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13.09.2022

Abschied von Pastor Michael Bohnert in St. Marien


... Uta Herrmann

31 Jahre Pastorenleben in Osterode mit verschiedener Zuständigkeit erst für Aegidien und Marien und dann nach 6 Jahren für Jacobi und Marien, das ist eine lange Zeit. „In welchem Beruf muss man sich so viele Gedanken um das Weitergeben von Texten machen und sich gleichzeitig selbst mit seiner ganzen Person den Fragen nach Glauben und Leben stellen, weil die Texte dazu herausfordern?“ fragte am Tag des letzten Gottesdienstes in Marien die Vorsitzende des Kirchenvorstandes.

Es war ein besonderer Gottesdienst in der kleinen Kirche, dem so lange Zeit vertrauten Gottesdienstraum, in den am Abend viele Weggefährten gekommen waren. Gebannt hörten sie auf die Auslegung einer der Heilungsgeschichten aus dem Neuen Testament. Berührung zulassen, um gesund zu werden? Dabei galt es für uns jetzt zwei Jahre lang: Berührung vermeiden, um nicht krank zu werden. Mit dieser Frage, wieviel Nähe gut und hilfreich ist, war Michael Bohnert mittendrin in dem Problem unserer Gegenwart, in der die Menschen spüren, wie einsam der wird, der sich aus lauter Vorsicht immer mehr zurückzieht.

Zum Pastorenleben gehört genau dies: Begegnungen mit den Menschen suchen, sich ihnen immer wieder neu stellen. Ob es in Trauergesprächen oder als Notfallseelsorger ist, ob mit Kindern Fußball gespielt wird, oder ob man mit KonfirmandInnen um die Konflikte Heranwachsender ringt.

Für die Gemeinde war dieser Abschied im fast familiären Rahmen wichtig. Es wurden Erinnerungen ausgetauscht an Menschen und Feste im Kirchgarten, an große Sammelaktionen für die Orgel und die Sanierung der Kirche, an das Betreuen der großen Baumaßnahme und an das Öffnen der Zeitkapseln aus dem Turmknopf.

Dass kaum einer nach dem Gottesdienst nach Hause eilte, sondern die Gäste noch bis in die Dunkelheit in kleinen Gruppen im Kirchgarten zusammensaßen oder -standen, war keine Überraschung. Der Abschied fiel niemandem leicht. Hier überreicht Friedrich-Carl von Richter im Namen der Fördervereins ein Geschenk für die stillen Ruhestandsabende. Im Hintergrund sind die KirchenvorsteherInnen zu sehen. Ihnen liegt besonders am Herzen, dass die Spuren, die Michael Bohnert hinterlässt, in dieser Gemeinde weiter sichtbar bleiben.

Und doch ging der Abend zu ende, Michael Bohnert schloss zum letzten Mal seine Kirche zu. „Ich habe fertig!“ soll er gemurmelt haben. Ob das wohl stimmt? 


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