middeldüütsche Dialekten wesselt sick af“. Diese Einleitung stammt aus dem Buch „Harzer Mundart-Truhe“ von Louis Wille, und wird vielleicht einigen der Besucher im Gemeindehaus in Bad Grund am vergangenen Freitagnachmittag bekannt sein. 

Mehr als 20 Gäste waren zu dem Heimatnachmittag gekommen, den die Kulturgruppe der Zukunftsbergstadt unter dem Motto Harzer Mundart „Brockenweise“ organisiert hatte. Wie Léa P. Lange, eine der Organisatoren, Ringer Zechenhaus in Clausthal-Zellerfeld darauf gekommen, einen solchen Nachmittag auch in Bad Grund durchzuführen. „Es wäre schön, wenn wir die alten Harzer Traditionen wieder aufleben lassen“, so Lange „das ist mir eine Herzensangelegenheit“. Lange sei mit dieser Sprache groß geworden.

Den Anfang zur Herkunft und Tradition der Mundart machte Horst Edert aus Lautenthal, der zunächst eine humorvolle Geschichte über die vermeintliche Entstehung des Harzes durch Gott erzählte. Gott berichtet darin Petrus: „Das ist der Harz, die schönste und beste Stelle auf der ganzen Welt. Hier ist das Zentrum für Kultur, hier sind die Menschen gesellig, fleißig und humorvoll“. Edert berichtete, dass aufgrund der zahlreichen Erzvorkommen viele Bergarbeiter aus dem Böhmischen Erzgebirge, Norwegen, Südtirol und Schweden in den Harz gekommen waren. „So ist die Harzer Mundart entstanden, mit kleinen regionalen Unterschieden“, so Edert „ich bin dankbar, dass Ihr hier einen solchen Nachmittag veranstaltet“. Da auch Goethe und Heine auf ihren Harzreisen von der Mundart berichtete hätten, sagte Edert: „Als so wichtig hat man also unsere Muttersprache angesehen“. Eder verlas noch einen Brief aus dem 18. Jahrhundert sowie die Gedichte über das erste und letzte Glückauf und „Die Harzer Muttersprache“. Selbst für diejenigen, die die Harzer Mundart vorher vielleicht noch nicht gehört hatten, war dennoch nicht schwer, den Inhalten zu folgen. Und je mehr man hörte, umso mehr gewöhnte man sich daran. Hier sei noch anzumerken, dass die Oberharzer Mundart keine spezielle Untertage.Sprache der Bergleute war, sondern eine Alltagssprache.

Weiter ging es Fritz J. Mertens aus Wolfshagen. Wie Mertens erklärte, habe man in Wolfshagen nicht Mundort, sondern Ostfälisches Platt gesprochen. Die Unterschiede würden in vielen feinen Nuancen liegen. Mertens trug aus dem Gedächtnis das Gedicht in Versform „Die Treibjagd“ vor, und im Anschluss noch zwei weitere Gedichte über alte Harzer Traditionen zu Weihnachten und zum „Gimpelfangen“. Nach der Pause trugen Inge Schubert aus Wildemann und Ingrid Lader aus Clausthal-Zellerfeld Gedichte, Anekdoten und Sketche in Mundart vor.

Für das leibliche Wohl gab es unter anderem Kaffee und Schmandkuchen sowie in der Pause Schmalzbrote, Harzer Schmorwurst, Mooskuchen und Weinbrandkaltschale – an liebevoll gedeckten Tischen mit Kerzen, Kastanien und Blättern. Die Kulturgruppe hat vor, solche Veranstaltungen zu alten Harzer Traditionen in größeren Abständen auch fortzuführen.

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Über 20 Gäste waren zum Heimatnachmittag in das Gemeindehaus Bad Grund gekommen

Fritz J. Mertens aus Wolfshagen bei seinem Gedichtvortrag in Ostfälisch Platt

 

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