Regionales / Bad Sachsa / Walkenried

19.09.2022

„Letztlich zählt die Verbundenheit mit Gott“


Assessor Holger Kasfeld aus Herford

Bad Sachsa gehört seit 25 Jahre zur Landeskirche Hannovers

...KKHL Mareike Spillner

Seit 25 Jahren gehört die St. Nikolai-Kirchengemeinde zur Landeskirche Hannovers! Erst? Ja, genau! Denn von 1954 bis 1996 zählte sie tatsächlich zur Westfälischen Landeskirche. „Aus einem ursprünglichen Provisorium wurde dann doch eine lange geschichtliche Einheit“, erklärte Pastor Urs Ebenauer am Sonntag bei einem Festgottesdienst dieses kleinen Jubiläums einer großen Veränderung. Und das kam so: 

Die Evangelische Kirchengemeinde Bad Sachsa wäre heute eigentlich Teil der benachbarten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, wäre 1945 die Grenze zwischen der britischen und sowjetischen Besatzungszone entlang der damaligen Ländergrenzen gezogen worden. Im Zuge der Einrichtung der Besatzungszonen fand sich Bad Sachsa nach dem 2. Weltkrieg durch Grenzbegradigungen in der Britischen Besatzungszone wieder. Damit wurden die Verbindungen zur damaligen Evangelischen Kirchenprovinz Sachsen und zum Kirchenkreis Nordhausen unterbrochen. So wurde Bad Sachsa – genau wie Tettenborn – auch kirchlich vom heutigen Thüringen abgetrennt und, zur Kirchenprovinz Sachsen gehörend, ab 1954 von Westfalen aus verwaltet. „Erst zum 1. Januar 1997, nach vielen Gesprächen, erfolgte der Wechsel in die Ev.-luth. Landeskirche Hannovers. Die Kirchengemeinde Tettenborn hingegen gehört seitdem zur Evangelischen Landeskirche Braunschweig. Damit wurde den politischen Veränderungen jeweils Rechnung getragen.“

Pastor Ebenauer erinnerte an die schwierigen Jahre vor 1954, in denen Bad Sachsa und Tettenborn als Gemeinden nahezu auf sich allein gestellt waren. Der KV-Vorsitzende Hans Christian Metzger begrüßte die Ehrengäste, darunter Regionalbischöfin Dr. Adelheid Ruck-Schröder. Auch viele Zeitzeugen von damals waren beim Festgottesdienst dabei, um an die damaligen Geschehnisse zu erinnern. So erklärte Reinhard Michel: „Für mich kam 1993 die Aufforderung aus Westfalen, über die Zukunft in einer anderen Landeskirche nachzudenken, nicht überraschend.“ Westfalen habe über die Jahre viel Geld in die Gemeinde investiert. Die Restaurierung des Pfarrhauses haben die Westfälische und die Hannoversche Landeskirche je zur Hälfte gezahlt. „Das war schon sehr komfortabel.“ Silke Bosse, damals im Kirchenvorstand, schloss sich an: „Hannover hatte die besseren Angebote – und ich denke, wir haben es auch ganz gut getroffen.“ Andersherum aber auch, wie Regionalbischöfin Dr. Adelheid in ihren Grußworten feststellte: „Es ist gut gelaufen für die Hannoversche Kirche. Denn in Bad Sachsa gibt es viele Haupt- und Ehrenamtliche, die sich hier mit viel Herz und Fachwissen engagieren.“ Auch der ehemalige Bad Sachsaer Pastor Dr. Traupe, sichtlich gerührt, seine erste Gemeinde wiederzusehen, Petra Utermöller als Vertreterin des damaligen Kirchenvorstands sowie Pastorin Annegret Steinke vom Kirchenkreis Südharz hielten berührende Ansprachen und Pfarrer Gresing aus Tettenborn schloss mit den Worten des Fußballergebnisses vom Wochenende: „Ich sage es mal so: 1:1 Hannover gegen Braunschweig“. 

Musikalisch begeisterte José Lopez de Vergara mit Telemann an der Orgel und Britta Correl-Zerres an Trompete und Horn. Die Predigt zum Thema „Identität und Zugehörigkeit“, angelehnt an die Geschichte vom suchenden Kämmerer in Apostel 8, 26-29, hielt der stellvertretende Superintendent des Kirchenkreises Herford, Assessor Holger Kasfeld. Nicht nur sein Tenor, sondern auch der der Anwesenden: Egal, welcher Landeskirche ein jeder angehört – letztlich zählt die Zugehörigkeit und Verbundenheit mit Gott. Und auch wenn die äußeren Mittel, über die Landeskirchen, Kirchenkreise und damit auch einzelne Gemeinden verfügen, ärmer werden, so seien sie doch weiterhin reich an Gaben, reich an Gemeinschaft, reich an Zuversicht und Verbundenheit. 


v.l.:Hans-Christian Metzger, Reinhard Michel, Pastor Urs Ebenauer und Dr. Adelheid Ruck-Schröder. Im Hintergrund die weiteren Ehrengäste

 

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