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03.09.2022

Dreifachfest in der neuen Unterkunft des THW Osterode


Diese Fahrzeuge zogen 1968 die Besucher der Ausstellung vor der Kaffeemühle an

...von Petra Bordfeld

Sie kämpften1974  nicht „nur“ im Vorharz gegen Wasserfluten und ein Jahr später gegen das Flammenmeer in der Lüneburger Heide,  sie bildeten auch vor elf Jahren gemeinsam mit Northeimer Kameraden  chinesische Retter aus, und sie waren ebenfalls an dem Ausheben einer Canabisplantage in Osterode beteiligt – man schrieb das Jahr 2009. Die Rede ist von dem THW-Ortsverband Osterode, der am kommenden Freitag und Samstag, 2. und 3. September, zum einen sein 60jährges Bestehen, zum anderen die auch schon 50 Jahre währende Existenz der Jugendgruppe und endlich die offizielle Einweihung der neuen Uterkunft feiern möchte.

Wollte man derartige, ähnliche oder ganz andere Ereignisse aufzählen, da dürfte vermutlich ein Buch in Lexikon-Stärke dabei herauskommen. Fest steht allerdings, dass alles mit der Gründung des THW im Jahr 1958 begonnen hat. Allerdings wurde der erste Ortsbeauftragte erst am 10. Juli 1959 ernannt, es war Dipl.-Ing. Gehard Borchard.

1961 rollte das erste Einsatzfahrzeug an, ein Borgwardt, ein Jahr später bestand die Einsatzflotte aus vier Fahrzeugen. Heute besteht sie aus acht Fahrzeugen und sieben Anhänger. Bis dahin, so war zu vernehmen, mussten alles per Schubkarren von A nach B geholt oder gebracht werden. Da Zelte noch anzuschaffen waren, wurden sich durchaus auch unter  den LKW Lager aufgeschlagen.
Im Februar 1962 erfolgte auch der erste große Einsatz, der gleich in Richtung Hamburg führte, wo das Hochwasser das Regiment übernommen hatte. Allerdings war der Einsatzort für das THW Osterode der Jadebusen und der Ort Stollhamm. Ein Jahr später erhielten die Einsatzkräfte die Dankmedaille der Niedersächsischen Landesregierung für ihren Einsatz. Dabei brachte der damalige Stadtdirektor, Ernst Schlüter, seine Überzeugung zum  Ausdruck, dass sich das THW auch in Zukunft für die Allgemeinheit einsetzen werde, womit er Recht behalten sollte.

1970 gründete Ullrich Neuse, das Urgestein des THW Osterode,  die Jugendgruppe, die heute noch einen erfreulich großen Bestand hat. Er hatte dort sieben Jahre lang das Amt des Jugendwartes inne.
1971 sorgte  auf dem alten Badenhäuser Bahnhof der Kleinbahn eine  Explosion von Güterwagen dafür, dass die DRK-Ortsverbände Badenhausen, Windhausen und Gittelde, die Freiwillige Feuerwehr Badenhausen und das THW zum Einsatz kamen. Am Unfallort eingetroffen – dort steht übrigens heute die Kindertagesstätte – stellte sich heraus, dass hier der Ernstfall geprobt werden sollte.
Im November 1972 sorgte der sehr reale Orkan „Quimburga“ mit einem großen Schaden im Harz für Realität. Denn der Orkan hatte eine bis dahin unbekannte Stärke von 200 km/h – auf dem Brocken wurden sogar 240 km/h. 100.000 Hektar Wald wurden beschädigt, 4.800 Hektar, insbesondere Fichtenbestände, wurden  komplett zerstört, und das THW Osterode gehörte zu den Rettungskräften.
1974 kam das THW zum Einsatz, weil Regen und Schmelzwasser dafür gesorgte hatten, dass auch das Harzvorlang unter Wasser stand. Den Helfern standen übrigens Freiwillige Ortsfeuerwehren und DRK-Ortsverbände zur Seite.

Im August 1975 rückte das THW allerdings mit drei Fahrzeugen und 15 Helfern in die Lüneburger Heide aus, um im Raum Gifhorn gegen die Flammen ankämpfen
1985 flogen Bernd Oppermann und Thomas Engel in das von Hungersnot heimgesucht Äthiopien, um dort mit anderen Helfern defekte LKW wieder flott zu machen, damit diese erneut für den Hilfsgütertransport eingesetzt werden konnten.

