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22.09.2022

In den nächsten Jahren wird es keine Erträge geben


Informationsaustausch zu forstwirtschaftlichen Flächen im Kirchenkreis

...KKHL Christian Dolle

Etliche Kirchengemeinden im Harzer Land verfügen über eigene Forstgebiete. Mehr als 250 Hektat Wald sind es insgesamt im Kirchenkreis, doch wie überall haben die Bäume unter der Trockenheit der vergangenen Jahre gelitten, die Holzwirtschaft auf den Flächen befasst sich nur noch mit der Aufforstung, so dass vielleicht in 30 Jahren wieder mit Erträgen zu rechnen ist. 

Diese besorgniserregende Situation war ein guter Anlass, um im Rahmen der Visitation von Regionalbischöfin Adelheid Ruck-Schröder zusammenzukommen und sich über die Gemeindegrenzen hinweg auszutauschen. Dr. Hendrik Rumpf von den Niedersächsischen Landesforsten informierte in Bad Lauterberg über die momentane Situation des Waldes und die Strategien, in umzuwandeln und angesichts der sich verändernden Bedingungen robuster zu machen. 

Totholz werde größtenteils stehengelassen, erklärte er die für viele ungewohnten und erschreckenden Anblicke im gesamten Harz, doch auf jeden Fall müsse man noch in den Wald hineinkommen, um bei Bränden wie jüngst um den Brocken überhaupt handlungsfähig zu bleiben. Auch wenn das Wild sich durch die toten Flächen verlagert, müsse es an anderen Orten bejagt werden, betonte Dr. Rumpf, das langfristige Ziel sei ein klimastabiler Wald. 

Diese Entwicklung ist nicht neu, auch in den vergangenen Jahren wurde dafür schon einiges auf den Weg gebracht. In den nächsten 15 Jahren aber soll nun definitiv der Umbau auf Mischbestände erfolgen. Buche, Douglasie, Lärche, Weißtanne und andere Bäume sind präferiert, doch müsse an Baumarten und auch an Techniken manches schlicht ausprobiert werden, weil es nur unzureichend Erfahrungswerte gebe, um einen klaren Plan vorzugeben. 

„Man weiß noch nicht alles, denn mit solch extremen Bedingungen hat niemand gerechnet“, sagte der Forst-Betriebsdezernent. Die Wasserspeicher aus dem Boden seien gerade schnell aufgebraucht, im Grunde fehle ein komplettes Jahr an Niederschlag. Die Fichten, die durch die Trockenheit und den Borkenkäfer auf vielen Flächen verschwunden sind, werden also durch andere Baumarten ersetzt, zum Teil auf Erfahrungen gestützt, zum Teil aber auch nach dem Trial-and-Error-Prinzip.

Letztlich soll eine naturnahe Waldbewirtschaftung möglich sein, ein anderer Ansatz als im Nationalpark, wo der Wald eben nicht wirtschaftlich genutzt wird. Naturwald und Nutzung stehen sich oft entgegen, räumte Dr. Rumpf ein, doch Ziel der Landesforsten und auch der kirchlichen Flächen ist es natürlich, irgendwann wieder Erträge zu erzielen. In den kommenden Jahren müsse jedoch in den Wald investiert werden, auch wenn es da unterschiedliche Meinungen gibt, ob das angesichts der derzeitigen Lage überhaupt lohnt. 

So wurde unter jenen, die mit den Forstflächen befasst sind eifrig diskutiert, während den anderen anschaulich nahegebracht wurde, wie komplex Forstwirtschaft eigentlich ist. In jedem Fall ein fruchtbarer Austausch und auch eine Verdeutlichung, wie ernst die Trockenheit gerade ist und welch weitreichende Folgen sie nach sich zieht. Die Annahme, dass es in 30 Jahren wieder gesunde Waldflächen und somit Erträge geben kann, beruht immerhin auf der Grundlage „normaler“ Verhältnisse. 



 

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