Im April 1989 wiederum half das THW beim Grenzabbau, die Osteroder zählten zu den 60 Helfern, die den DDR-Signalzaun entlang der innerdeutschen Grenze in Raum Heiligenstadt abbauten.
Im November 1994 brach Thomas Engel zusammen mit weiteren 69 THWler aus Niedersachsen und Baden-Württemberg zu Hilfseinsätzen nach Zaire auf, die vier bis fünf Wochen dauern sollten.
Das Oderhochwasser 1997verursachte für Überschwemmungen an den Flussläufen im Juli und August schwere Schäden in Tschechien, Polen und Deutschland und forderten zahlreiche Opfer. Zur Bewältigung dieser Flut und bei den Abwehrmaßnahmen in Deutschland waren auch Helfer des THW Osterode mit großem personellem Aufwand beteiligt.

Ende 1999 wurde Ulrich Neuse der neue Ortsbeauftragte des THW Osterode. Ulrich Neuse übergab während der 50-Jahr-Feier des THW Osterode dann das Kommando an Carsten Schmidt
2002 sorgte das Elbehochwasser  für einen Einsatz, der nach Lüchow-Dannenberg führte, um dort gemeinsam mit der DLRG dem Fluss namens „Jeetzel“ in den Griff zu bekommen. Denn die „Jeetzel“ floss fast im rechten Winkel in die Elbe, wodurch die Deiche zu brechen drohten.
2003 waren die THWler in Goslar als Komparsen anzutreffen, wo Armin Rohde den Film „Das Wunder von Lengede“ drehte, welches sich vor 69 real zugetragen hatte.

2009 waren das THW Osterode, Clausthal-Zellerfeld  und Nordheim in Clausthal Zellerfeld im Einsatz. Denn dort hatte sich in einer Chemiefabrik eine Explosion ereignet, und das Gebäude drohte zusammen zu stürzen. Alle waren froh, dass es sich „nur“ um eine Übung gehandelt hatte.
2010 stand schon wieder ein  Einsatz wegen Hochwasser, der Einsatz  zur Kampfmittelbeseitigung Göttingen und der Einsatz gegen die Widernisse des Sturms „Xynthia“ zählten auch dazu.
2011 und 2012 gewährten das THW Technische Hilfeleistung  beim Oxfarm Trailwalk, derartige Leistungen gab es später bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen
2014 vollzog sich im Landkreis Goslar wohl das höchste Hochwasser seit 100 Jahren und das THW rückte deswegen aus.

2017 begann die Planung des Neubaus auf der Fläche „Über der Landwehr 24“. Der sollte zwei Jahre später fertig sein, was übrigens auch gelang. Nur musste die für das Jahr geplante große Einweihung auch wegen Corona auf dieses Jahr verschoben werden.

2018 sorgte der Moorbrand im Emsland  für einen weiteren Einsatz. Denn dieser Großbrand war nördlich der niedersächsischen Stadt Meppen auf dem Gelände der Wehrtechnischen Dienststelle 91 und im Naturschutzgebiet Tinner Dose-Sprakeler Heide ausgebrochen. Sturmhochwasser gab es dahingegen im selben Jahr an einem Wochenende im Landkreis Göttingen.

Als im Juli 2021  das Sturmtief „Bernd“ das Ahrtal, welches sowohl in Nordrhein-Westfalen, als auch in Rheinland-Pfalz gelegen ist, heimsuchte, machten sich 35 ehrenamtliche Helfer des THW auf den Weg dorthin. Sie leisteten dort 12166 Arbeitsstunden, und legten eine 15.413 km betragene Strecke mit alle Fahrzeugen des Ortsverbandes zurück. 

Ende desselben Jahres prägten die blauen THW-Fahrzeuge das Osterode Stadtbild. Denn THW-Ortsgruppen waren aus dem gesamten Bundesgebiet angerollt, um den Ernstfall und das durchaus lebenswichtige Zusammenspiel der Helfenden zu üben. Rund 160 Einsatzkräfte verlegten dabei übrigens rund 40 Kilometer Kabel nicht nur im Innenstadtbereich.
2022 stehen die Feiern anlässlich des 60jährigen Bestehens des THW Osterode, des 50jährigen Bestehens der Jugendgruppe und die Einweihung der Unterkunft im Industriegebiet Katzenstein  im Mittelpunkt.


Bei dieser Übung des THW ging es darum. Verletzte aus Höhen zu bergen

Diese Urkunde wurde am 10. Juli 1959 dem ersten Ortsbeauftragten, Dipl.-Ing. Gehard Borchard, überreicht

Dieses Schild wurde vor der neuen Unterkunft platziert

Dieses Fahrzeug rolle 1963 beim THW Osterode an

Sie gehörten der THW-Jugendgruppe an, welche 1973 die Grundscheinprüfung ablegten

Dieses MTW wurde in den 80er Jahren dem THW Osterode übergeben

Die folgenden Bilder können Sie vergrößern, wenn Sie ein Eseltreiber-Abo haben:


Diese Bilderentstanden bei einer großen Übung im Juni diesen Jahres

 

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